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Streit der WocheOhrlöcher für Kinder?

Hübscher Schmuck für kleine Mädchen oder gemeine Körperverletzung? Ob Kinder Ohrlöcher bekommen oder nicht – bis jetzt entscheiden die Eltern.

Ohrringe bei Kindern: Schön anzusehen oder Körperverletzung? Bild: imago/blickwinkel

BERLIN taz | Ihre dreijährige Tochter wollte die Ohrlöcher selbst, sagen die Eltern. Also haben sie das Mädchen in ein Piercingstudio gebracht und seine Ohrläppchen durchstechen lassen. Währenddessen hat das Kind geweint, auch später noch hatte es Schmerzen und habe, so ein Kinderarzt, traumatisiert gewirkt. Und die Eltern forderten Schmerzensgeld vom Studio.

Der zuständige Richter am Amtsgericht Berlin-Lichtenberg will nun prüfen, ob sich die Eltern oder die Besitzerin des Studios strafbar gemacht haben, einem so jungen Kind Ohrlöcher zu stechen. Es sei zweifelhaft, dass das dem Wohl des Kindes gedient habe, so das Gericht.

Während der Beschneidungsdebatte war das Ohrlochstechen noch ein nicht ganz ernst genommener Vergleichspunkt, jetzt ist die Diskussion voll ausgebrochen: Ohrlöcher für Kinder? Viele finden Ohrringe bei kleinen Mädchen hübsch. Der Schmuck hilft, schon Kleinkinder, deren Geschlecht noch nicht eindeutig erkennbar ist, als Mädchen zu kennzeichnen. Außerdem sei das ja wohl eine Sache zwischen Eltern und ihren Kindern und gehe keinen Außenstehenden etwas an, heißt es oft.

Bild: taz

sonntaz

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Aber ob den Kindern das Ohrlochstechen gefällt? Mutwillig und schmerzhaft wird ein Körperteil unwiderruflich beschädigt, Ohrlöcher wachsen nie wieder ganz zu. Die kleinen Wunden müssen versorgt werden, damit sie sich nicht entzünden. Kleinkindern zu erklären, dass kein Schmutz an ihre Ohren kommen darf, ist gar nicht so einfach. Ohrlochstechen verletzt das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit, sagen viele, die Eltern verletzten ihre Sorgfaltspflicht.

Und wenn das Kind selbst unbedingt Ohrstecker will, weil sie so schön sind, weil alle anderen auch welche haben? Sollen die Eltern dann standhaft bleiben oder nachgeben?

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42 Kommentare

 / 
  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @alle-die-ohrlöcher-muslimisch-nennen: Haltet mal den Rand.

     

    @Die Bösen Muslime: Ebenso.

     

    Ohrlöcher sind eine ganz und gar säkulare Tradition. Die mag man gut finden oder schlecht. Wer sie an Religion knüpft, versucht nur, sie der allgemeinen Kultur zu stehlen.

     

    Vielleicht entscheiden wir irgendwann als Gesellschaft, dass Ohrlöcher für Kinder verboten sein sollten. Das hat dann aber immernoch nichts mit Religion zu tun. Es ist einfach Ausdruck einer sich ändernden Kultur.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Ich habe selbst ein Ohrloch. Meine Eltern haben mir erlaubt, es mir stechen zu lassen, als ich noch im Kindergarten war, und ich war jahrelang glücklich damit.

     

    Ich bin sicher, das Stechen hat weh getan, aber ich weiß, dass es damals meine eigene Entscheidung war. Und ich denke, dass es mir geholfen hat zu lernen, Verantwortung für meinen eigenen Körper zu übernehmen.

     

    Heute trage ich keinen Ohrring mehr und habe auch keinen sonstigen den Körper verletzenden Schmuck, aber ich habe das Ohrloch nie bereut.

     

    Wenn Ohrlöcher gegen den Willen des Kindes gestochen werden (oder bevor es mitentscheiden kann), finde ich das kritisch, weil das Kind damit genau das Gegenteil dessen erfährt, was ich erfahren habe: Es kann nicht selbst über seinen Körper bestimmen.

  • S
    smagnus

    Ein Kind hat wie jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Zugleich gibt es auch andere Rechte, wie das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Der Unterschied zu einem Erwachsenen liegt darin, dass einem Kind im Allgemeinen die volle Tragweite des eigenen Handelns nicht bewusst ist und somit die Erziehungsberechtigten die Interessen des Kindes vertreten müssen.

     

    Bei einem Impfung läßt sich die Körperverletzung durch einen Nadelstich einfach mit dem Erhalt der körperlichen Unversehrtheit im Fall potentieller Erkrankung und damit mit der Vertretung der Interessen des Kindes erklären. Bei einem Ohrloch glaube ich nicht, dass ein Kind sich bewusst ist, danach Schmerzen und Risiko für Infektionen zu haben. Auch der dauerhafte Schaden am durchstochenen Körperteil gegenüber einem spielerisch geäußerten Wunsch nach einem Ohrring kann nicht zuverlässig als Interesse des Kindes gesehen werden. Schon garnicht kann ein Wunsch der Eltern nach einer Verschönerung des Kindes den Eingriff rechtfertigen, dann handelt es sich um Körperverletzung durch die Eltern. Meiner Ansicht nach hat ein Kind, dass sich einen Ohrring wünscht und alle Konsequenzen daraus versteht ein Recht auf das Stechen, aber da es im Allgemeinen nicht möglich ist die Reife des Kindes in dieser Entscheidung zu prüfen sollte man das Stechen bei Kindern ganz verbieten.

  • SU
    Susanne Ulmke

    Ich wollte als Jugendliche am liebsten 10 Löcher in jedem Ohr haben, und verdanke es meiner renitenten Mutter, das es nur je 2 wurden. Sie sind nie zugewachsen, obwohl ich nur die unteren nutze, und vereitern immer mal wieder, eine permanente Verletzung des Körpers, die ich aber selbst zu verantworten habe. Wenn ich allerdings bei einer Bekannten sehe, dass sie ihrer 2-jährigen Tochter Löcher stechen lässt, könnte ich die Frau ohrfeigen.

  • L
    Little

    Ein halbwegs intelligenter Mensch würde seinem Kind in einem nicht-mündigen Alter niemals Ohrlöcher stechen lassen. Ich habe selber eine 2jährige Tochter und würde niemals auf so eine dumme Idee kommen. Abgesehen davon finde ich es nicht schön- es hat einen vielmehr asozialen Touch sein Kleinkind derart herumlaufen zu lassen- aber das ist schließlich Geschmacksache.

    Ich habe meine Ohrlöcher in der zweiten Klasse gestochen bekommen und fand es ziemlich schmerzhaft. Auch entzündeten sich die Ohrlöcher in der Anfangszeit ständig, was nicht sehr angenehm und nervig war. Damals habe ich meine Eltern so lange angebettelt, bis sie mir die Ohrlöcher erlaubt hatten. Aber rückblickend meine ich, man kann auch mal Vernunft walten lassen und muss seinem Kind nicht immer gleich jedem Wunsch nachgeben.

  • M
    Micha

    Alle betrachten nur dieses als Körperverletzung, aber selbst das Haare schneiden ist bereits eine Körperverletzung wird das dann demnächst auch unter Diskussion stehen?

  • M
    Manuela

    So. Jetzt schreib ich hier auch meine "Leidensgeschichte" nieder.

    Ich war noch nicht einmal ein Jahr und mir wurden in beide Ohrläppchen Ohrringe gestochen. Ich hab daran keine Erinnerung mehr. Ich weiß, dass ich ein lebhaftes Kind war, das durchaus im Dreck gespielt hat und durch den Wald gerannt ist. Meine Ohrläppchen sind noch dran. Ich habe keine Traumatisierung bezüglich meiner Ohren oder des Schmerzes. Auch bin ich nicht als Püppchen aufgewachsen. Soviel dazu. Man kann auch ein "normales" Leben führen mit früh gepiercten Ohren. Und - mir gefallen meine Ohrlöcher noch immer. Ansonsten hat man ja die Möglichkeit, die Stecker, Ringe, sonstiges, rauszumachen. Fertig ist der Lack.

    Jetzt zu diesen Vergleichen von Ohrlöchern mit Beschneidung und das Hochhypen zu einem schlimmen Verbrechen.

    Beschneidung greift in die Intimsphäre ein und kann irreversible Schäden verursachen. Von der Qualität der Körperverletzung steht sie auf jeden Fall über dem Stechen von Ohrlöchern. Dass durch einen Ohrring oder Ohrknopf verletzungsgefahr besteht, hat man auch durch anderen Schmuck wie Ketten, Ringe etc. Damit kann man auch irgendwo hängen bleiben und sich verletzen (zb. Ring - Finger ab) Die Eltern sollen über sowas selber entscheiden dürfen.

