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Streit bei der LinksparteiHerr Dehm schreibt ein Gedicht

Der singende Abgeordnete Diether Dehm wird für seinen Auftritt bei der Berliner Montagsdemo kritisiert – und reimt darauf was zusammen.

Der Abgeordnete Dr. Diether Dehm, hier beim Bundesparteitag der Linken Anfang Juni in Göttingen Bild: dpa

BERLIN taz | „Der Künstler muss ja genau dahin, wo ihm etwas problematisch erscheint“, sagt Diether Dehm. Dehm, Abgeordneter der Linken, begreift sich als Künstler. Er hat Songs wie „Das weiche Wasser bricht den Stein“ und „Was wollen wir trinken“ verfasst. Deshalb zog es den 64-Jährigen kürzlich genau dorthin: zum Problematischen.

Am Pfingstmontag war er bei der heftig umstrittenen Friedensmahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgetreten und hatte den ZuhörerInnen vier Lieder zu Gehör gebracht. Der taz gegenüber berichtet Dehm von „spontanem und großem Beifall“ für seine Angriffe auf Antisemitismus, als er Brechts „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ anmoderierte. Bei der Demo habe er „Antisemiten weder gehört noch gesehen“.

Dehms Formulierung ist wohl gewählt. Ende Mai hatte sich der Bundesvorstand der Linkspartei per Beschluss von „Rechtspopulisten, Nationalisten, Verschwörungstheoretikern und Antisemiten“ bei den Montagsdemos distanziert. Mit seinem Auftritt setzte sich der Parlamentarier Dehm darüber hinweg. Berlins Linken-Landeschef Klaus Lederer, der den Beschluss des Parteivorstandes mit initiiert hatte, erklärte daraufhin, sein Landesvorstand bedauere die „Ignoranz eines insoweit völlig klaren Parteivorstandsbeschlusses“. Man werde Dehms Verhalten im Bundesvorstand zur Sprache bringen.

Chagrin-Lederer

Die ursprüngliche Gedichtfassung auf Dehms Website:

Chagrin-Lederer

Seine Aufseher schob das Machtgeflecht / als Chagrin-Lederer in unsre Partei / da machen sie gute Leute schlecht / und sind sehr kreativ dabei

Niemand wagt mehr: „es lebe die Marktwirtschaft!“ / aber: „Der Sozialismus ist Mist!“ / kein Lob, wenn die NATO Menschen hinrafft / wer`s kritisiert, aber, ist „ein Sexist“

„Herr Lehrer, Herr Lehrer, der da vorn / hat die Strenge grad übertreten!“ / es bebt sich so wohlig im heiligen Zorn / der mächtigen Magneten

Die veränderte Fassung:

Chagrin-Leder*

Seine Aufseher schiebt das Machtgeflecht / mit Chagrin-Leder in unsre Reihen / da machen sie gute Leute schlecht / für Macht heut´ muss man spitzfindig sein

Wo`s niemand mehr wagt „für die Marktwirtschaft" / weist DER Schlaukopf nach: das And`re ist Mist / nein, er lobt nicht, wenn NATO Menschen hinrafft, / aber wer`s kritisiert, ist „ein Sexist“

„Herr Lehrer, Herr Lehrer, der da vorn / hat die Strenge grad übertreten!“ / ach, es bebt sich so wohlig im heiligen Zorn / der mächtigen Magneten

dd

* "Das Chagrin-Leder" ist ein Roman von Balzac, wo jeder Karriereschritt ein Schrumpfen von Lebensaussichten bewirkt.

Diether Dehm kofferte zurück. Auf Lederer bezogen, schrieb er auf seiner Website: „DER Parteivorstand muss noch geboren werden, […] der mich als Sänger stillstellen bzw. mir die Orte der Kunstausübung verbieten möchte.“ Es folgte ein selbst verfasstes Gedicht mit dem sprechenden Titel „Chagrin-Lederer“, in dem es recht bemüht um aufrechte und petzende Linke geht.

Kostprobe: „Niemand wagt mehr: ,es lebe die Marktwirtschaft!‘ / aber: ,Der Sozialismus ist Mist!‘ / kein Lob, wenn die NATO Menschen hinrafft, / wer’s kritisiert, aber, ist ,ein Sexist‘.“

Lustig, aber tragisch

Lederer bezeichnet Dehms Dichtung gegenüber der taz als „lustig mit tragischem Einschlag“. Die Linke-Strategie sei klar: keinen Fußbreit den Antisemiten und Verschwörungstheoretikern. Dafür brauche es jedoch eine ernsthafte Debatte.

Aus der Parteizentrale möchte man den Schlagabtausch der beiden Genossen nicht kommentieren. Diether Dehm habe derzeit keine Funktion in der Partei, heißt es aus dem Liebknecht-Haus.

Und Dehm selbst? Kündigt an: „Sollte die Parteiführung noch einen verbotsähnlichen Beschluss fassen, werde ich auf jeden Fall erneut bei der Mahnwache auftreten.“

Nach dem Gespräch mit der taz hat Diether Dehm schließlich das Gedicht auf seiner Website umgeparkt - von der Startseite in den Ordner Kultur. Dort steht es nun mit leicht verändertem Text und deutlich verbesserter Orthographie und Grammatik.

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32 Kommentare

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  • Die "Montagsdemos" gibt es überhaupt nur, weil Linke zu "vorsichtig" geworden sind und sich nicht mehr getrauen, den Kapiatlismus überhaupt zu nennen! - Eine Studie zum Publikum der neuen "Montagsdemos" bestätigt - wenngleich nicht ganz zweifelsfrei - den Verdacht, hier handele es sich um eine rechte Bewegung: http://www.heise.de/tp/news/Neue-Friedensbewegung-oder-Querfront-2230553.html

    Das ändert aber leider nichts daran, daß es solche Versuche zu einer "Querfront" nur geben kann, weil das Gros der Linken (von Bündnis 90/Die Grünen bis Die Linke) nicht nur nicht mehr die Systemfrage stellt, sondern überhaupt transatlantisch-staatsfromm geworden ist und am besten überhaupt keine brisanten Themen mehr aufs Tapet bringen will. Stichwort "Verschwörungstheorien": Ich denke, daß man die sehr gut erkennen kann, das hat sich ja auch auf den "Montagsdemos" gezeigt. Wer die FED für alles Übel in der Welt verantwortlich macht, wärmt bloß die (übrigens: staatliche) Verschwörungstheorie der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei, von der jüdischen Weltverschwörung auf ("Die sieben Weisen von Zion"). Ähnlich leicht sind die "Chemtrail-Anhänger" als Spinner zu erkennen. Geht es aber um Zweifel an den staatlich veröffentlichten Theorien vom Hergang von 9/11, Oktoberfestattentat, NSU, RAF "3. Generation" usw. usf. - dann empfinde ich es als Ungeheuerlichkeit, daß eine kritische Zeitung wie die TAZ hier seit Jahren kuscht und brav die Klappe hält. (Ähnliches gilt übrigens auch für die "Bankenrettung", die trotz kritischer Berichterstattung nicht das genannt wird, was sie ist: Raubbau an der Gesellschaft.) Denn der Verdacht, daß der Staat die wahren Tathergänge vertuscht, ist in jedem dieser Fälle mit vielen Indizien zu untermauern und sollte eigentlich dazu führen, daß sich als kritisch verstehende Medien hier nachbohren, nicht lockerlassen, den Staat zum Eingeständnis der Wahrheit zwingen. Warum tut das die TAZ nicht mehr???

    • @Albrecht Pohlmann:

      Ich teile diese Ansicht. -Möchte aber daran erinnern, dass im Falle der RAF, die d a m a l i g e Taz als eine der ganz wenigen Ausnahmen, deren Bekennerschreiben mutig veröffentlicht hat.

      • @H.-G- S.:

        @H.-G-S. Ihre Anmerkung ist vollkommen berechtigt und unterstreicht, daß sich die TAZ in dieser Hinsicht fundamental geändert hat - von staatskritisch zu staatsfromm. Und das finde ich nach wie vor furchtbar. "Noch dicker, noch gemütlicher" - deutlicher kann man die Kapitulation vor der Wirklichkeit kaum machen.

