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Stimmt-was-nicht

Darüber ob Wolfsburg einen Uefa-Cup-Platz erreichen kann, ist nach dem Saisonstart keine seriöse Aussage zu treffen. Schon gar keine positive

Wie in der Liebe so ist es auch im Fußball so, dass in der Anfangsphase alle Zeichen positiv und optimistisch gedeutet werden. Richtig so: Alles andere wäre realistisch, und wozu sollte das gut sein? So kann man auch im mühsamen 2:2 des VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund zum Auftakt der 43. Bundesligasaison viel Gutes finden. Wenn man will.

Zum Beispiel: Damit ist nun schon das neunte Jahr angebrochen, in dem der VfL ununterbrochen der Ersten Liga angehört – und ein Ende ist nicht abzusehen. Kann ja auch mal erwähnt werden. Ob die Fußball GmbH in diesem Jahr die ewige Zielvorgabe von Besitzer Volkswagen erfüllen und auf einem Uefa-Cup-Platz landen kann, darüber ist allerdings noch keine seriöse Aussage zu treffen. Schon gar keine mit positivem Ergebnis.

Der späte Verlust des wichtigsten Angreifers, Linksaußen Martin Petrov, ist eine echte und bisher nicht kompensierte Schwächung. Petrov, sagte Kapitän Pablo Thiam, sei nicht nur eine „ganz,ganz wichtige Waffe“ gewesen“, sondern wesentlicher Bestandteil des Systems. „Man darf nicht vergessen, dass wir grade unser System umstellen“, sagte Thiam. Mit dem Weltklassesprinter konnte man 4-3-3 und Konterfußball spielen, das ist bis auf weiteres vorbei.

Nun hat man vorn den aus Schalke gekommenen Nationalspieler Mike Hanke. Nicht wirklich schnell, dafür ein Arbeiter, ein passabler Kombinierer, auch ein Aufleger für die Kollegen dahinter. Hanke ist als Confed-Cup-Beteiligter spät ins Training eingestiegen, und das sah man, als er nach engagiertem Beginn zu früh ziemlich erledigt war. „Ein bisschen beißen“, habe er müssen, erzählte Hanke, speziell nachdem Trainer Holger Fach seinen Wunsch nach Auswechslung abgelehnt hatte.

Fach hat in Wolfsburg nach dem UI-Cup-Aus in Lens (0:4) und dessen medialer Rezeption erstens bereits früh sowohl die gefürchtete Stimmt-die-Einstellung-im-Team-nicht-Diskussion als auch die Stimmt-die-Einstellung-der-Argentinier-nicht-Diskussion an der Hacke, und scheint beides zweitens nicht für komplett abwegig zu halten. „Arbeiten, mich bewegen, den anderen helfen“, sagt er, „das muss doch möglich sein – und zwar jede Woche.“ Und in der Hinsicht soll Hanke ihm künftig ein Leuchtturm sein. Nicht nur dass er Tore machen wird (wovon Fach ausgeht), ihm gefällt, „dass er gewillt ist, hinterherzulaufen, sich einzubringen“.

Hanke selbst suchte auch Gute und fand einen Eigenbeitrag zum 1:0 von Diego Klimowicz (9.). Tatsächlich ergab eine Auswertung der Fernsehbilder, dass er mit dem Scheitel D‘Alessandros Eckstoß zum Sturmkollegen weiterverlängert hatte. „Meine erste Torvorbereitung“, sagte Hanke, musste grinsen, bestand aber darauf, dass das „Glas halb voll“ sei, was genau jene Herangehensweise ist, die Fach an ihm schätzt.

Nach dem 1:0 und passablen Beginn wartete Wolfsburg allzu passiv auf weitere Fehler der Dortmunder. In einer konzentrierten Phase drehte der BVB durch zwei Treffer (Smolarek, 55., Koller, 81.) das Spiel, scheinbar, ehe ein Stellungsfehler von Christoph Metzelder zu Hoflands Ausgleich führte (82.). Die Vorlage kam erneut nach einem ruhenden Ball von D‘Alessandro, der ansonsten nicht optimal ins Spiel gebracht wurde.

Wenn aber doch etwas von dem Spiel bleiben wird, dann ist es D‘Alessandros Gegenspieler. Nuri Sahin, ein in Deutschland aufgewachsener Türke, ist mit 16 Jahren und 335 Tagen ab sofort der jüngste Profi, der je in der Bundesliga gespielt hat. Ansonsten gilt, was Kevin Hofland gesagt hat: „Es sind noch 33 Spieltage.“ Der niederländische Nationalspieler selbst hat immerhin nun sein erstes Bundesligator erzielt. „Eigentlich mein zweites.“ Naja, das erste war ein Eigentor. Also: Es geht voran. Eindeutig.Peter Unfried