KOMMENTAR: Sterben für die Ehre
■ Chance für Drogenabhängige: Niederlage der Politik
Nichts ist von Politikern schwerer zu bekommen als das Eingeständnis, versagt zu haben. Das gilt auch und gerade in der Drogenpolitik. Andererseits führt der einzige Weg zu einer wirklichen Hilfe für Drogenabhängige nur über das Eingeständnis der politischen Ohnmacht gegenüber der Macht des weißen Pulvers: Um an Heroinabhängige öffentlich und legal Ersatzdrogen zu verteilen, müßten Gesundheitspolitiker einräumen, daß es für die Mehrzahl der Fixer bislang keine wirksamen Therapien gibt. Sozialpolitiker müßten zugestehen, daß all ihre Drogenberatungsmodelle bestenfalls Teilerfolge gebracht haben. Sicherheitspolitiker müßten bekennnen, daß dem Drogengeschäft weder mit V-Leuten noch mit Razzien entscheidend beizukommen ist.
Aus höchst ehrenwerten Motiven haben Sozial-, Justiz-und GesundheitsenatorIn es bislang abgelehnt, sich zum „Komplizen der Sucht“ zu machen: Das unausrottbare Geschäft mit der Droge soll zumindest im Kreise Krimineller und nicht im Kreise verantwortungsbewußter Politiker organisiert werden.Das Problem ist: An diesem Verantwortungsbewußtsein sterben inzwischen immer mehr Menschen, die sich Ehre schon längst am aller wenigsten leisten können.
Klaus Schlosser
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