Stiftung in Hamburg: Ganz neutral für die AfD
Eine gemeinnützige Stiftung macht Veranstaltungen mit AfDlern, will aber angeblich nur über Inhalte diskutieren. Nun prüft die Stiftungsaufsicht.
In einer kleinen Anfrage hatte die Linksfraktion nach der Neutralität der Stiftung gefragt und wollte auch wissen, unter welchem Label eine mögliche Spende verwendet werde: Ob Geld für die „Stiftung Alkoholprävention“ womöglich auch in die Arbeit der „Dr. Anton Stiftung für politische Bildung“ fließe und damit das Auftreten von AfD-Politikern gefördert wird.
Die zwei Namen der Stiftung sollten „die unterschiedlichen Gewichtungen der Arbeit betonen“, sagte Anton der taz. „Das ist wie bei Mercedes, da haben sie unter dem Label auch verschiedene Typen.“
Verschiedene Typen bietet Anton, aber alle mit gleicher politischer Färbung: Am Dienstagabend spricht der AfD-Fraktionsvorsitzende Jörn Kruse bei der Stiftung zum Thema öffentlich-rechtliche Medien ab 18.30 Uhr im Hamburg Haus in Eimsbüttel. Dort, am Doormansweg, darf Kruse am 2. März erneut referieren, diesmal über „Demokratieformen“. Am 19. April dann hält AfD-Fraktionsvize Dirk Nockemann einen Vortrag zum Thema innere Sicherheit. Am 11. Mai kommt dann der AfD-Politiker Thorsten Janzen.
Stifter selbst AfD-Mitglied
All diese Termine finden sich auf der Stiftungswebsite, allerdings ohne Angabe der Parteizugehörigkeit. Eine Nachlässigkeit, eine Strategie? Anton erklärt, nichts verheimlichen zu wollen. Die Veranstaltungsreihe liefe unter den Titel „AfD im Kreuzverhör“, erklärt er und sagt von sich: „Ich bin selbst Mitglied der AfD.“
Zu den Veranstaltungen habe er auch Politiker anderer Parteien eingeladen, von CDU und SPD, sagt Anton. Zu der Veranstaltung über öffentlich-rechtlichen Medien auch den NDR. Der habe sich aber nicht gemeldet.
„Wir möchten mit der Reihe eine sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung mit den Positionen der AfD ermöglichen“, sagt Anton. Über die Partei würde viel gestritten, sich aber nicht inhaltlich genau auseinandergesetzt. Trotz AfD-Mitgliedschaft würde er bei den Veranstaltungen als Moderator auftreten, die Rollen aber trennen, auch weil er sich „kontroverse Debatten“ wünsche. Kritiker seien bei der Reihe „mehr als erwünscht“, hebt Anton hervor.
Beruflich führt Anton das Unternehmen „Dr. Anton Training & Beratung“, mit Angeboten speziell für Führungskräfte, Verkäufer sowie für allen Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Unter „Referenzen“ führt die Website unter anderem Bosch, Coop, Hapag Lloyd, HEW, den Otto-Versand und die Volksführsorge als Kunden auf.
Gegen Alkoholgenuss
Antons Stiftungen besteht seit drei Jahren. Die „Dr. Anton Stiftung für politische Bildung“ gibt an, sich mit „öffentlichen Veranstaltungen“ zu engagieren. Die „Stiftung Alkoholprävention“ will unter anderem über die „Kultur des Nervengifts Alkohol“ und seine gesundheitlichen Folgen und sozialen Schäden informieren. Eine der Forderungen: verbesserter Jugendschutz und das Verbot des Trinkens in der Öffentlichkeit.
Für die Veranstaltung der Stiftung am Dienstag ist nun Protest angekündigt: „Wer die AfD als eine Partei wie jede andere behandelt, begeht einen Fehler“, sagte Laura Becker vom „Bündnis Aufstehen gegen Rassismus Hamburg“. Wo die AfD auftrete, „verbreitet sie menschenverachtendes Gedankengut“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern