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Start-up-Gründerinnen"Das Internet ist nicht männlich"

Im Netz dominieren die Männer das Bild. Aber klassische Hürden wie Technik spielen immer weniger eine Rolle. Frauen entdecken das Netz als große berufliche Chance.

Sieht im Netz große Chancen für Frauen: Dawanda-Gründerin Claudia Helming Bild: dawanda

BERLIN taz | Im wirtschaftlichen Bereich des Internets treten vor allem Männer in Erscheinung, egal ob als Gründer, als Unternehmer oder Entwickler. Nur woran liegt das? Und steckt dahinter ein grundsätzliches Problem? "Nein", erklärt die Berliner Unternehmerin Anke Domscheit-Berg. "Das Internet ist nicht männlich."

Sie sollte es wissen, denn sie hat die erste McKinsey-Studie zum Thema "Frauen in Führungspositionen" geleitet und engagiert sich seit Jahren für Chancengleichheit, vor allem in der IT-Branche. Es hätten sich viele neue Märkte eröffnet, sagt Domscheit-Berg, und es etablierten sich immer mehr Frauen mit ihren Geschäftsideen im Netz.

Die Tendenz sei steigend, weil die technische Seite die Frauen nicht mehr abschrecke, sagt die Unternehmerin. Junge Frauen sehen das Internet als etwas Selbstverständliches an. Dabei kämen Frauen die sozialen Netzwerke zugute, urteilt Domscheit-Berg. Schließlich sei es die besondere Stärke von Frauen, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Und so entwickelt sich unter Frauen derzeit ein neues Selbstvertrauen in Sachen Internet. Auf der Website deutsche-startups.de wird jede Woche eine neue Gründerin vorgestellt und es fällt auf, wie selbstbewusst dort Frauen ihre Firmen präsentieren. In der Mehrheit drehen sich die Geschäftsmodelle der vorgestellten Start-ups um Kleidung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Dienstleistungen, wie das zum Beispiel die Firma ecogood.de macht. Diese berät Unternehmen und Privatpersonen in Sachen Klimaschutz.

Das Internet bietet eine "super Chance für Frauen"

Auch Claudia Helming, Gründerin des in Berlin entstandenen Online-Marktplatzes Dawanda.de, beurteilt das Internet als eine "super Chance für Frauen, sich selbstständig zu machen", und geht davon aus, dass es in Zukunft mehr Frauen im Start-up-Bereich geben werde. Dawanda.de ist eine Plattform, auf der Leute selbst gemachte Kleidung, Schmuck und Accessoires anbieten. Für die User, meistens Designer, ist das eine Möglichkeit, eigene Produkte selbstständig von zu Hause aus zu verkaufen. Das spricht vor allem Frauen an, sagt Helming. "Neunzig Prozent der Verkäufer sind weiblich."

Trotz dieser positiven Stimmung bei Domscheit-Berg und Helming ist der Anteil an männlichen Start-up-Gründern sehr viel größer: Von 12 verlinkten Start-ups auf berlinstartup.de wurde gerade mal eines, nämlich Dawanda.de, von einer Frau (mit)gegründet. Domscheit-Berg erklärt sich das unter anderem mit Vorurteilen gegenüber Frauen, nämlich, dass sie angeblich nicht mit Geld umgehen könnten. Deswegen sei es für Frauen schwieriger, Geld für eine Unternehmensgründung geliehen zu bekommen. Die Hürden, die die Start-up-Gründerinnen bei den Banken überwinden müssen, sind also alles andere als internetspezifisch.

Es gibt aber immer noch ganz internettypische Probleme: Die Berliner Stadträtin der Linkspartei Julia Witt berichtet, dass Männer teilweise noch recht aggressiv in Internetforen auftreten und erfolgreiche Jungunternehmerinnen schmähen würden. Ein Problem, mit dem sich viele Frauen im Netz auseinandersetzen müssen, obwohl sie gar nicht direkt mit diesen Männer zu tun haben.

Um so mehr Frauen sich etablieren, desto leichter haben es Gründerinnen

Eine Möglichkeit sich gegen diese Strukturen zu wehren und sich über Erfahrungen auszutauschen, bieten verschieden Blogs und Plattformen wie netzfeminismus.org. Frauen können dort eigene Blogs anlegen, Lösungsansätze austauschen und sich vernetzen.

Etwas technischer und praktischer geht dagegen das Berliner Beratungszentrum ber-it.de an die besonderen Bedürfnisse von Gründerinnen heran. Dort geht es vor allem um Beratungen in Sachen EDV und Kommunikation.

Bild: taz

Dieser Text ist entstanden in der taz.akademie im Rahmen des 1. taz Panter Workshops Online "Internet Hauptstadt Berlin" für angehende Journalisten.