    Meiner Meinung nach gibt es viele andere Themen wie emotionale Vernachlässigung, Materialismus in der Kindererziehung, Kind als Prestigezeichen, die viel mehr Schaden an dem Kind anrichten und die in der Gesellschaft thematisiert gehören, da DAS Themen sind, die die Gesellschaft etwas angehen, da sie direkt auch mit der Sozialisierung zu tun haben.

  • C
    Christian

    Meine Mutter hat mir nicht mit Drei aber immerhin Sieben stechen lassen; obwohl das ein gutes Stück später ist, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, das selbst entschieden zu haben, sondern sie empfand das eben als "hübsch". Seit ich 10 war habe ich nie wieder in meinem ganzen Leben Ohrschmuck getragen und nie gemocht, muss mich dafür aber mit den hygienischen Nervigkeiten von Ohrlöchern rumschlagen zumal ich im Bereich der Ohren eh anfällig bin...

     

    Ich kann keinen Sinn im Recht der Eltern erkennen, am Kind physikalische Manipulationen vornehmen zu lassen, die ihm lebenslang erhalten bleiben.

     

    Wenn wir dies jetzt aber auf die Religionspraxis ausweiten, nun, da ist meine Einzelmeinung, dass ich solche weitreichenden Entscheidungen in einem höheren Alter als sinnvoll erachte, und den Ritus gegenüber der Sicherstellung der geistigen Reife zum Zeitpunkt solcher Eingriffe als untergeordnet betrachte.

    Wobei ich deswegen in den entsprechenden Riten in Judentum und Islam keine Kinderquälerei sehe - viele Leute sehen leider nur dieses eine Detail wobei eine Initation in eine (Glaubens-)Gemeinschaft viel vielschichtiger ist und in innerhalb dieser selbst eine Reifebewertung darstellt (insofern existiert in unserer Gesellschaft nur eine Konvention darüber, wann jemand als erwachsen erachtet wird - dies erleichtert und ermöglicht das Zusammenleben mit verschiedenen Überzeugungen, aber kann niemals annährend so tief gehen, dass sie auf ein Subjekt "zutreffend" ist, da "Reife", im anderen Sinne als der Biologischen, letztendlich ein gesellschaftliches Konstrukt bleibt). Beschneidung ist nicht gleich Kindeswohlverletzung und wird von den Eltern ganz gewiss nicht ihrer selbst wegen praktiziert! Mit Ohrlöchern ist dies tatsächlich nicht vergleichbar.

     

    Und zu meiner Ansicht: sie liegt schlicht darin begründet, dass ich getauft wurde (ev.-luth.), aber mich zu keinem Zeitpunkt vollends mit der entsprechenden Religion identifiziert habe können. Erst im Erwachsenenalter habe ich zu meiner Religion gefunden (Buddhismus).

    Da durch meine Religion aber eben keine Beschneidung oder ähnliches erfordert, fehlt mir hier einfach die Tiefenkenntnis und würde mir deswegen kein Urteil über die Religion und der Lebenswirklichkeit der in ihr Lebenden und mit ihr Aufgewachsenen erlauben wollen.

     

    Bei der religiösen Prägung finden wir schlichtweg den simplen Konflikt vor, wie wir in allen Bereichen vorfinden: Eltern haben nicht nur das Recht sondern sind auch gezwungen Entscheidungen für das Kind zu treffen, von denen einige einem mit absoluter Garantie (besonders in der Pubertät *g) von demselbigen um die Ohren gehauen werden ;-). Aber die simple Feststellung: das ist nunmal so. Dies ist leichter zu akzeptieren, wenn diese Entscheidung reversibel sind und "unsichtbar" sind, weil wir mit dem Wertesystem dahinter vertraut sind.

     

    Ohne diese Vertrautheit scheint der gebotene Respekt um überhaupt einen "echten" Dialog zu führen. Ironischerweise scheint die Netzkultur den Monolog (vermutlich eine Verteidigungsreaktion xenophober Überforderung) zu begünstigen, weil jeder Idiot (inklusive mir ^^°) seine in der Unterseeglocke entwickelte Meinung dahinkleckern kann und überall mindestens einen findet, der ihm Laudatio hält.

     

    Wir sollten uns davor hüten, dass die in einer größer werdenden Welt so reizvollen Vereinfachungen, dazu führen, dass uns zu in (mindestens) 3500/1500 Jahren gewachsene Kulturen nur "Like" oder "Dislike" einfällt.

  • M
    martin

    Kinder brauchen keine Ohrlöcher. So einfach ist das.