  • DER_PETER: Bei mir war dies auch das letzte Mal. Is mir echt zu beknackt - dieses undefinierbare Rumgeschwurbel... (von nun an nix mehr zu IRMA KREITEN ab 18.06.14/11.36h)

  • "Was soll'n wir trinken" hat Herr Dehm definitiv nicht verfasst. Bitte recherchiert mal ordentlich!!! Das ist ein uraltes bretonisches Volkslied und lediglich übersetzt worden. Aber gut geklaut ist ja bekanntlicherweise vor allem in heutigen Zeiten mindestens gewonnen...

  • Glücklicherweise absterbende Wahnmachen trotz einem selbstverliebten Dehm.

     

    Was Dehm allerdings bei seinem Horizont nicht mitbekommt:

     

    "(...)Letztlich ist aus dem Versuch einer linken Intervention bei den Montagsmahnwachen eine Intervention in die Linke geworden, und aus dem Anspruch, mit sich Neupolitisierenden in Kontakt zu treten, ein Bündnis mit den ideologischen Führungsfiguren, die öffentlich auch noch in Schutz genommen werden. Eine linke Intervention hätte z.B. bedeutet, die Berechtigung der linken Kritik an verschwörungstheoretischen und rechtsoffenen Positionen zu vertreten, anstatt den Leuten nach dem Munde zu reden und sie in dem Glauben zu bestärken, sie würden von den Medien, der Antifa und Jutta Ditfurth diffamiert.

     

    Vieles spricht dafür, dass die Montagsmahnwachen eine Episode bleiben.(...)"

     

    siehe auch:

    Alte Bekannte statt neuer Freunde

    http://akweb.de/ak_s/ak595/42.htm

     

    ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 595 / 17.6.2014

  • IRMA KREITEN - mit ihr läßt sich offensichtlich viel Kommentar-Platz füllen - ohne daß dabei aber jemals klar zum Vorschein kommt:

    WAS GENAU will uns diese Frau eigentlich sagen?

    • @MOTZARELLA:

      DAS frage ich mich schon lange... Werde von nun an (18.6., 03.11 Uhr) nicht mehr auf sie reagieren.

  • Linke können durchaus souverän, diese Bewegung als Forum für scharf linksakzentuierte Redeinhalte nutzen, und dabei auch auf die zu verurteilenden und zurückzuweisenden, rechtslastigen Tendenzen in dieser Bewegung hinweisen. Gleichzeitig man sich aber nicht dadurch daran verhindern lassen will, hier auch wahrhaft linke Positionen öffentlich zu unterbreiten, und dass man das auch immer wieder mal zu hörende Dummgelaber anderer Redner nicht mittragen will. Und von Fall zu Fall kann man ja darauf abheben, von welchen, als rechtsextrem berüchtigte Typen man konkret gehört habe, dass auch diese sich unter diese Bewegung mischen wollten und man darum bittet, solchen Typen keinen Raum zu geben- oder so ähnlich. Aber da diese ganze neue Bewegung sich ja vor allen Dingen auch als heterogenes Meinungs- und Redeforum verstehen wolle, wolle man auch als LINKER sich dort vernehmen und seine Stimme hören lassen.---Also so oder so ungefähr könnte man das auch als Linker schon vertreten, dort eigene Redebeiträge abzuhalten oder in Kleingruppen zu diskutieren oder warum nicht auch mal zur eigenen Klampfe greifen. Und sollten sich diese ganzen Unternehmungen dort, tatsächlich mal eindeutig als zu rechtslastig oder irgendwie klar esoterisch versponnen entwickeln, kann man dann ja immer noch, sich klar und unmissverständlich dagegen positionisierend, daran seine Teilnahme unterbleiben lassen

    • @H.-G- S.:

      Ich habe munkeln gehört, daß auf den Berliner und einigen anderen Mahnwachen u.a. ein Jebsen, ein Mährholz, ein Andreas Popp, ein Ralf Schurig und ein gewisser Jürgen Elsässer herumlaufen sollen, ferner, daß diese Herren sich nicht nur aufopfernd liebevoll um die Berliner Mahnwachen kümmern, sondern auch mit Orgateams in anderen Städten einen regem Austausch pflegen und dabei am besten mit denjenigen können, die ein gewisses gleichgeartetes "Feeling" aufweisen und nicht unnötigerweise über politische Diskussionen diese schöne neue Bewegung zu zerreden versuchen.

      • @Irma Kreiten:

        D'accord! Genau das will ich sagen! Das, was Sie hier scheint´s persiflierend äußern, genau das muss ein Linker Redner jeweils selbst entscheidend, ernsthaft thematisieren und anklagend und aufklärerisch, als politischen Kampf verstehend, in diese Montagsdemo-Bewegung hinein tragen. Natürlich hört sich das möglicherweise auch blauäugig, linksromantisch für die eigene rednerische Überzeugungskraft phantasierend an, keine Frage. Aber es soll real und rational vor sich gehen und um das gehen, was Sie immerhin auch geäußert haben: „Strategien von Neurechten bzw. einer rotbraunen Querfront unter die Lupe zu nehmen und ans Licht zu zerren“ Das Bohren Dicker Bretter kann manchmal auch naiv anmuten- keine Frage! Doch „wenn´s der Wahrheitsfindung dient“ kann man als politisch linker Mensch ruhig auch mal, etwas schräg mit seinem Ansinnen, auf andere wirken. Schlussendlich habe ich mir ja auch klar gemacht, dass man mit sowas über kurz oder lang auch scheitern kann und sich zurückziehen sollte.

        Es stimmt, dieser von Ihnen in die Waagschale geworfene massive Braintrust aus Jebsen, Elsässer & Co könnte Einen tatsächlich intellektuell schaudernd, hilflos fühlend machen. Aber Sie haben in Ihrer Antwort an @Peter, ein langes Zitat eingefügt, in dem die Attribute, welche man als Linke*r versuchen sollte sich zu eigen zu machen, sehr gut aufgezeichnet sind. Links sein, ist sicher auch immer ein Wechselspiel, zwischen Ideenzündung und Ausführungsrealismus- ist schon klar. Mal sehen.

        • @H.-G- S.:

          Ich denke, Sie haben mich - trotz Ironie - bestens verstanden. Aber noch einmal für andere Leser: Zu linker Vergangenheitsbewältigung würde auch gehören, daß man sich mit historischen Querfront-Bestrebungen auseinandersetzt, um alte Fehler, die in einen fatalen deutschen Irrweg mündeten, nicht zu wiederholen. Geradezu frappierend sind die Parallelen, die sich herausstellen, wenn man sich vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und pseudolinker Diskussionen den Artikel "Heil Moskau" der Jungle World zu Gemüte führt. Es geht darin um die zugleich opportunistischen und illusionären Taktiken deutscher Kommunisten der 1920er und 1930er Jahre. http://jungle-world.com/artikel/2014/21/49896.html

  • Das Leben geht nicht gerade. Die klaren Antworten fehlen manchmal. Und was soll man machen, wenn da Menschen stehen und demonstrieren. Ja, was soll man machen wenn da sogar Verschwörungstheoretiker oder noch schlimmer einfältige Menschen stehen?

    Soll man sie nach Hause und ins Bett schicken, weil die Demokratie erst mit der Hochschulreife beginnen kann? Nein, ich denke es ist ein Recht auf Teilhabe, Dazugehörigkeit und Fairness das hier Menschen abgesprochen werden soll und da finde ich es gut, wenn der Herr Dehm sich dazu stellt, auch auf die Gefahr hin sich schmutzig zu machen. Die, die immer sauber bleiben schaffen nicht mehr im Leben, als immer wieder die anderen schmutzig zu halten.