Gerade also das Vernetzen und Verbünden macht es Frauen möglich, das Internet für sich zu beanspruchen – und konkrete wie virtuelle patriarchalische Strukturen zu überwinden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Zahl der Gründerinnen in Zukunft stetig wachsen wird. Denn um so mehr Frauen ihre Ideen erfolgreich im Internet verwirklichen, um so leichter werden es die nachfolgenden Gründerinnen haben.

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18 Kommentare

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  • J
    Jörn

    Sicher das Internet ist Neutrum. Gegründet wurde das Internet überwiegend von Männern - aber ist es deswegen männlich? Sicher nicht - denn sonst wäre es als Projekt der Darpa auch militärisch. Das Web wurde von Tim Bernas Lee am Cern ins Leben gerufen (nach dem andere mit Gopher etc. schon Vorarbeit geleistet hatten). Damit ist das Web aber weder männlich noch hat es mit Teilchenbeschleunigern zu tun.

    Das Internet ist eine Plattform, die alle nutzen können und zunehmend auch alle Bevölkerungsgruppen nutzen. Es heute als "männlich" zu bezeichnen ist genauso affig wie es einer anderen Gruppe zuzuordnen.

    Das Potential für FirmengründerInnen im Internet ist sicher dort am grössten, wo das grösste Aufholpotential besteht. Dies war in der letzten Jahren weder bei Jugendlichen noch bei Frauen sondern bei den Alten in unserer Gesellschaft der Fall. Dort sind die Zuwachsraten am höchsten und nicht von ungefähr sind eBook-Reader und iPad Produkte, die gerade diese Schichten ansprechen.

    Wer Statistiken über die Internetnutzung ansieht, wird kein Defizit bei Frauen mehr feststellen. Dies sind längst überholte Stereotypen, die vor 20 Jahren eine gewisse Gültigkeit hatten.

    Dass weniger Frauen als Männer eine Firma gründen wollen, ist sicher richtig, hat dagegen sicher nichts mit dem Internet und auch wenig mit Diskriminierung zu tun.

  • T
    Toni

    Stimmt DAS Internet ist ein Neutrum. Kann also gar nicht männlich sein.

  • D
    devnull

    "dringend benötigte IT-Fachkräfte unter Frauen zu suchen , die ohnehin die besseren Bildungsabschlüsse aufweisen.

    Unser Ziel muss es daher sein , die verkrusteten Strukturen aufzubrechen , die Frauen den Zugang zum Internet unmöglich machen."

     

    Komisch, wenn Frauen eh die besseren Abschlusse haben, müssten sie ja schon die Mehrheiten in den (besseren) MINT-Fächern stellen. Oder soll man jetzt unter den Soziologinnen nach ITlern fahnden?

     

    Verkrustete Strukturen: WLAN wurde erfunden, dann kannst du jetzt ganz "befreit" das ganze Internet erkunden - aber nicht alles auf einmal runterladen oder gar löschen! Nicht, dass du nachher noch etwas kaputt machst, anstatt das nächste facebook zu gründen. ;)

  • W
    Wasert

    Unsern täglichen Gender-Mainsream-Käse schmier uns heute.

  • M
    Mann

    Ich forder zur Abschaffung der Unterdrückung der Frau:

     

    - Alle ungeraden IP-Adressen bekommen nur noch Feminas

    - Alle geraden die $%§§-Männer

    - Gerade IPs werden in Blogs und Foren positiv diskriminiert

    - Ungerade IPs fangen an und wenn nach einer geraden keine Ungerade folgt, wird die Sitzung geschlossen

     

    In Anlehnung an den "Frauenstatut der Grünen" kann es nur noch diese Lösung geben und mehr als Sarkasmus fältt mir auf solche Beiträge, wie der von Sandra Köhrich leider nicht mehr ein.

     

    Bin aber auch nur ein Mann und naturgemäß unkreativ, tumb, testosterondurchseucht etc.

     

    "Frauen sind toll, toll, toll", wie unlängst ein Kommentator nicht unsüffisant schrieb.

     

    Mädels, macht mal - Man muss mal müssen mögen ...

    - Good Luck, Powerfrauen

  • S
    Swanni

    @Ralf Pohl

    "Sozialkompetenz der hochqualifizierten Frauen dringend angewiesen. Nur mit den Frauen kann der Sprung in die Informationsgesellschaft gelingen,...