  • I
    ion

    "Der Schmuck hilft, schon Kleinkinder, deren Geschlecht noch nicht eindeutig erkennbar ist, als Mädchen zu kennzeichnen.";

    Abgesehen davon – wie bereits von einigen L.kommentatorInnen erwähnt – dass Ohrlöcher heutigentages eher keinerlei geschlechterspezifische Zuordnung begründen:

    Wozu Ohrlöcher(?!): damit sich Pädophile (Verwandte) nicht ver-laufen, -greifen??

    Ausserdem ist fraglich, wie "ihre dreijährige Tochter" dann wohl zweifelsfrei bekundet haben will, dass sie die "die Ohrlöcher wollte" – durch sprech-übendes Nachbrabbeln des ihr in den Mund gelegten Wortes: „Ohrloch!“?

    Je nachdem, wer die Sache vor das Amtsgericht brachte, liest sich der Fall (für mich) nach einer aufgeflogenen Durchstecherei, resp.: versuchter Versicherungsbetrug (, da davon auszugehen ist, dass die Besitzerin des "Studios" versichert ist).

     

    Im Übrigen ergeben sich wichtige Aspekte zur Diskussion aus den Beiträgen:

    von Ulrike Helmer, Verlegerin und Autorin (28.08.2012 17:59)

    und

    von simona (28.08.2012 16:20)

  • 1
    123

    Ach, und ich wurde weder "nuttig" noch trage ich unverhältnismäßig viel Rosa. Und ich kann mich auch nicht daran erinnern jemals beim Spielen oder Toben eingeschränkt gewesen zu sein.

  • 1
    123

    Ich habe meine Ohrlöcher mit knapp 10 Monaten bekommen und weder bleibenden Schäden noch ein gestörtes Verhältnis zu meinen Eltern davongetragen.

  • K
    Kalle

    Wie schon andere hier angemerkt haben ist es das selbe wie mit der religiösen Beschneidung: Es ist eine unnütze Maßnahme, die von den Eltern bestimmt nicht zum Wohl des Kindes durchgeführt wird, und daher sollte sie verboten werden. Im Gegensatz zum Haareschneiden können bei solchen Prozeduren bleibende Folgen entstehen, wie z.B. Entzündungen.

    Es ist daher mehr als unangebracht, Kindern soetwas zuzumuten und sie so sogar noch zu "brandmarken" (ob religiös oder kulturell). Auch wenn diese Eingriffe mit Betäubung vorgenommen würden, wäre immer noch die persönliche Integrität des Kindes (wenn auch noch nicht voll entwickelt) verletzt. Für die Rollenentwicklung wie ein Mädchen auszusehen hat, ist dies gewiss auch nicht förderlich

  • A
    Anita

    Ich hab als 3jaehriges Kind Ohrloecher gestochen bekommen.

    Als sie nach 8 Wochen das erste Mal raus durften, hatte ich so panische Angst, dass keiner mehr in der Lage war, mir die Dinger wieder in die Ohren zu schieben.

    Es ist wieder komplett zugewachsen und ich hatte nie wieder Probleme damit.

    Ich find es trotzdem affig, kleinen Maedels schon die Ohren zu durchstechen.

    Kinder muessen toben und sich dreckig machen und nicht wie kleine Modepueppchen rumlaufen, egal ob Jungs oder Maedels.

  • T
    Töpfer

    Jeder Eingriff in die körperliche Unversehrtheit birgt Risiken für Gesundheit und Leben. Deshalb wird ein Mediziner immer abwägen, ob der Eingriff notwendig ist bzw. die Risiken gerechtfertigt sind.

    Ein Eingriff ohne Notwendigkeit ist per Definition Körperverletzung.

    Die Selbstverständlichkeit des Ohrlochstechens in unserem Kulturkreis ist dieselbe Selbstverständlichkeit, mit der in der islamischen Welt Beschneidungen durchgeführt werden.

    Ein beschnittener Junge leidet nach der Heilung ebensowenig wie ein Kind mit Ohrlöchern.

    Man muss sich daher entscheiden zwischen der körperlichen Unversehrtheit oder dem Gewohnheitsrecht als allgemeingültigem Prinzip. Wichtig ist nur: Es muss dann für alle gelten.

    (Die Beschneidungen bei Mädchen verursacht lebenslanges Leid. Sie darf daher nicht mit der von Jungen verglichen werden.)

  • S
    Siegfried

    Meine Schwester war 7 Jahre alt und wollte auf keinen Fall ihre Ohrlöcher durchstochen bekommen. Sie hatte keine Chance gegen unsere Eltern. Die fanden das Klasse und Basta. Ich weiß noch, wie sehr sie hinterher weinte. Das war im Jahr 1965.

     

    Warum lässt man die Kinder nicht einfach in Ruhe. Egal ob Bescheidungsritual oder der Schwachsinn Mädchen als Babys kennzeichnen zu wollen.

     

    Es ist auf jeden Fall Körperverletzung und ein Gewaltakt an Menschen, die sich nicht wehren können.

  • D
    DrLoch

    @gremlineins

     

    Richtig. Während es für Vorhautbeschneidung auch medizinische Gründe gibt, zB weil sie zu eng ist wie bei vielen Blonden, oder weil es vor Virusinfektionen wie HIV schützt, ist das Ohrlochstechen/Piercing reine (irreversible) Kosmetik.

  • I
    Ingrid

    Ohrlochstechen ist Körperverletzung. Deshalb braucht's dafür eine Einwilligung. Da ein kleines Kind das nicht überblicken kann, die der Eltern. Unabhängig von deren Motiven ist der Eingriff für das Kind schmerzhaft, er bedeutet eine Einschränkung des gewohnten Lebensstils (aufpassen beim Spielen und Toben), es können schlimme Entzündungen mit Schmerzen auftreten... Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund ein kleines Mädchen solchem Stress auszusetzen. Es sind einfach alte Traditionen, Mädchen sollen halt hübsch sein und sollen auf ihre Rolle als hübsche Puppe trainiert werden,während den Jungs das Toben und Draußenspielen offensteht. Schluss damit, und wenn das Mädchen später, mit 16 z.B. ein Ohrloch will, nur zu. Dann ist eine eigene Entscheidung, die mit den Eltern vorher diskutiert werden kann. Kennt jemand eine 5-jährige, oder sogar ein wenige Monate altes Kind, welches die Tragweite eines solchen Eingriffs überblicken kann? Ich spreche aus eigener leidvoller Erfahrung - Ohrlochstechen mit 6 Jahren, und viele Monate entzündete Ohrläppchen, Schmerzen, konnte die Ohrringe gar nicht tragen, und dann waren die Löcher fast wieder zu. Außer Spesen nichts gewesen.

  • A
    Aposke

    Das ist eigentlich eine ganz ähnliche Sache wie mit der Beschneidung - vom Prinzip her gerne, aber erst, wenn die Kinder mündig sind und selbst entscheiden können, ob sie diesen Schritt tun wollen (was ich spätestens ab dem 14. Lebensjahr einfach mal unterstellen würde).

    Nun ist ein kleines Loch im Ohr kein ganz so gravierender Eingriff in die körperliche Unversehrtheit wie die Beschneidung, allerdings ist es eben doch eine Aufhebung dieser Unversehrtheit.

    Und so etwas kann, wenn überhaupt, nur durch die betroffene Person selber entschieden werden, nicht durch Ärzte und auch nicht durch ihre Eltern.

  • L
    Lotta

    Jetzt verniedlicht mal nicht das archaische Rumschnippeln am Pillermann mit dem Stechen von Ohrlöchern. Das sind zwei Paar Schuhe. Ohrlöcher sind ohne jede psychischen Spätfolgen und ohne Stigmatisierung.

  • F
    Freiwind

    @ von Die bösen Muslime

     

    Religiös oder ethnisch motivierte Beschneidungen mit prophylaktischen "Blinddarmentfernungen" zu vergleichen ist schlichtweg dumm und dämlich. Du musst dir dein Rohypnol einfach besser einteilen!

  • P
    Pinseloehrschen

    Ich habe damals Ohrlöcher bekommen, da war ich knapp sieben Jahre alt, stand kurz vor Einschulung und das Stechen geschah weil ich es selbst wollte. Ich denke dies ist ein entscheidender Punkt. Ganz jungen Kindern werden teilweise Ohren durchgepiekst, da sind sie noch zu klein, um überhaupt darüber entscheiden zu können. Das wird dann einfach durchgeführt, weil das ja sooo hübsch aussieht, weil alle Mädchen Ohrringe haben, weil man ja sehen muss, dass es sich bei dem Kleinkind um ein Mädchen handelt usw. Womit wir wieder beim Thema vorgefertigte Geschlechtsrollen werden, in die die Kinder hinein gepresst werden. Also, Ohrlöcher für Kinder werde ich generell nicht verteufeln, denn wenn es die eigene Entscheidung des Kindes ist und nicht der Idee der Eltern entspringt, wie sie ihr Kind gern hätten, ist dagegen nichts einzuwenden - nur sollte man nicht ganz außer Acht lassen, seinem Kind zu erklären, dass nach dem Pieksen noch eine gewisse Wundpflege nötig ist. Ansonsten ist das doch alles kein Problem. Wie gesagt: schlimm ist es nur, wenn das Kind nicht gefragt wird. Und im Alter von drei Monaten seiner Tochter Ohrstecker schießen zu lassen, aus den oben genannten Gründen - nein danke. Ich werde mich jetzt auch nicht über diese Mütter auslassen, das würde den Rahmen sprengen ;) aber bei YouTube gibt es einige Beispiele. Also, nicht nur das Kind übergangen, sondern auch noch online gestellt, garantiert ohne zu fragen... wie auch in dem Alter.

