Statistik der Polizei in Berlin: Linke waren 2022 netter
Die Zahl der registrierten Gewalttaten mit linksextremistischen Hintergrund war 2022 stark rückläufig. Rechte Propaganda nahm dagegen zu.
Dabei sank die Anzahl politisch motivierter Gewaltdelikte gegenüber 2021 um fast die Hälfte auf 565 Fälle (minus 45,1 Prozent oder 465 Fälle). Außerdem wurden im vergangenen Jahr 381 Fälle mit antisemitischer Motivation bei der Polizei registriert, ein Rückgang um 17,9 Prozent (minus 79 Fälle). Darunter waren 25 Gewaltdelikte, 11 Fälle mehr als 2021.
Spranger sprach von im Schnitt einer antisemitischen Straftat pro Tag. Die Statistik gebe allerdings nur das „Hellfeld“ wieder, die Dunkelziffer sei wohl höher. Die Straftaten waren demnach hauptsächlich rechtsextrem motiviert (273 Fälle). Zudem seien im vergangenen Jahr 27 antiziganistisch motivierte Straftaten registriert worden, sieben mehr als im Jahr zuvor, darunter drei Gewaltdelikte.
Die Zahl der „queerfeindlichen“, gegen die sexuelle Orientierung der Menschen gerichteten Fälle stieg leicht um 2,5 Prozent auf 542 Fälle (plus 13 Fälle). Dieses Problem lasse sich nicht allein mit polizeilichen Mitteln lösen, betonte Spranger.
Letzte Generation tut was für die Statistik
Polizeipräsidentin Barbara Slowik verwies auf den starken Anstieg der Delikte im Zusammenhang mit Klima- und Umweltthemen. Die Fallzahlen stiegen demnach von 98 (2021) auf 404 im vergangenen Jahr (plus 312 Prozent). Davon wurden mehr als drei Viertel (78,5 Prozent) den Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation zugeordnet. Die Berliner Polizei hat dafür eine eigene Ermittlungsgruppe „Asphalt“ eingerichtet. Slowik sprach in dem Zusammenhang von mittlerweile rund 2.600 Strafverfahren in diesem Bereich.
Zum Rückgang der gesamten Fallzahlen verwies Spranger auf den starken Einfluss „tagesaktueller Entwicklungen“, insbesondere die Protestbewegung gegen die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen in den Jahren 2020 und 2021. Deshalb seien die Zahlen aus diesen Jahren nur bedingt mit der Fallzahl aus dem vergangenen Jahr zu vergleichen. Offiziell endete die „epidemische Notlage“ in Berlin erst Ende März 2022.
Ein Vergleich mit dem Jahr 2019 zeige jedoch, dass die Fallzahlen insgesamt weiterhin ansteigen. Gründe seien der Anstieg im Themenzusammenhang mit Klima- und Umweltschutz sowie mit dem Ukraine-Krieg.
Die rechts motivierte Kriminalität stieg 2022 um 4,8 Prozent (100 Fälle) auf 2.189 Fälle. Die Zahl der rechten Gewaltdelikte sank um 17 auf 138 Fälle. Dagegen stieg die Zahl der rechten Propagandadelikte um ein Fünftel (20,2 Prozent) auf 1.022 Fälle. Die Anzahl der fremdenfeindlich motivierten Delikte war nahezu gleichbleibend bei 1.093 Fällen.
Die links motivierte Kriminalität ging um mehr als ein Drittel zurück (minus 37,2 Prozent) auf 958 Fälle. Die Zahl der linken Gewaltdelikte, unter anderem Brandanschläge, sank um mehr als zwei Drittel (minus 68,5 Prozent) auf 124 Fälle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands