piwik no script img

Steuerskandal in den USA12.748 Firmen in einem Bürohaus

Der größte Auftragnehmer der US-Armee im Irak, Kellogg Brown & Root, hat seine Mitarbeiter auf den Cayman-Inseln angemeldet. Das Pentagon weiß seit 2004 davon.

Eine ehemalige Firma des Vizepräsidenten Dick Cheney gerät unter Verdacht, Steuern zu hinterziehen. Bild: dpa

BERLIN taz Nun haben auch die USA ihren Steuerskandal: Der größte Auftragnehmer der US-Armee im Irak, Kellogg Brown & Root (KBR), hat laut Medienberichten rund 21.000 seiner Mitarbeiter auf den Cayman-Inseln angemeldet. Das britische Überseeterritorium mit nur 45.000 Einwohnern erhebt keine Steuern, und der Konzern spart die Sozialversicherungsabgaben. KBR war bis 2007 eine Tochtergesellschaft des Ölkonzerns Halliburton, dessen Ex-Vorstandschef Dick Cheney heute Vizepräsident der USA ist. Das Pentagon ist laut Boston Globe seit 2004 über dieses Steuersparmodell informiert. Trotzdem vergab es weiter Aufträge an KBR - insgesamt über 16 Milliarden Dollar.

Schon in der Vergangenheit verlegte so mancher US-Konzern zwecks Steuervermeidung seinen Hauptsitz in eine Steueroase - etwa die Unternehmensberatung Accenture, die zwar ihre Verwaltung in Chicago hat, aber auf Bermuda registriert ist. Die US-Regierung hat lange ganz bewusst zugelassen, dass Konzerne wie Boeing oder Microsoft ihre Exportgeschäfte über Töchter in Steueroasen abwickeln. Durch die Steuerersparnis wurden US-Exporte auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger. Die Welthandelsorganisation WTO hat diese Praxis als wettbewerbswidrig verurteilt, doch noch immer profitieren US-Konzerne davon.

Mehrere Senatoren, darunter Barack Obama, legten 2007 eine Gesetzesinitiative gegen den Missbrauch von Steueroasen vor, der den US-Fiskus um geschätzte 100 Milliarden Dollar prellt. Vergangene Woche besuchten Ermittler des US-Kongresses die Cayman-Inseln. Zum Besichtigungsprogramm gehörte ein fünfstöckiges Bürohaus, in dem 12.748 Unternehmen ihren Sitz haben. Der Bericht liegt leider noch nicht vor.

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!