Streit der Woche zu Alkohol im Verkehr: "Der Alk-Radler kippt einfach um"
Nach einem Bier sollte mit dem Radfahren Schluss sein, meint Olympiasiegerin Sabine Spitz. Wie soll man dann nach Hause kommen, entgegnet die Bundestagslinke Yvonne Ploetz.
BERLIN taz | Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz hält nichts von niedrigeren Promillegrenzen für Radfahrer. "Um Alkohol im Straßenverkehr insgesamt entgegenzuwirken, erscheint es sinnvoller, den Ausbau von öffentlichem Nahverkehr zu forcieren", schreibt die Nachrückerin von Oskar Lafontaine in der sonntaz. "Das Fahrrad ist nach dem abendlichen Kneipenbesuch oft die einzige Alternative zum Auto", schreibt Ploetz. Nicht zuletzt könne das Fahrrad unter Alkoholeinfluß sinnvoll als Gehstütze genutzt werden.
Der Grenzwert für absolute Fahruntauglichkeit liegt für Radfahrer derzeit bei 1,6 Promille. Bis zu diesem Wert drohen nur jenen strafrechtliche Konsequenzen, die der Polizei negativ auffallen. Insgesamt sind Radfahrer nach Polizeistatistiken aber für über zehn Prozent der alkoholbedingten Verkehrsunfälle verantwortlich. Grund genug, hier einzugreifen, die Promillegrenze hochzusetzen, meinen Experten.
Für Mountainbike-Olympiasiegerin Sabine Spitz ist betrunkenes Radfahren genauso schlimm wie Autofahren im Rausch. "Für das Fahren auf zwei Rädern braucht man ja fast noch mehr Koordination als beim Autofahren", schreibt sie im Streit der Woche. Nach einem Bier müsse Schluss sein, so die Sportlerin.
Den gesamten Streit der Woche finden Sie in der aktuellen sonntaz vom 17./18. Juli - ab Samstag mit der taz am Kiosk.
"Immer häufiger erfassen Radfahrer auch andere Passanten mit hoher Geschwindigkeit oder provozieren Autounfälle", schreibt Unfallchirurg Tobias Lindner im sonntaz-Streit. So würden sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere eine Gefahr darstellen. "Schon kleine Mengen Alkohol euphorisieren und führen oft zu verhängnisvollem Leichtsinn."
Markus Schmidt vom Verein "Autofrei leben" sieht in Betrunkenen auf zwei Rädern dagegen keine potentielle Bedrohung: "Irgendwann kippt der Alk-Radler einfach zu Boden – Gefahr vorüber." Im Streit der Woche äußern sich außerdem Roland Huhn, Rechtsexperte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, Markus van Stegen, Verkehrssicherheitsexperte im Stab des Polizeipräsidenten Berlin sowie die taz-Leser Benjamin Boecker und Matthias Böhme.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neunzig Prozent E-Autos bei Neuwagen
Taugt Norwegen als Vorbild?
Nach Unfällen zu Silvester
Scholz hält Böllerverbot trotz Toten für „irgendwie komisch“
Merz’ neueste Abschiebeforderungen
Kein Ausrutscher
Rassismus der CDU
Merz will Doppelstaatler ausbürgern
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Annalena Baerbock in Syrien
Unfreiwillige Misstöne