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Strafe für GruppenvergewaltigungNationalteam hinter Gittern

Fünf kubanische Volleyballspieler wurden in Finnland zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Fatal für den kubanischen Volleyball.

Cepeda Abreu (links), Kapitän des Nationalteams, muss fünf Jahre ins Gefängnis Foto: dpa

Fünf Jahre Gefängnis wegen „schwerer gemeinschaftlicher Vergewaltigung“ lautet das Urteil der Richter im finnischen Tampere gegen vier kubanische Volleyballer. Ein fünfter, der 21-jährige Luis Sosa Sierra, wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, während der ebenfalls angeklagte 24-jährige Dariel Albo Miranda freigesprochen wurde.

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die fünf Kubaner in der Nacht des 2. Juli gemeinsam eine Finnin vergewaltigt hatten. Die Frau hatte in den frühen Morgenstunden Anzeige bei der Polizei erstattet, nachdem sie das Hotel im Zentrum von Tampere, wo die Kubaner untergebracht waren, verlassen hatte. Wenig später nahm die Polizei acht der kubanischen Nationalspieler fest, die vom Richter in Untersuchungshaft geschickt wurden. Nach der Vernehmung des Opfers und den ersten Ermittlungen wurden zwei der acht Athleten freigelassen, während gegen die restlichen sechs weiter ermittelt wurde.

Für die Sportoffiziellen von der Insel ist der Skandal gleich aus mehrfacher Perspektive ein Unding. Das belegt eine Erklärung der bereits zwei Tage nach der Festnahme der Spieler in Kubas Parteiorgan Granma veröffentlicht wurde. Demnach seien sechs Spieler angeklagt worden, eine Straftat verübt zu haben. Nach den bisherigen vorläufigen Ergebnissen seien die Spieler verantwortlich für Handlungen, „die nicht mit der Disziplin, der Ehrenhaftigkeit und des Respekts vereinbar sind, die unseren Sport und die Gesellschaft seit dem Januar 1959 leiten“.

Die beiden verantwortlichen Trainer Rodolfo Sánchez y Pavel Pimienta, beides verdiente und hochdekorierte Nationalspieler, wurden entlassen. Sauer ist man in der Hauptstadt Havanna anscheinend auch auf den 27-jährigen Mannschaftskapitän Rolando Cepeda Abreu. Abreu gehört zu den Stars der internationalen Volleyballszene, hat mit PAOK Thessaloniki im letzten Jahr die griechische Meisterschaft gewonnen und sollte die überaus junge kubanische Mannschaft anführen. Der Plan scheint gründlich misslungen zu sein, denn schließlich gehört er zu den vier Kubanern, die zu fünf Jahren Haft verurteilt wurden. Die anderen drei sind Abrahan Alfonso Gavilan (21), Ricardo Calvo Manzano (19) und Osmany Uriarte Mastre (21).

Diese jungen, talentierten Spieler sollten an die Erfolge der 1990er Jahre anknüpfen. Damals war Kuba eine Referenz im internationalen Volleyball – bei den Herren wie den Damen. Die Duelle mit den Italienern, Brasilianern und Russen gingen in die Volleyball-Annalen ein, bis im Dezember 2001 die halbe Nationalmannschaft ein Turnier in Belgien nutze, um sich abzusetzen. Professionell spielen, Geld verdienen und sich mit den Größten messen wollten sich Ihosvany Hernández, damals der Superstar Kubas, Angel Dennis, Ramon Gato sowie der Sohn des Verbandspräsidenten Leonel Marshall. Parallel dazu wollte das Sextett weiter für die Insel spielen, doch die ließ sie sperren.

Hernández arbeitet heute in Miami als Trainer und musste den Abstieg des kubanischen Volleyballs aus dem Exil mitansehen. Dazu gehört auch das Scheitern der mit Nachwuchsspielern aufgefüllten Nationalequipe bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Auf dem letzten Platz mit gerade einem Satzgewinn landete Kubas einzige für die Spiele qualifizierte Mannschaft – eine Schmach für Kubas ehrgeizige Sportoffiziellen.

Die müssen sich nun erneut um den Neuaufbau kümmern, und der wird nicht einfacher werden, so der kubanische Journalist Iván García. Zum einen gebe es auch in Kuba nicht ohne Ende Talente, zum anderen fehle es auf der latent kriselnden Insel an Mitteln für die Nachwuchsförderung.

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9 Kommentare

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  • Ein solcher Artikel verhoehnt das Opfer und ist eine Schande. Es scheint zur Zeit ein Trend, dem sportlichen Aspekt mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als angemessen empathisch dem Opfer gegenueber zu sein, s. auch der Vergewaltigungsfall Brock Turner. Zum Wegclicken und schaemen.

  • Die Sportrubrik scheint mir ebensowenig der richtige Platz für diese Nachricht zu sein wie der Fokus auf die Konsequenzen für den kubanischen Sport der richtige Ansatz. Die vergewaltigte Frau ist also gerade recht als Vehikel für eine Story über kubanische Volleyball-Strategien?

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Der arme Herr Assange! Wird er doch von dem bekannten Unrechstsstaat Schweden der Vergewaltigung bezichtigt.

     

    Und weil der Unrechtsstaat ein Vasall des noch viel schlimmeren Unrechtsstaates USA ist, hat der Herr Assange selbstverständlich Angst dorthin ausgeliefert zu werden.

     

    Deshalb bleibt er in de Botschaft des einzigen Rechtsstaates auf unserer schönen Erde, Ecuador.

     

    Und zur zweiten Headline: Fatal ist die Sache doch wohl in erster Linie für das Vergewaltigungsopfer.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Rejkjavik oder Oslo, Hauptsache Schweden...

       

      Was hat Assange mit Finnland und den kubanischen Handballern zu tun?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @HugoHabicht:

        Hoppla, das war eine Antwort auf Anton Wagner.

  • Eine Frau wird vergewaltigt und eure Unterüberschrift dazu ist "Fatal für den kubanischen Volleyball"???

    Ja, wenn das Teil des kubanischen Volleyballs ist, dann ist das tatsächlich fatal für ihn, und das ist auch mehr als gut so!

    Sich nach einer Vergewaltigung mehr über den Zustand des kubanischen Volleyballs zu sorgen als über die frauenfeindlichen Zustände auf dieser Welt, das ist scheiße TAZ, richtig richtig große Scheiße!

    • @Elena Kohlschütter:

      Natürlich ist es Teil des kubanischen Handballs, wenn plötzlich die halbe Nationalmannschaft "weg" ist. Dass das zu Recht erfolgt ist, bestreitet doch niemand.

  • 3G
    36120 (Profil gelöscht)

    Nirgendwo ist zu lesen, ob das Opfer festgehalten worden ist. [...]

     

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Pauschalisierungen und übertrieben Polemik.

    • @36120 (Profil gelöscht):

      Genau, alles Lügengerichte und Lügenopfer!!!1!!1