  • Von Dehms eigener Wertschätzung von Dissidententum kann man sich ein recht plastisches Bild machen, wenn man liest, wie er sich als "IM Willy" gegenüber Wolf Biermann verhalten hat: "Die Stasi kannte Biermanns persönliche Befindlichkeit, seine politischen Aufassungen, wirtschaftlichen Einkünfte und sein Mißtrauen gegenüber möglichen MfS-Spitzeln. Durch „Willys“ und „Christas“ Berichte konnte sie insbesondere die tiefe künstlerische und politische Krise betrachten, in die Biermann durch seine Ausbürgerung geraten war. In einer Information vom Februar 1977 hieß es beispielsweise, daß Biermann zehn Wochen nach seiner Ausbürgerung noch „äußerst labil und mitunter ausgesprochen hysterisch“ sei. Vor allem von trotzkistischer Seite, von der SPD und von der spontanen Linken gebe es Bestrebungen, ihn für sich zu gewinnen. „Biermann selbst verkraftet diese vielseitigen Bemühungen offensichtlich nicht, denn er ist völlig unsicher und holt sich ständig Rat bei Wallraff und dem IM. Eine selbständige Entscheidung hinsichtlich der weiteren Arbeitsbasis traut er sich nicht zu fällen“.[8] Tatsächlich war Wolf Biermann zu diesem Zeitpunkt von falschen Freunden regelrecht eingemauert. Die Stasi-Akten dokumentieren eindrücklich, wie er nach seiner Ausbürgerung politisch neutralisiert wurde. Eine Schlüsselrolle spielten dabei sein damaliger Gastgeber Günter Wallraff und das Agentenduo „Willy“ und „Christa“. Als Konzertmanager konnte Diether Dehm direkten Einfluß darauf nehmen, wo und wann Wolf Biermann auftrat. Ausgerechnet in der Bundesrepublik hing der bisherige Staatsfeind Nr. 1 damit auf unsichtbare Weise an den Strippen des Staatssicherheitsdienstes." Weiterlesen unter: http://www.kas.de/wf/doc/kas_1193-1442-1-30.pdf?100702105854

    • @Irma Kreiten:

      Aha, Sie bedienen sich von der Homepage der Konrad-Adenauer-Stiftung. Chapeau, Frau Kreiten, und das als Post-Anarchistin! Wer sonst als Hubertus Knabe selbst hat übrigens ungehinderten Zugang zu allen Akten, um daraus Waffen gegen seine politischen Gegner zu schmieden?!

      Merken Sie eigentlich, wie Sie zwar für sich und Ihre Meinungen Akzeptanz, also Pluralismus einfordern, gegenüber Leuten mit anderen Meinungen immer schweres Geschütz auffahren?

      • @Der_Peter:

        Genau darauf habe ich gewartet - Ihnen ist in der Tat kein Argument und kein Diffamierungsversuch zu billig und primitiv. Damit schießen Sie sich ein Eigentor. Die Frage, die man sich hier eigentlich stellen sollte ist, warum man für derartige Informationen auf KAS u. dergleichen zurückgreifen muß und die Linke nicht selbst ihre Vergangenheit aufarbeitet. Warum sind auf linken Seiten keine vergleichbaren Studien zu finden, wird hier vielmehr immer noch eine Salamitaktik gefahren und nur das zugegeben, was sich nun gar nicht mehr abstreiten läßt? Wer keine Selbstkritik übt, überläßt das Feld seinen Gegnern und läßt sich von diesen die Butter vom Brot nehmen. Dumm? Ich finde schon. In der Theorie ist selbst die Partei Die Linke sogar ganz ähnlicher Auffassung wie ich: "DIE LINKE lernt aus der Geschichte. Anspruch linker, emanzipatorischer Politik ist es immer, aus der Vergangenheit, aus der eigenen Geschichte Schlussfolgerungen für Gegenwart und Zukunft zu ziehen, aus Erfolgen wie aus den Niederlagen. Das gilt umso mehr für das Scheitern des realen Sozialismus im 20. Jahrhundert. Die DDR ist nicht an der Übermacht ihrer Gegner, sondern an ihren eigenen Mängeln und Fehlern, am Unrecht in Politik und System, am systematischen Misstrauen ihrer politischen Führung gegenüber der eigenen Bevölkerung gescheitert. (...) Geschichte verarbeiten heißt für uns: in der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der SED und der DDR wie der eigenen Biografie zu besseren Einsichten und besserem Handeln zu kommen." - Nur: eine konsequente Umsetzung findet nicht statt, es bleibt beim diplomatischen Lippenbekenntnis.

