Streik bei Lufthansa: Zehntausende Passagiere betroffen

Die Flugbegleiter legen mit ihrem bisher größten Streik den Flugverkehr bei der Lufthansa in großen Teilen lahm. Zehntausende Passagiere sind betroffen.

Läuft nicht. Bild: dapd

FRANKFURT/M. dpa | Der erste flächendeckende Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa hat begonnen. Am Freitagmorgen fielen die ersten Flüge aus. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben mindestens die Hälfte der geplanten Verbindungen für diesen Freitag gestrichen. Im Laufe des Tages könne es immer noch zu kurzfristigen Streichungen kommen, sagte ein Sprecher.

Der Streikaufruf für den gesamten Freitag ging an rund 18.000 Beschäftigte der Kabine an den Lufthansa-Standorten Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Stuttgart. Selbst die Pilotenstreiks aus den Jahren 2001 und 2010 hatten nicht eine derart durchschlagende Wirkung.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt blieb es am Morgen zunächst ruhig, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte. Mit 55 000 SMS und E-Mails habe die Fluggesellschaft ihre Gäste schon früh über Flugausfälle informiert. Die Lufthansa habe am Streiktag zusätzliches Bodenpersonal im Einsatz, das die gestrandeten Passagiere umbuche, betreue und informiere. Das Restprogramm der Lufthansa besteht wesentlich aus Flügen nicht bestreikter Tochtergesellschaften wie Germanwings. Nur wenige Überseeziele sollen am Freitag von Frankfurt und München angeflogen werden.

Hintergrund des Streiks ist ein Tarifkonflikt, in dem die Fronten bislang verhärtet sind. Ufo-Chef Nicoley Baublies fordert, dass der Arbeitgeber auf die Gewerkschaft zukommt. „Wir erwarten uns jetzt tatsächlich auch, nachdem wir den ersten Kontakt ja auch hergestellt haben, dass die Lufthansa sich deutlich bewegt inhaltlich“, sagte Baublies am frühen Freitagmorgen.

Am Donnerstag hatte die Ufo wieder Kontakt zum Lufthansa-Management aufgenommen. „Die Lufthansa hat quasi kapituliert, indem sie für den morgigen Tag fast alles gestrichen hat“, sagte Baublies. Daher habe er den ersten Schritt gemacht.

„Aus heiterem Himmel“

Die Lufthansa sei weiter zu Gesprächen bereit, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz am Donnerstagabend im ZDF-„heute journal“. Er kritisierte den Streik der Flugbegleiter als „völlig unverhältnismäßig“. Die Entwicklung sei „quasi aus heiterem Himmel“ nach eineinhalb Jahren Gesprächen gekommen.

Franz sagte, es gehe auch um die Wettbewerbsfähigkeit „in einem beinharten Wettbewerb“. Das Umfeld habe sich in den vergangenen Jahren mit den Billigfliegern, den Staatsgesellschaften vom Persischen Golf und den hohen Ölpreisen dramatisch verändert. „Wir müssen das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen“, sagte Franz. Sonst komme es zu einem Schrumpfungsprozess.

Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Freitagmorgen mit Blick auf die Aussagen der Gewerkschaft: „Wir können nur sagen, dass es am Donnerstag einen Kontakt mit der Ufo gegeben hat. Inhaltlich konnten aber keine Fortschritte erzielt werden.“

Ufo fordert in dem seit 13 Monaten währenden Tarifkonflikt fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet bei einer längeren Laufzeit 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine konzerninterne Billigtochter mit niedrigeren Gehaltstarifen. Für die verbleibenden Lufthanseaten will das Unternehmen die Gehaltsstufen abflachen und für Neueinsteiger niedrigere Bedingungen durchsetzen.

Wegen des Streiks bei der Lufthansa hatten sich die Konkurrenten der Airline sowie die Bahn zum Ferienende in Süddeutschland auf einen großen Ansturm eingerichtet. Die Deutsche Bahn stellte sich auf mehrere tausend zusätzliche Fahrgäste ein. Das Unternehmen will alle zur Verfügung stehenden Züge auf die Schiene bringen. Normalerweise befördert Lufthansa an einem Freitag rund 170.000 Menschen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.