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Stefan Alberti über den Innensenator, der Fragen zu Wahlpannen aus dem Weg gehtGeisel hätte da sein müssen

Stefan Alberti

ist Redakteur für Landespolitik.

Vielleicht hätte er auch nicht mehr sagen können als sein Kollege vom Finanzressort. Doch allein die Anwesenheit von Innensenator Andreas Geisel (SPD) in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung wäre ein Zeichen gewesen: dass die rot-rot-grüne Landesregierung die Misere vom Wahlsonntag wirklich ernst nimmt. Dass sie dafür nicht nur die ehrenamtlichen Wahlleitungen verantwortlich macht. Dass sich der vom Ressort her zuständige Senator dem Ganzen stellt.

Dass nicht Geisel, sondern Finanzsenator Kollatz in die Pressekonferenz kam und eingangs über einen Stabilitätsbericht und die Gasnetz-Konzession berichtete, war eine Überraschung. Denn Geisel wirkt sonst nicht so wie einer, der sich vor etwas drückt, und das nicht nur wegen seiner breiten Schultern.

Er erlaube sich, seine Themen als durchaus nicht ganz unwichtig anzusehen, versuchte Kollatz zwar seine Präsenz zu rechtfertigen, überzeugte damit aber nicht. Was allerdings auch bei ihm befremdete: Auch er, wie schon vor einer Woche Senatskanzleichef Christian Gaebler, relativierte die Pannen: Es sei ja nicht so, als ob nicht auch vieles gut gegangen wäre. Das klang so, als ob eine Bank ihren Kassierer dafür loben würde, dass er fast alles richtig und nur ein kleines Minus gemacht habe.

Unterm Strich sorgt das für ein schlechtes Gefühl: Dass es im Senat nicht in Gänze angekommen ist, was passiert ist, was das abstrakt für die Demokratie, aber auch ganz konkret für alle Berliner heißt, deren Bundesland nun national wie international eine Lachnummer ist.

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