Statements zur Bundestagswahl: Wenn ich König wäre
Prominente erklären, welche Themen wirklich wichtig sind: Fleisch, Energiewende, Geheimdienste, Kultur? Oder reicht es, wenn wir alle nackt sind?
Wenn ich Einfluss nehmen könnte auf die deutsche Politik, würde ich folgende Ziele anstreben: Kultur und Struktur der öffentlichen Bildung radikal ändern. Kultur: Vom Defizit-Aufspüren zur Potenzialentfaltung. Von der Wettbewerbsmanie zum kooperativen Lernen - das Ganze ein Leben lang. Von der Theorie-Abgehobenheit zur Dialektik von Theorie und Praxis, als interdisziplinäre und transdisziplinäre Forschung und Lehre. Struktur: Qualitativ hohe, vor allem durch gutes und ausreichendes Personal abgesicherte Bildungsangebote von der Krippe bis zur Hochschule - unbezahlt.
Europa: Endlich begreifen, welchen Anteil auch die deutsche Wirtschaft und Politik an der Entstehung der Krise haben. Endlich begreifen, dass wir ohne gemeinsam beschlossenes und kreditfinanziertes nachhaltiges Wachstum mit offener gemeinsamer Haftung nicht aus der Krise kommen. Endlich aufhören mit den kollektiven Unterstellungen gegenüber unseren europäischen Nachbarn, dass sie generell weniger zur Verantwortung fähig oder bereit wären als wir. Endlich aus der selbstgerechten deutschen Provinzialität herausfinden. Wirtschaft und Soziales: Die unerträgliche Schere zwischen Arm und Reich müsste sich wieder schließen.
GESINE SCHWAN, Präsidentin der Humbold-Viadrina School of Governance
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Stecken geblieben. Im positionsbereinigten Nichts. Irgendwo zwischen alternativlos und Abwrackprämie. Die systemrelevante Banken stützen! NSA, das ist Neuland. Schnell noch ein paar Scheine Betreuungsgeld hinterhergeschmissen, denen, die es eh schon haben. Und Europa zieht die Mauern höher. Frontex stößt junge Leute zurück ins Meer. Bei uns ist voll. Wir müssen selber sparen, sagt die Troika. Griechenland retten. Die Selbstmordrate steigt und in Spanien gibt es keine Arbeit mehr.
Hoch die Tassen, Herr Brüderle. Und runter mit den Steuern. Der andere lässt die Kavallerie aufsatteln, und DJ Dosenpfand spielt uns noch einen. In Hellersdorf wird schon gezündelt. Hinterher hats wieder keiner gemerkt. Aber bald wird die Agenda ja nachgebessert. Fleiß muss sich wieder lohnen, sonst wird halt aufgestockt. Solidarität, das war schon immer unser Ding. Denn: Wir sind das Wir. Und ihr habt die Wahl.
ROBERT STADLOBER, Schauspieler und Musiker
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Wenn ich Königin von Deutschland wäre, würde ich das ganze Jahr in meinem Palast im Pool plantschen und der taz vertrauensvoll die Regierungsgeschäfte überlassen. PS: Wäre diese Anfrage von der Bild gekommen, müsste ich mein Regierungsprogramm noch einmal überdenken …
HELLA VON SINNEN, Entertainerin
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Es sollte ein Dekret für ein verpflichtendes Schulfach zur Technikkompetenz geben. Für Kinder ab der 1. Klasse und ausschließlich mit freier Software! Außerdem müssen alle Mitarbeiter der Geheimdienste in Deutschland beurlaubt werden, bis eine Kontrolle der Dienste gewährleistet ist. Wenn ich Königin wäre, wäre eine wichtige Sofortmaßnahme: Exportverbot aller Zensur- und Repressionstechnologien aus Deutschland!
CONSTANZE KURZ, Sprecherin Chaos Computer Club
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Ich bin überzeugter Demokrat. Deshalb bin ich empört, dass die Bundesregierung nicht adäquat auf den Abhörskandal reagiert. Dieser laxe Umgang damit ist Indiz dafür, dass die demokratische Grundlage Deutschlands infrage gestellt wird. Was ich mir wünsche, ist ein Stück mehr Ehrlichkeit in der Politik - doch taktische Überlegungen und eine zu große Abhängigkeit von der Industrie verhindern dies leider zu oft.
RANGA YOGESHWAR, Journalist und Moderator
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Es geht um die Energiewende. Sie hat zum Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien in den kommenden vier Jahrzehnten auf 80 Prozent zu erhöhen. Die Energieeffizienz soll deutlich verbessert und Energiesparen gefördert werden, beispielsweise durch energetische Gebäudesanierung. Aber auch die Mobilität soll auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Ein derart umfassender Transformationsprozess der gesamten Energieversorgung eines Industrielandes bedeutet massive Veränderungen in nahezu allen Bereichen. Die Politik hat die Aufgabe, diesen Prozess zu managen: Sie muss den Fahrplan vorgeben, die Ziele und ihre Priorisierung kurz-, mittel- und langfristig verbindlich festlegen und die Rahmenbedingungen so anpassen, dass der Wandel gelingen kann. Es ist fraglich, ob die jetzige Bundesregierung den begonnenen Prozess konsequent weiterführen wird und nicht alles im Keim der Interessen ersticken lassen wird. Kaum eine Partei sieht die Energiewende - leider - als zentrale Aufgabe einer zukünftigen Bundesregierung an.
CLAUDIA KEMFERT, Energieökonomin
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Es geht um die Wurst. Falls es jemand noch nicht gemerkt hat: Dies ist der erste Fleischwahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik! Man darf es schlechterdings einen Geniestreich der Grünen nennen, mit dem Veggie-Day das letzte Thema gefunden zu haben, das noch halbwegs zu polarisieren vermag – nicht einmal das Rauchverbot konnte ähnliche mentale Verheerungen anrichten. Schon formt sich das stumpf vor sich hin brütende Stimmvieh zur Stampede: Sie wollen uns das Fleisch aus dem Fleischsalat zupfen! Das wird man ja wohl noch essen dürfen!
In der Aufregung fällt unter den Tisch, dass auch die anderen Parteien die Fleischfrage wenigstens personell lösen: So schickt die FDP zwei Würstchen in den Wahlkampf, das eine knackig und farblos, das andere zehn Jahre in Alkohol eingelegt. Die SPD hingegen lebt im Wahlkampf pesco-vegetarisch, serviert Eiersalat, garniert mit einem überreifen Fischbrötchen. Und Merkel? Ein fahles Stück Gelbwurst, ein schon angeschnittener Presskopf? Weder noch: Merkel ist eine Rügenwalder Mühlenfrikadelle aus der Dose. Klumpig, breiig, entfernt an ein organisches Erzeugnis erinnernd und nur noch durch jede Menge Konservierungsmittel einigermaßen zusammengehalten. Aber mit einem roten Klecks daneben kriegt mans halt doch irgendwie runter. Mahlzeit!
LEO FISCHER, Chefredakteur Titanic
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Wenn ich König von Deutschland wäre, wäre ich eine Königin alle sollten nackt sein mit bunten Schleifen und jeder, der ein böses Wort sagt müsste sich einen Tag lang an die Nase fassen.
ROSA VON PRAUNHEIM, Regisseur
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