Steinmeier auf Afghanistan-Besuch: "Nicht nur Taliban und Zerstörung"

Der Besuch des deutschen Außenministers im westafghanischen Herat soll Aufbauerfolge unterstreichen. Unterdessen gibt es bei neuen Kämpfen wieder Tote.

Frank-Walter Steinmeier wird vom Bürgermeister der Stadt Herat empfangen. Bild: AP

HERAT/BERLIN dpa/taz Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat bei einem aus Sicherheitsgründen wie üblich unangekündigten Besuch in Afghanistan am Freitag erstmals die im Westen gelegene Stadt Herat besucht. Er sicherte dabei Berlins weitere Unterstützung zu und übergab eine von Deutschland mit acht Millionen Euro instand gesetzte Trinkwasseranlage. Sie versorgt 80 Prozent der Stadtbevölkerung

Der für vier Tage geplante Besuch Steinmeiers ist sein dritter in Afghanistan. Dort sind derzeit 3500 deutsche Soldaten stationiert. Die Reise nach Herat begründete der Minister auch damit, dass das Bild, das viele von Afghanistan hätten, korrigiert werden müsse. Afghanistan sei nicht nur Kabul und bedeute auch nicht nur Zerstörung und Taliban-Attacken. Afghanistan stehe eben auch für "gelungenen Wiederaufbau", wie er in Herat sichtbar sei. Die Stadt mit rund 600.000 Einwohnern gilt als kulturelles Zentrum Westafghanistans und als relativ friedlich. Deutschland fördert dort auch die Instandsetzung der Altstadt.

Meldungen über tödliche Kämpfe gab es jedoch auch gestern wieder. AFP meldete unter Berufung auf den Sprecher der Provinzregierung, dass in der Nacht zu Freitag bei einem Luftangriff in der Provinz Ghasni mehr als 40 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet und mindestens 30 verletzt worden seien. Der Vorsteher des betroffenen Bezirks Agiristan sprach auch von dabei getöteten Zivilisten. Den Bezirk hatten die Taliban drei Tage zuvor erobert. Zudem wurden in Südafghanistan je ein britischer und ein dänischer Soldat getötet. Der Brite starb bei Kämpfen in Helmand, den Dänen tötete eine Sprengfalle.

In Herats jahrhundertealter Zitadelle diskutierte Steinmeier mit Wirtschaftsvertretern, Parlamentariern und Mitgliedern der Regionalregierung. Dabei verwies der Provinzgouverneur Sayed Hussein Anwar, auf die hohen Erwartungen der Menschen dort: "Wenn wir hier verlieren, verliert auch die internationale Gemeinschaft und auch die afghanische Regierung."

Die Reise des Ministers, deren weiterer Verlauf nicht bekanntgegeben wurde, dürfte ihn auch nach Kabul bringen. Sie dient auch der Vorbereitung der im Oktober anstehenden Bundestagsentscheidung über die Verlängerung des Bundeswehr-Mandates für Afghanistan. Das Kabinett hatte bereits die Obergrenze um 1.000 auf 4500 Soldaten erhöht. Dem muss das Parlament noch zustimmen.

Gesondert abgestimmt werden müsste über den Einsatz deutscher Soldaten bei einem möglichen Einsatz in AWACS-Aufklärungsflugzeugen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte dazu am Freitag in Berlin, es liege eine Anfrage des Nato-Oberbefehlshabers vor. Die müsse zunächst im Nato-Militärausschuss beraten werden.

In der New York Times warf jetzt der bis Juni amtierende Drogenbekämpfer der US-Botschaft in Kabul, Thomas Schweich, dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai vor, den Kampf gegen das Rauschgift zu behindern. Karsais Regierung sei tief in den Schutz der Drogen-Barone verwickelt, schrieb Schweich.

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