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Archiv-Artikel

Statt Tweety: Bottrop bekommt Ziegenpeter

Warner Brothers Movie World heißt ab Januar Movie Park Germany. Weil der Freizeitpark nach dem Verkauf an einen britischen Investor die Lizenzen für Bugs Bunny und Co. verloren hat, müssen nun Biene Maja oder Heidi herhalten

BOTTROP taz ■ Timothy L. Ruedy ist Optimist. „Ich bin Amerikaner. Ich sehe alles positiv. In Zukunft, das Wetter wird besser“, radebrecht der Mann mit der randlosen Brille und hebt den Daumen. Wetter, das ist wichtig für ihn, denn Ruedy ist General Manager des Freizeitparks Warner Brothers Movie World in Bottrop.

Das Wetter hat dem Mann in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Der letzte Sommer war zu heiß, dieser zu verregnet, deshalb haben seinen Freizeitpark im Jahr 2003 rund 100.000 Gäste zu wenig besucht, und dieses Jahr wird es wohl noch schlimmer kommen. Denn die Konkurrenz ist riesig: Statt 52 deutschen Parks im Jahr 1999 müssen sich mittlerweile 67 die konstant 22 Millionen Menschen pro Jahr teilen. Im Einzugsgebiet NRW graben den Bottropern unter anderem weiße Tiger im Safaripark Stutenbrock, Wild-West-Gangster im sauerländischen Fort Fun und Michael-Jackson-Fans im Brühler Phantasialand die Kundschaft ab.

Timothy Ruedys Movie Park also leidet. Weil die amerikanische Muttergesellschaft Six Flags zu viele Schulden angehäuft hat, wurde der Bottroper Freizeitpark mit sechs weiteren europäischen Schwestern im April für 155 Millionen Euro an die britische Investmentfirma Palamon Capital Partners verkauft. Die wollen im kommenden Jahr 10 Millionen Euro investieren und den Park komplett umkrempeln. Timothy Ruedy findet das „so schön, wirklich wonderful“.

Doch der Verkauf bringt Probleme. Nach dem Rückzug des Giganten Warner hat der Park die Markenrechte verloren, ab Januar heißt er Movie Park Germany. Nicht nur der alte Name ist weg, sondern auch die Lizenzen für die Stars in Bottrop: Bugs Bunny, Batman und der Tasmanian Devil werden in ihre Heimat zurück geschickt. Macht nichts, sagt Timothy Ruedy, und stellt flugs ein neues Konzept vor: In Zukunft will man mehr auf Familie und weniger auf Action setzen, viele Gebäude sind schon passend in pastelligem Zartrosa gestrichen.

„Thrill-Seekers, die die schnellste Achterbahn suchen, sind wie Gypsies. Mit denen kann man nicht planen“, analysiert Ruedy die Zielgruppe. Also wird alles etwas beschaulicher. Statt Explosionen gibt es zukünftig mehr kindgerechte Tanz- und Musikshows, und auch neue Charaktere sollen angeworben werden. Auf der Wunschliste stehen Heidi und Biene Maja, Lizenzen hat der Park aber auch dafür noch nicht. Trotzdem, typisch amerikanisch wolle man bleiben, sagt Ruedy: „Für Leute, die kein Geld für Kalifornien haben, gibt es Hollywoods Palmen hier.“ Als Beweis der Amerikatreue folken die Dixie Chicks über eine Großbildleinwand.

„Klar, der europäische Markt ist hart“, hat Ruedy herausgefunden. Die teure Fernsehwerbung wird zurückgefahren, ehrgeizige Besucherprognosen für die kommenden Jahre verkneift man sich ebenfalls. In Zukunft wolle man sowieso nicht um jeden Preis mehr Besucher ziehen, sondern verstärkt auf den Umsatz achten. Das heißt auch, dass die Eintrittspreise von jetzt 24 Euro steigen werden. „Die europäische Mentalität ist doch so“, erklärt Ruedy, „wenn jemand immer billiger wird, denken alle, da stimmt etwas nicht, da gibt es ein Problem.“ Und Probleme, die will man in Bottrop nicht kennen, wo alles „wonderful“ ist. Auf der Toilette dudeln Ginger Rogers und Fred Astaire: „Heaven, I‘m in Heaven“. Man muss nur daran glauben. KLAUS JANSEN