          • @Irma Kreiten:

            Noch mal zum Mitschreiben: Ich bin weder Mitglied der Linken, noch habe ich die Linke zu verteidigen oder mich für sie zu rechtfertigen. Ich beobachte nur und bilde mir meine Meinung.

            Was mir persönlich an der Linken nicht paßt, werde ich Ihnen nicht auf die Nase binden. Ihnen paßt offensichtlich z.B. nicht, wenn ich Ihre Statements richtig deute, daß sich die Linke nicht von Ihnen für eine Dämonisierung Rußlands hat instrumentalisieren lassen (Stichwort Tscherkessen!).

            Das Zitat ist mir auch wohlbekannt. Ihnen bleibt Ihre Meinung über die Linke unbenommen, aber Sie werden es schon dieser Partei und ihren Mitgliedern selbst überlassen müssen, wie sie die Aufarbeitung ihrer Geschichte umsetzt. Und dabei sollte sich die Linke nicht von ihren Gegnern treiben lassen, auch nicht von Ihnen. Aufarbeitung der Vergangenheit - das hat die Linke wohl mehr getan als die anderen ostdeutschen Blockparteien, die geschwind unter das Mäntelchen von West-CDU oder West-FDP geschlüpft sind. Dennoch wird der Linken nach wie vor die Vergangenheit vorgehalten, auch jenen Mitgliedern, die zur fraglichen Zeit noch Windeln trugen. Und vielleicht haben ja manche Linke auch keine Lust mehr zum "Aufarbeiten", da ihre Gegner ohnehin erst dann Ruhe geben, wenn es die Partei nicht mehr gibt.

            • @Der_Peter:

              Nein, ich muß historische Aufarbeitung ganz und gar nicht „Der Partei“ überlassen. Auch wenn die Vorstellung schwerfällt: die Linkspartei und andere linke Kreise haben keinen Anspruch auf ein Wahrheitsmonopol. Sie haben weder ein alleiniges Recht auf Bearbeitung ihrer eigenen Vergangenheit, noch ein Recht darauf, anderen vorzugeben, welche anderen historischen Themen aufgearbeitet werden dürfen, oder aufgrund eigener Interessen ganze Themenfelder zu okkupieren und damit zu blockieren. Ja, ich hatte irrtümlicherweise tatsächlich erwartet, daß die Linkspartei sich gemäß ihrer erklärten demokratisch-emanzipatorischen Werte und Prinzipien auch klar zum Völkermord an den Tscherkessen positioniert. Die Behauptung, ich hätte sie mit meinen unbeantwortet gebliebenen Anfragen für eine Dämonisierung Rußlands zu instrumentalisieren gesucht, stellt eine absichtliche, böswillige Verleumdung dar. Aber auch das ist ja nichts neues. Es hätte Pflüger, Hänsel, Gehrcke u. Co. frei gestanden, sich gegebenenfalls offen zu entsprechenden politischen Traditionen und Loyalitäten zu bekennen und vor diesem Hintergrund zu klären, warum sie vertuschte koloniale Völkermorde , fortgesetztes Verweigern von Minderheitenrechten und Bruch des Völkerrecht dann, wenn der Urheber „Rußland” ist, für unerheblich halten. Oder auch hätten sie umgekehrt, falls sie meine persönlichen Bemühungen für unzureichend und/oder tendentiös gehalten haben sollten, in Konkurrenz zu mir, auf eine nicht-instrumentelle/ nicht-dämonisierende Weise, selbst eine angemessene historische Aufarbeitung leisten können. Und nein, es ist nicht mein Vergehen und nicht mir anzulasten, wenn der Abgleich des realen politischen Verhaltens einer politischen Partei mit den selbstverkündeten politischen Werten und Prinzipien ein unerträgliches Maß an Hypokrisie und Doppelstandards zutage fördert. Auch sind davon, wie bereits andernorts erwähnt, durchaus unterschiedliche Themenfelder betroffen.

