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Stefan Reinecke über die SPD nach dem großen KnallWenn Männer zu viel reden

Ist Martin Schulz Opfer der SPD-Kultur feingesponnener Intrigen geworden, die letztlich alle, die von außen kommen, scheitern lässt wie einst Kurt Beck in Schwielowsee? Es mag so scheinen – ist aber Legende. Schulz ist an mannigfachen eigenen Fehlern zugrunde gegangen. Er hat taktische Wendungen – gegen die Groko, für die Groko – stets mit dampfender Überzeugungsrhetorik aufgeladen, die den Rückzug später extrem schwierig machte. Der Eindruck, authentisch zu sein, als Aufsteiger, der seine Herkunft nicht verrät, hatte ihn vor einem Jahr zum neuen Star gemacht. Doch das Authentische verträgt sich so gar nicht mit dem schlawinerhaften Deal, einfach den Parteivorsitz gegen das Auswärtige Amt zu tauschen. Die Falle, in der Schulz landete, hatte er, anders als Beck, selbst gebaut.

Kurios ist, dass Schulz womöglich Außenminister und Parteichef geworden wäre, wenn er einfach weiter eisern über seine Zukunft geschwiegen hätte. Ebenso kurios ist, dass Sigmar Gabriel von der politischen Selbstvernichtung seines Gegners profitiert hätte – wenn er einfach den Mund gehalten hätte. Ist das Shakespeare oder nur Seifenoper?

Naheliegend, aber falsch wäre, wenn Gabriel weiter Außenminister bliebe. Denn er hat nicht nur Schulz auf ­unterirdische Weise angegriffen, sondern sich selbst als beliebten Politiker gelobt. Dabei macht dieses Amt jeden populär. Politiker, die sich selbst öffentlich mit ihrem Amt verwechseln, verdienen Misstrauen. Die SPD, die Drama-Queen der deutschen Politik, sollte Politiker, die ein extremes Ego mit einer Neigung zum Selbstmitleid paaren, eine Weile lieber meiden. Dafür wird, im Falle Gabriel, Andrea Nahles schon sorgen.

Also besser ein Ende mit Schrecken? Ja, schon. Die Alternative wäre gewesen: Schulz als Parteichef, Gabriel Außenminister, Nahles Fraktionschefin, Scholz Vizekanzler. Dieses Quartett wäre eine instabile Konstruktion geworden. Am erstaunlichsten an der ganzen Affäre ist, dass eines überhaupt keine Rolle spielte: der Streit darüber, was die SPD politisch will.

inland

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