Streik in Frankreich: Chaos auf Pariser Flughafen
Der Billigflieger EasyJet wird in Orly Sud Opfer seiner eigenen Dumpingpolitik. Während eines Streiks eines seiner Subunternehmer bricht der Betrieb zusammen.
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PARIS taz | "Buchen Sie einen billigen Flug", lautet ein Werbeslogan von EasyJet. Aber in den vergangenen Tagen gab es bei der Flugggesellschaft aus London in der Regel keine Flüge, sondern Chaos. Anlass war ein Streik des Bodenpersonals im Pariser Flughafen Orly Sud. Dort verlangten 428 Beschäftigte eines Subunternehmens von EasyJet Garantien für ihre Arbeitsplätze. Frühestens am Samstag soll sich der Flugverkehr normalisieren.
In Orly Sud ist die Billigfluggesellschaft Opfer ihrer eigenen Dumpingpolitik geworden. EasyJet, immer auf Kostensenkung bedacht, hat die Arbeiten am Boden - vom Einchecken über das Beladen bis hin zum Auftanken ihrer Maschinen - an Subunternehmen ausgelagert. In Paris an das Unternehmen Servisair. Ende Oktober läuft dessen Lizenz aus. Die französische Behörde für die zivile Luftfahrt hat sie ihm entzogen, unter anderem wegen Sicherheitsbedenken, sagen die Gewerkschaften.
EasyJet suchte zwei andere Subunternehmen. Doch für die 432 Leute, die die Arbeit zuvor bei Servisair gemacht hatten, gab es keine Garantien. Als die Gewerkschaften erfuhren, dass die neuen Subunternehmen dieselbe Arbeit mit rund 100 Beschäftigten weniger abwickeln wollten, läuteten sie die Alarmglocken.
Eine Woche lang hoben in Orly Sud keine Maschinen von EasyJet und Royal Air Maroc mehr ab. Die Beschäftigten beriefen sich auf ihre Tarifverträge und verlangten die Übernahme sämtlicher KollegInnen. Kaum ein Beobachter zweifelte an der Rechtmäßigkeit der Streik-Motive. Doch erst als der französische Transportminister sich einschaltete, gab es erste Zeichen einer Annäherung. Minister Dominique Boussereau verlangte von den beiden Subunternehmen, dass sie den Tarifvertrag samt Beschäftigungsgarantie einhalten. Am späten Mittwochabend, nach acht Tagen Streik, teilte Mejda Soula von der Gewerkschaft CGC mit: "Wir haben Zusagen, dass alle unbefristet übernommen werden."
Passagiere von EasyJet erfuhren von den Problemen nur aus den Medien. Ihre Fluggesellschaft schrumpfte bei Streikbeginn zu einer virtuellen Organisation zusammen. Die Passagiere mussten ihre Informationen auf überlasteten Anrufbeantwortern und Internetseiten suchen. Personal, das die Fragen der KundInnen beantworten könnte, hat EasyJet nicht.
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