  • Vielleicht wäre es auch einmal an der Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie, warum und über welche Kanäle ehemalige SED-Funktionäre, Stasi-Mitarbeiter, Volkarmee-Veteranen u. Co. auch heute wieder auf russischer Seite, für Putins nach innen hin repressives und nach außen militärisch expansives Regime, Propaganda machen: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2014/05/seriose-untertutzer-oder-putin-lobby.html

    • @Irma Kreiten:

      Es ist schon interessant, wie hier, statt zur Sache zu reden, versucht wird Verschwörungstheoretkern verschwörunstheoretisch zu kontern. Die Wirklichkeit ist etwas komplexer, als Pseudo-Marxisten, die wohl nie von Marxens Charaktermasken gehört haben, und die Missionare der "freien demokratischen Grundordnung" sich träumen lassen.

      • @Udo Riechmann:

        Aber wenn Sie unbedingt mit marxschem Vokabular hantieren wollen: warum wenden Sie das Konzept der Charaktermaske nicht auch einfach mal auf Millionär Dehm an und präsentieren dann hier Ihre Analyse-Ergebnisse?

      • @Udo Riechmann:

        Ich bin weder Marxistin noch Pseudo-Marxistin und schon gar nicht Anhängerin irgeneines Steinzeitkommunismus. Mein Ding ist eher die Kritische Theorie und Post-Anarchismus. Es ist mein gutes Recht, auf demokratische Verhaltensweisen und eine transparente Politik zu pochen und - auch ganz ohne marxsches Vokabular - die Mimikry-Strategien von Neurechten bzw. einer rotbraunen Querfront unter die Lupe zu nehmen und ans Licht zu zerren - auch wenn Ihnen das gar nicht paßt. Ihr Kommentar zeigt aber sehr schön den von mir immer wieder festgestellten fehlenden Pluralismus in sogenannten linken Kreisen. Vielen Dank.

        • @Irma Kreiten:

          Mit den Peudo-Marxisten habe ich eher 3D:Dr. Dieter Dehm gemeint. Sie zähle ich eher zu den Missionaren fdGo. Anarchistisches kann ich nicht sehen. Post-Anarchismus verstehe ich nicht. Ich habe übrigens bei Adorno noch sowohl im Soziologieschen Hauptseminar wie im Philosophischen Oberseminar gesessen. Gelernt habe ich von ihm unter anderem, daß Kritik immer zur Sache gehen sollte und sich nicht darüber auslassen, wer mit wem ins Bett geht und was sie sonst noch alles so getrieben haben.

        • @Irma Kreiten:

          Sie, als sich hier ausweisende Anhängerin „eher der Kritischen Theorie“ beklagen „fehlenden Pluralismus in sogenannten linken Kreisen“?

          Ach! Dann gucken Sie mal, auf die hier von Ihnen eingeforderte "demokratische Verhaltensweise" beim Mitbegründer der Kritischen Theorie, Max Horkheimer. Wie pluralistisch tolerant der mit der Habermas´ Lesart der Kritischen Theorie umspringen wollte. (Briefwechsel 1949-1973, hrsg. von Gunzelin Schmid Noerr)

          Selbst das, ließ sich dann später wieder zwischen den Beiden einrenken. Damit möchte ich im Gegensatz zu Ihnen, hier auf die konkrete Sache anspielen: Und zwar in die Argumentationsrichtung des sich hier weiter oben äußernden @D__T „Das Leben geht nicht gerade.“ Erst einmal erfolgende, scharfe Zurückweisungen der eigenen Positionen, sollte man gerade als Linker unter Linken, durchaus mal ertragen können.

          • @H.-G- S.:

            Aus welchen wunderlichen Gründen auch immer, heißt der da oben nun nicht mehr @D__T sondern @Schluck Wasser.

            (Phänomenal)

          • @H.-G- S.:

            Danke für den Literaturtipp, das ist mal eine intelligentere und konstruktivere Form von Whataboutism (wenn es auch hier dann doch wieder um Personalien geht), aber ich bin trotzdem momentan bei anderen Themen.