Stichwahl um Präsidentenamt in Liberia: Ex-Fußballstar gegen Vizepräsident
In Liberia kommt es erstmals zu einem demokratischen Machtwechsel. Das endgültige Ergebnis der Präsidentschaftswahl steht aber noch aus.
Es ist das erste Mal seit mehr als 70 Jahren, dass eine demokratisch gewählte Regierung in dem westafrikanischen Land die Macht an eine andere abgeben wird. Die 79-jährige Amtsinhaberin Johnson-Sirleaf, die erste Präsidentin Afrikas und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2011, durfte nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten.
Bei der ersten Wahlrunde am 10. Oktober war die Beteiligung hoch gewesen. Nach den juristischen Kontroversen und der Verschiebung der eigentlich für 7. November geplanten Stichwahl war die Beteiligung diesmal geringer, wie Wahlhelfer nach Ende der Abstimmung sagten. Das Interesse habe wohl nachgelassen, weil – anders als im Oktober – keine Abgeordneten zur Wahl standen. Einige Bürger beklagten sich, sie hätten ihre Namen in den Wahllokalen nicht finden und deswegen nicht abstimmen können.
Die Wahlkommission erklärte, dass die Wählerlisten wie vom Obersten Gerichtshof gefordert nun in Ordnung seien. Bis zur Veröffentlichung des Endergebnisses hat sie zwei Wochen Zeit.
50.000 Arbeitsplätze in 150 Tagen
„Dies ist ein großer Tag, denn es ist ein Test für die Demokratie“, sagte der 73-jährige Boakai nach seiner Stimmabgabe. Er ist seit zwölf Jahren Vizepräsident des Landes. Der 51-jährige Weah, nach seiner Fußball-Karriere zum Senator gewählt, erklärte: „Das ist ein guter Prozess, und ein sehr friedlicher. Das ist das Wichtigste.“ Johnson-Sirleaf, die keine Wahlempfehlung abgegeben hatte, habe ebenfalls gewählt, sagte ein Sprecher.
Im Township New Georgia westlich der Hauptstadt Monrovia stellten sich die ersten Menschen bereits vor Tagesanbruch an und suchten mit Taschenlampen auf den Wählerlisten nach ihren Namen. „Wir brauchen einen Staatschef, der das Land nach vorne führt, nicht rückwärts“, sagte der 32-jährige Samuka Donzo. Der Fischverkäufer Siami Morris erklärte, die Menschen wünschten sich nach den juristischen Turbulenzen der vergangenen Monate nun Klarheit.
Weah bewarb sich bereits zum dritten Mal um die Präsidentschaft, er wird vor allem von jüngeren Menschen unterstützt. 60 Prozent der Bevölkerung Liberias sind unter 30 Jahre alt. „Wie viele von euch, war ich ein Opfer von Armut“, sagte Weah im Wahlkampf. Er versprach eine bessere Zukunft und Arbeitsplätze.
Boakai hat vor allem den Bau von Straßen zugesagt. „Wenn es Straßen gibt, können alle anderen Dinge passieren“, sagte er. Boakai versprach im Fall eines Wahlsiegs die Schaffung von 50.000 Arbeitsplätzen innerhalb seiner ersten 150 Tage im Amt.
Amtsinhaberin Johnson-Sirleaf hat das noch immer bitterarme Land aus den Wirren eines 14-jährigen Bürgerkriegs mit mehr als einer Viertelmillion Toten geführt, der 2003 beendet wurde. 2006 trat sie ihre erste sechsjährige Amtszeit an, 2011 bekam sie zusammen mit zwei weiteren Aktivistinnen den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für Frauenrechte. Ihr Versuch zum Aufbau des Landes wurde von einer tödlichen Ebola-Epidemie 2014 und 2015 zurückgeworfen, die fast 5.000 Menschen das Leben kostete.
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