  • N
    Nadja

    Na klar, und Mädchen müssen auch unbedingt Rosa tragen und Jungs natürlich blau. Gehts noch?

    Jedes Individuum soll für sich selbst entscheiden können, was an ihrem/seinem Körper gemacht wird und was nicht.

  • PM
    Peter Müller

    Man sollte unterscheiden zwischen Ohrlöchern, die wieder normal verheilen können, und Eingriffen mit irreversible Folgen, z.B. Piercings in jungen Jahren oder Beschneidungen. Reversible Körperverletzungen mit einer geringen Eingriffsintensität sind zwar auch Körperverletzungen, hier fehlt es aber am öffentlichen Interesse einer Strafverfolgung gemäß § 230 Abs. 1 StGB, so dass sie nur auf Antrag verfolgt werden. Dagegen besteht bei irreversiblen Eingriffen meiner Meinung nach grundsätzlich ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung. Dieses kann aber auf Grund des Religionsfriedens eingeschränkt ausgelegt werden.

     

    Der Vorteil dieser Lösung ist, dass man nicht den verfassungsrechtlichen faux pas begeht und Körperverletzungen aus religiösen Gründen erlaubt. Letztlich bürdet man dem Arzt oder Ohrlochstecher zwar auf beide Eltern zu befragen um Rechtssicherheit zu haben (denn beide könnten ja einen Strafantrag stellen). Sollten die Eltern aber im Nachhinein einen Strafantrag stellen, könnten sie ebenfalls wegen Anstiftung strafbar sein.

  • G
    gremlineins

    Ohrloch-Stechen hat mit Beschneidung nichts zu tun. Diebstahl ist eben nicht Totschlag (ein bisschen platt).

    In Muslimischen Staaten ist die Religion die Nr.1 und bei uns hoffentlich das Grundgesetz, wenn auch noch nicht demokratisch legalisiert.

    Das nennen Wir (?) im Westen Fortschritt.

    Was ist denn mit Abtreibung?

    Ich bin auf jeden Fall gegen Körperverletzung, auch nicht aus religiösen Gründen.

    Wir sind nicht mehr im Mittelalter (Satire Ende)

  • UH
    Ulrike Helmer, Verlegerin und Autorin

    MÄDCHENGENE SIND NICHT ROSA.

    Ob Vorhäute oder Ohrlöcher: Jungs wie Mädchen haben das Kinderrecht, nicht ohne Not beschnippelt und bestochen zu werden. Körperliche und psychische Unversehrtheit haben Vorrang vor Elternträumen. Wenn eine Dreijährige rosa plus Ohrringe tragen möchte, sitzt diese Idee nicht in ihrer DNA, sondern sie hat Bilder übernommen. Frauen sind leider (Über)Trägerinnen äußerst fragiler Körperbilder - manipulierte Leiber und retuschierte Bilder zeigen, wie wir auszusehen haben. Wir leben mit Diätwahn, Modekult, Schönheitsindustrie und -chirurgie. Kaum ein Körperteil darf noch so bleiben, wie es ist. Selbst die Slipregion ist Areal der Beschneidung (Schamlippen) und Bestechung (Klitoris): Westliche Frauen entscheiden sich frei dafür, sich genital normieren zu lassen. Vom kleintöchterlichen Ohrloch bis zur Designervulva führt ein und derselbe Weg weiblicher Verunsicherung. DIE KULTURELLE INTIMZONE "MUSCHILAND" (Ulrike Helmer Verlag) beginnt so gesehen am Ohr...

