Streik in Awo-Kitas: 500 Euro Lohnlücke
Trotz Fachkräftemangel bezahlt die Awo ihre ErzieherInnen schlecht: Verdi ruft zum dritten Warnstreik in diesem Jahr. Eltern organisieren Soli-Demo.
Berlin braucht dringend mehr ErzieherInnen, um den Kitaplatzmagel in den Griff zu bekommen – die Arbeiterwohlfahrt, einer der großen freien Träger in Berlin, bezahlt die wertvollen Fachkräfte trotzdem schlecht. Zumindest verdienen die laut der Gewerkschaft Verdi rund 900 ErzieherInnen in den Berliner Awo-Kitas derzeit 475 Euro weniger im Monat als die in den landeseigenen Betrieben beschäftigten, wo nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt wird. Für den heutigen Donnerstag ruft Verdi deshalb die Awo-MitarbeiterInnen zum eintägigen Warnstreik auf. Neben den ErzieherInnen in 45 Kitas sind auch MitarbeiterInnen in der Jugend- und Flüchtlingshilfe zum Streik aufgerufen.
Es ist bereits der dritte Warnstreik der insgesamt 1.800 Berliner Beschäftigten in diesem Jahr. Hintergrund sind die seit Januar laufenden Tarifverhandlungen mit Verdi: Die Gewerkschaft will eine 95-prozentige Annäherung an den TV-L im laufenden Jahr. Das würde für eine Awo-Erzieherin in der höchsten Entgeltstufe 8 einen Bruttolohn von rund 3.100 Euro bedeuten, sagt die zuständige Gewerkschaftssekretärin Josephine Roscher. Die Lücke zum öffentlichen Dienst würde sich damit auf etwa 150 Euro verkleinern.
Auch bei der Awo wolle man „die Lücke schließen“, betont Sprecher Markus Galle. Aber nicht so schnell: Erst für Ende 2019 bietet man 2.950 Euro.
Laut Gewerkschafterin Roscher hätten die Awo-Kitas „extrem Probleme, Stellen nachzubesetzen.“ Das betrifft allerdings die meisten Träger: Wegen des Personalmangels können derzeit Tausende dringend benötigte Kitaplätze nicht angeboten werden.
Für den Vormittag haben Eltern zu einer Soli-Kundgebung vor dem Awo-Gebäude in der Adalbertstraße in Kreuzberg aufgerufen. „Wir wollen gute Betreuung für unsere Kinder, also müssen die Bedingungen für die Erzieherinnen stimmen“, sagt Koordinatorin und Elternvertreterin Elif Erap.