Streit der Woche: Ohrlöcher für Kinder?
Hübscher Schmuck für kleine Mädchen oder gemeine Körperverletzung? Ob Kinder Ohrlöcher bekommen oder nicht – bis jetzt entscheiden die Eltern.
BERLIN taz | Ihre dreijährige Tochter wollte die Ohrlöcher selbst, sagen die Eltern. Also haben sie das Mädchen in ein Piercingstudio gebracht und seine Ohrläppchen durchstechen lassen. Währenddessen hat das Kind geweint, auch später noch hatte es Schmerzen und habe, so ein Kinderarzt, traumatisiert gewirkt. Und die Eltern forderten Schmerzensgeld vom Studio.
Der zuständige Richter am Amtsgericht Berlin-Lichtenberg will nun prüfen, ob sich die Eltern oder die Besitzerin des Studios strafbar gemacht haben, einem so jungen Kind Ohrlöcher zu stechen. Es sei zweifelhaft, dass das dem Wohl des Kindes gedient habe, so das Gericht.
Während der Beschneidungsdebatte war das Ohrlochstechen noch ein nicht ganz ernst genommener Vergleichspunkt, jetzt ist die Diskussion voll ausgebrochen: Ohrlöcher für Kinder? Viele finden Ohrringe bei kleinen Mädchen hübsch. Der Schmuck hilft, schon Kleinkinder, deren Geschlecht noch nicht eindeutig erkennbar ist, als Mädchen zu kennzeichnen. Außerdem sei das ja wohl eine Sache zwischen Eltern und ihren Kindern und gehe keinen Außenstehenden etwas an, heißt es oft.
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Aber ob den Kindern das Ohrlochstechen gefällt? Mutwillig und schmerzhaft wird ein Körperteil unwiderruflich beschädigt, Ohrlöcher wachsen nie wieder ganz zu. Die kleinen Wunden müssen versorgt werden, damit sie sich nicht entzünden. Kleinkindern zu erklären, dass kein Schmutz an ihre Ohren kommen darf, ist gar nicht so einfach. Ohrlochstechen verletzt das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit, sagen viele, die Eltern verletzten ihre Sorgfaltspflicht.
Und wenn das Kind selbst unbedingt Ohrstecker will, weil sie so schön sind, weil alle anderen auch welche haben? Sollen die Eltern dann standhaft bleiben oder nachgeben?
Was meinen Sie: Ohrlöcher für Kinder?
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