  • L
    Leserin

    Kinder wünschen sich gelegentlich Dinge, wie einen neuen Spielzeugbagger, Schokolade zum Abendessen oder einen eigenen Fernseher. Das ist kein hinreichender Grund, diese Wünsche auch zu erfüllen. Aufgabe der Erziehungsberechtigen ist es, diese Wünsche im Zusammenhang mit dem Wohl ihres Kindes zu sehen und entsprechend abzuwägen. Unter hygienischen und fachkundigen Bedingungen durchgeführt muss ein Ohrlochpiercing nicht zwangsläufig ein Problem darstellen, trotzdem sind die möglichen Folgen (ästhetischer oder medizinischer Natur)für ein Kind nicht voll absehbar. Verantwortungsvoll handeln daher eher die Eltern, die ihrem Kind einen Wunsch auch mal abschlagen können, bis sie sicher sind dass ihr Nachwuchs die Konsequenzen selbst einschätzen kann.

    Eltern, die ihrem Kind die Ohrlöcher durchstechen lassen bevor diese überhaupt in der Lage sind den Wunsch danach auszudrücken begehen meiner Meinung nach schlicht Körperverletzung.

  • M
    Muddi

    Ohrlöcher bei Kindern sind absolut daneben. Nicht nur, weil man hier aus rein ästhetischen Gesichtspunkten streng genommen Körperverletzung begeht.

    Ganz abgesehen davon, daß sie nicht als 'eindeutiges Geschlechtsmerkmal' herhalten können, bergen sie auch lange nach dem Stechen ein Verletzungsrisiko. Das sollte jedem klar sein, der mal versucht hat einem Kleinkind zu erklären, daß es beim Toben vorsichtig sein soll.

    Wenn man jetzt allerdings das Ohrlochstechen bei Kleinkindern gesetzlich verbietet, wird wahrscheinlich genau so vor 'Ohrlochtourismus' gewarnt, wie in der Debatte um die Beschneidung. Nur daß es hier keinerlei religiösen Hintergrund gibt. Immerhin haben wir es mittlerweile geschafft, daß man seine Kinder nicht mehr schlagen darf - auf andere Weise verletzen muß erst noch eine Weile diskutiert werden.

  • DB
    Die bösen Muslime

    @PI-ute

     

    Den Imperativ können Sie sich getrost schenken, der funktioniert höchstens auf Ihren PI-Ekelseiten.

     

    Und was die Vorliebe der eitrigen männlichen PI-Sturmtruppen für weibliche Nicknamen angeht, muss man sich die Frage stellen, wieviele von denen eigentlich gern auch im realen Leben heimlich Frauenkleider tragen ...

     

    @PI-joe

    Stimmt, wenn in den Nachrichten sarrazineske "Kopftuchmädchen" beim Thema Migration und Arbeitslosigkeit auf dem Foto gezeigt werden, sagt der Sprecher auch nie das Wort "Muslime", gell.

    Aber Eiter geifernde PI-Hasstruppen wissen natürlich, wer gemeint ist.

     

    Aber eigentlich ist diese Diskussion doch völlig egal, schließlich habt Ihr Germanen es geschafft, dass seit Eurem Vorhaut-Urteil jedes Migrantenkind durch seine Eltern und den bösen Islam körperverletzt wird. Selbst wenn es sich unabsichtlich in den Finger schnitte, wären die Eltern und der Koran daran schuld.

     

    Nicht, dass Euch die muslimischen Kinder und Jugendlichen im Ernst interessierten ...

  • FM
    Frau Mustermann

    Das ist alles Ansichtssache. Mein vater war auch dieser Meinung und meine Schwester (35J.) hat bis heute keine Ohrlöcher, ich habe sie mir aus Protest mit 13 stechen lassen.

  • S
    simona

    Trostloserweise wollen heutzutage tasächlich schon 3-4jährige Ohrringe, so sehr sind sie von diesem rosa Prinzessinnenscheiß beeinflusst, der dann nahtlos in den Nuttenlook übergeht, bzw. in manchen Kreisen schon früh unterm Kopftuch endet. Leider hängt mal wieder alles mit allem zusammen, wird aber kaum wirklich so gesehen und reflektiert.

  • J
    Johanna

    Bei einem Piercing wird der entsprechende Körperteil mit einer Hohlnadel durchstochen, durch welche dann der Schmuck angelegt wird. Das kann für Kinder schon alleine deswegen schmerz- oder schreckhaft sein, weil es eine relativ lange Prozedur ist.

    Als ich als Mädchen meine Ohrlöcher bekam, sind meine Eltern mit mir zu einem normalen Juwelier gegangen und haben mir dort die Ohrlöcher schießen lassen. Das klingt zwar im ersten Moment schlimmer, ist dann aber doch viel harmloser als die Piercing Variante: Der Ohrstecker kommt sofort in die "Pistole", man zuckt einmal kurz, ähnlich wie bei einer Spritze, und das Ding ist drin.

