Street Art: Hoffnung für Nicaragua-Mural
Das berühmte Lichtenberger Wandbild kann schon bald restauriert werden, hofft die Initiative, die für seinen Erhalt kämpft.
Es gibt wieder Hoffnung für das wohl berühmteste Wandbild im ehemaligen Osten der Stadt. Noch ist das 1985 vom nicaraguanischen Künstler Manuel Garcia Moia in Lichtenberg geschaffene Kunstwerk „Nicaraguanisches Dorf – Monimbó 1978“ hinter einem Baugerüst verschwunden. Doch Christel Schemel, Koordinatorin der Initiative für den Erhalt des Nicaragua-Giebelwandgemäldes, ist „zuversichtlich“, wie sie sagt, dass das Gemälde bald restauriert werden kann. Das Landesdenkmalamt erstelle gerade ein Gutachten – und zwar auf eigene Kosten. „Für mich ist das ein gutes Zeichen“, so Schemel.
Nach Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung soll das Gutachten, das sowohl die Restaurierungsfährigkeit des Gemäldes prüfen soll als auch seine Denkmalwürdigkeit, in sechs bis acht Wochen vorliegen. Der Startschuss für die Wiederherstellung könnte also Mitte April fallen.
Das Wandbild (spanisch: Mural) zeigt die Niederschlagung eines Aufstandes im Dorf Monimbó durch das damalige Somoza-Regime, ein Ereignis, das in Nicaragua bis heute unvergessen ist. „Das Anti-Kriegsmural soll künftigen Betrachtern die tiefe Friedenssehnsucht des nicaraguanischen Volkes vermitteln und die Schönheit traditioneller Kunst und Kultur Lateinamerikas reflektieren“, sagte Nationalpreisträger Moia, der das Bild gemeinsam mit jungen Berlinern Künstlern kreierte, bei der Einweihung 1985.
Erste Rekonstruktion gescheitert
Das Gemälde, das mit einer Größe von 255 Quadratmetern zu den weltweit größten Wandbildern mit nativer Malerei zählt, war bereits einmal rekonstruiert worden - allerdings erfolglos. Anfang des Jahrtausends war es durch Umweltverschmutzung, Wetter, Graffiti und eine rücksichtslose Sanierung des Hauses fast zerstört worden, als Schemel mit ihrer Bürgerinitiative die erste Rekonstruktion erreichte. 2005 erstrahlte das Gemälde, an das auch der Künstler noch einmal Hand anlegte, in neuem Glanz.
2006 erhielt der Platz vor der bemalten Brandmauer den Namen Monimbó-Platz. Wenige Jahre später stürzten jedoch wegen eines Konstruktionsfehlers Wandbildteile ab, im Juli 2013 musste die gesamte Rekonstruktion entfernt werden. Bis vorigen Sommer waren dann nur schadhafte Putz- und Dämmschichten zu sehen, inzwischen ist das Original von 1985 wieder freigelegt.
Für Schemel steht fest: Das Gemälde ist so bedeutend, dass sich die Stadt um den Erhalt kümmern muss. „Das Wandbild ist ein politisch wichtiges und schönes Zeichen“, findet sie. Allein mit den Spenden, die ihre Initiative zusammen mit Bezirksamt einwerbe, sei die Rekonstruktion nicht zu bezahlen. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) habe auch bereits Mittel in Aussicht gestellt, so Schemel.
Unterstützung bekommt die Initiative, die beim Kulturring in Berlin e.V. angesiedelt ist, nach eigener Aussage auch von den Bundestagsabgeordneten Gesine Lötsch (Linke) und Christian Ströbele (Grüne). Auf internationaler Ebene setze sich auch Kunstexperte David Kunzle vom Forschungszentrum für lateinamerikanische Muralkunst an der Universität Kalifornien, L. A., für die Wiederherstellung ein. In einem Infoblatt zitiert die Initiative Kunzle, er unterstütze die Wiederherstellung, denn „solche außergewöhnlichen Werke sollen zum Nachdenken anregen über Kriege und soziales Elend und darüber, wie diese verhindert bzw. überwunden werden können.“
Am 26. Februar, dem 38. Jahrestag der Niederschlagung des Aufstandes von Monimbó, gibt es auf dem Monimbó-Platz in Lichtenberg ab 14 Uhr eine Gedenk-Veranstaltung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!