Stichwahl-Gerüchte in Simbabwe: Mugabe vorerst gescheitert
Noch liegt das Endergebnis der Wahlen nicht vor, aber sogar aus der Regierungspartei heißt es, eine Stichwahl zwischen Präsident Mugabe und Oppositionsführer Tsvangirai sei nötig.
Die Spannung steigt. Simbabwes Polizei patrouilliert in den Straßen der Hauptstadt. In der südafrikanischen Grenzstadt Musina haben Hilfsorganisationen vorsorglich Lager aufgebaut, falls es in Simbabwe zu Gewalt und Fluchtbewegungen ins Nachbarland kommt. Ungeachtet dessen hielt Simbabwes Wahlkommission auch am dritten Tag nach den Wahlen an der Strategie fest, Ergebnisse nur mit großer Verzögerung herauszugeben. Allerdings weisen unabhängige Zählungen immer stärker darauf hin, dass es zu einer Stichwahl zwischen Präsident Robert Mugabe und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai kommt. Sogar aus den Reihen der Regierungspartei kamen gestern Gerüchte, dass ein erneuter Wahlgang notwendig werde, da keiner auf 50 Prozent gekommen sei. Tsvangirai liege demnach bei 48,3 Prozent, Mugabe bei 43, der unabhängige Kandidat Simba Makoni bei 8 Prozent.
Das "Zimbabwe Election Support Network" (ZESN), ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, hatte schon zuvor die Ergebnisse von 435 Wahlstationen landesweit in zehn Provinzen hochgerechnet. Tsvangirai habe 49 Prozent der Stimmen erhalten, Mugabe 42.
Möglich werden solche Angaben durch eine Änderung des Wahlgesetzes in Simbabwe in Richtung von mehr Transparenz. "Das Wahlgesetz erlaubt, die Ergebnisse nach Ende der Zählung außen an den 9.000 Wahllokalen anzuschlagen", erklärte MDC-Generalsekretär Tendai Biti. Damit sind die Ergebnisse jedes Wahllokals öffentlich. Diese Veränderung wurde von Südafrikas Präsident Thabo Mbeki bei Verhandlungen mit Simbabwe durchgesetzt. Moletsi Mbeki, Bruder des südafrikanischen Präsidenten und stellvertretender Leiter des Instituts für internationale Angelegenheiten in Johannesburg, bestätigt die Wirkung: Die Zahlen der Wahllokale seien dieselben, die von der Wahlkommission verkündet werden müssten. Unabhängige Gruppen haben Divergenzen zwischen den veröffentlichten Zahlen und denen der Wahlkommission in einzelnen Wahlkreisen nachgewiesen, immer zugunsten der Regierungspartei.
Nach den bis Dienstag Nachmittag vorliegenden offiziellen Ergebnissen für 131 der 210 Sitze im Parlament führt Tsvangirais MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) mit 67 Sitzen - einschließlich einer Abspaltung - gegen 64 für die regierende Zanu/PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion). Sechs Kabinettsmitglieder haben bereits ihre Sitze verloren. Unabhängige Zahlen geben der MDC 99 Sitze, der Zanu/PF 77 und 10 für die Abspaltung und Unabhängige.
Das afrikanische Ausland hält sich noch bedeckt. Ein Team von 19 Wahlbeobachtern der Staaten der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) sagte, die Wahlen im Simbabwe seien weitgehend "friedlich und glaubwürdig" verlaufen. Es habe zwar Unregelmäßigkeiten gegeben, doch nicht ausreichend, um die Wahlen als unfair zu bezeichnen. Allerdings hatten sich zwei Mitglieder der südafrikanischen Delegation geweigert, einen positiven Bericht vorab zu unterschreiben.
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