    Ich habe, glaube ich, nichtmal geheult und wurde in einem Ausmaß traumatisiert, das mich später nicht daran hinderte, mir noch weitere Ohrlöcher stechen zu lassen.

    Übrigens waren meine ersten Ohrlöcher - ich schätze ich war so 5, 6 Jahre alt - auch nicht das Ergebnis einer Entscheidung meiner Eltern, sondern meiner eigenen, wenn auch kindlich motiviert: das sieht so hübsch aus. Ich will auch!!

  • AG
    Anton Gorodezky

    Ich wusste bisher gar nicht, dass es Eltern gibt die ihren Kleinkindern die Ohren durchstechen lassen, wie kommt man auf so eine dämliche Idee? Man könnte höchstens diskutieren, ob man hier eine Ausnahme zulassen sollte, sodass die Kinder sich auch schon mit sagen wir mal 14 Löcher in die Ohren machen lassen können (mit dem Einverständnis der Eltern).

     

    Letztendlich ist ein Ohrloch für den Ohrring ja doch nichts anderes als ein Piercing - und die gibt's auch erst frühestens mit 16 und mit Einverständnis der Eltern. Man stelle sich nur mal die hässlichen Verletzungen vor, wenn ein 5jähriges Mädchen beim Toben mit den Ohrringen irgendwo hängen bleibt.

  • U
    ute

    @ von Die bösen Muslime

     

    fahr nach Indien und denk über dein Innerstes nach, dann wird Dir geholfen

     

    dort darfst auch Du indo-arisch sein und Kuhfladen essen.

  • J
    joe

    @ die bösen Muslime

    Niemand behauptet, dass das stechen von Ohrlöchern muslimische Tradition ist. Der Autor des Artikels findet das Stechen von Ohrlöchern bei Kindern fragwürdig. Aber nicht muslimisch.

  • HM
    Hamann mit Hut

    um es mit Tucholsky zu sagen: "Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze übrige nichts mehr. Beispiele: ein Fahrschein, eine Jungfrau und ein Luftballon." (Zur soziologischen Psychologie der Löcher")

  • DB
    Die bösen Muslime

    Vorhautbeshcneidungen, Ohrlöcher - was gibt es denn noch so für Traditionen bei muslimischen Kindern, die die menschenliebenden Germanen thematisieren und kriminalisieren könnten?

     

    Als durch Euch zwangsethnischmuslimisierter Migrantendeutscher bin ich da nämlich völlig ratlos, weil ich mich nicht wirklich mit muslimischen Traditionen auskenne. Aber Ihr seid ja immer bestens informiert und könnt weiter an Euren Stigmatisierungen basteln.

     

    Nur mal so als bloße Frage:

    Wie ist das denn eigentlich mit Euch Germanen und den unnötig entfernten Blinddärmen? Die wurden doch auch immer gern auf Krankenkassenkosten vorsorglich entfernt. Ist das jetzt auch strafbar, oder Gewahnheitsrecht bei Euch edlen Germanen?

  • B
    Bernd

    Das mit der Beschneidung haben bis jetzt auch die Eltern entschieden.

    Das kann ja wohl nicht das ausschlaggebende Kriterium sein.

     

    Und warum gilt ein Ohrloch nicht als Piercing? Das gibts doch auch erst ab 18, da sogar egal, ob die Eltern zustimmen.

    Was ist ein Ohrloch denn anderes als ein Piercing?

     

    Wirklich gaaaanz sicher, dass das nicht längst bereits illegal ist?

  • OV
    Otto von Bismarck

    >Der Schmuck hilft, schon Kleinkinder, deren Geschlecht noch nicht eindeutig erkennbar ist, als Mädchen zu kennzeichnen.<

     

    Wer so etwas sagt, ist in den letzten Jahrzehnten nicht viel aus dem Haus gekommen und hat wohl auch nie den Fernseher angemacht. Ohrlöcher als eindeutiges Geschlechtsmerkmal - ich glaub es hackt!

  • U
    Ute

    Die Sorge um das Kind, nimmt dieser Lisa wohl niemand ab.

  • A
    andreas

    Ohrlöcher mit der Beschneidung von Mädchen und Jungen zu vergleichen ist ein geradzu ekelerreregnder Vergleich . Aber typisch TAZ eben...

  • GU
    gottlos und stolz drauf

    Wo sind die religiösen Salbader, die ein Grundrecht auf Ohrlöcher stechen fordern ?