    Nur wenn eine Internetfrauenitegrationsquote für ein geschlechterdemokratisch gleichgestelltes und geschlechtergerechtes Internet sorgt, werden auch Frauen den Schritt wagen "

     

    Angesichts des demographischen Wandels können wir es uns nicht leisten , auf das Potential hochqualifizierter Frauen zu verzichten. Gerade als exportorientiertes Hightech-Land ist Deutschland darauf angewiesen, dringend benötigte IT-Fachkräfte unter Frauen zu suchen , die ohnehin die besseren Bildungsabschlüsse aufweisen.

    Unser Ziel muss es daher sein , die verkrusteten Strukturen aufzubrechen , die Frauen den Zugang zum Internet unmöglich machen.

  • KH
    klassische Hürden wie Technik...

    ... spielen immer weniger eine Rolle.

     

    Verstehe. Weil ich jetzt mit apple auch automatisch einparken kann, können nun auch Frauen auf die Datenautobahn.

  • H
    Haushaltsnetz

    @ Rolf Pohl

    "so vertraut wie das Bügeleisen und der Topflappen" - ob gewollt subtil komisch oder drollige Stilblüte, ich habe sehr gelacht.

  • RP
    Rolf Pohl

    Noch immer werden hochqualifizierte Frauen durch Kommentare im Internet abgeschreckt. Dabei ist die vernetzte Gesellschaft unbedingt auf das erwiesenermassen vernetztere Denken und die Sozialkompetenz der hochqualifizierten Frauen dringend angewiesen. Nur mit den Frauen kann der Sprung in die Informationsgesellschaft gelingen, wo der Austausch von Gedanken und Ideen den Fortschritt beflügelt.

     

    Nur wenn eine Internetfrauenitegrationsquote für ein geschlechterdemokratisch gleichgestelltes und geschlechtergerechtes Internet sorgt, werden auch Frauen den Schritt wagen und die gläserenen Decken wegsprengen!

     

    Erst wenn der Computer der Frau so vertraut wie das Bügeleisen und der Topflappen ist, erst dann wird die IT-Gesellschaft Wirklichkeit. Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, auf die hochqualifizierten Frauen und deren Potential zu verzichten!

  • M
    MasterMason

    Wer hindert Frauen, sich als Gründerinnen von Internet-Start-ups zu versuchen? Richtig, die Männer! Die sind in Foren und Kommentarspalten ganz böse zu den armen Frauen, weshalb sich die scheuen Rehe auch schnell wieder ins Dickicht zurück ziehen. Und natürlich – das sicherlich wissenschaftlich fundiert und durch 1001 Studie abgesichert – bekommen die hoffnungsvollen Gründerinnen keine Kredite, denn 1. können sie nicht mit Geld umgehen (wo hat die Autorin diesen Schwachsinn eigentlich her?) und 2. (haben wir jetzt alle vermutet) vergeben ausschließlich und zu 100% Männer Kredite...

     

    Ich arbeite in einer Agentur, die auf die Realisierung von Web-Projekten spezialisiert ist und ich kann Ihnen sagen, warum erfolgreiche Start-ups fast ausschließlich von Männern gegründet werden: Mehr Mut zum Risiko + den Willen, sich den A... bis zum Nackenwirbel aufzureißen.

  • N
    nachfrage

    Ich hab das nicht ganz verstanden, es gründen zuwenig Frauen Internetunternehmen, weil sie von Männern in einem Internetforum verspottet wurden?

  • M
    MadameM

    Der 1. Link ist falsch gesetzt. Gibt man dann Berlinstartup.de per Hand ein, kommt man auf eine Seite die bedeutungsloser nicht sein kann.

     

    Vielleicht solltet ihr mal tiefergründiger Recherche betreiben, denn es gibt genügend Gründerinnen, in der Branche.

  • A
    Anonymous

    the internet is serious business. don't you ever forget it, bitch!

  • FF
    Felix Frenzel

    Ich habe keine Ahnung warum sich Mann hier so aufregt! Wir Männer sind doch auch toll :D

     

    Es ist doch lediglich ein Ausblick und stellt für mich eine Ermutigung an alle Frauen dar, dass sie auch mit einer entsprechenden Geschäftsidee (in dem Fall das Internet) erfolgreich sein können.

  • SK
    Sandra Köhrich

    Die letzten sehr "konstruktiven" Kommentare haben ja nur wieder die Wichtigkeit und Aktualität dieses Artikels bestätigt!

  • DM
    Dunken Miller

    Habs gelesen und den Sinn dieses Beitrages hinterfragt. Nach einer halben Stunde ist mir noch immer nicht klar, was wollt ihr damit eigentlich sagen? Vor allem: Wo ist das Problem? Sehe ich es nicht, weil ich als Mann der Diskriminierung unterliege, nicht lesbich sein zu können?

     

    Mal ernsthaft, vernünftiger Journalismus ist immer seltener anzutreffen. Der Zwang, den Absatz zu sichern, lässt wahrscheinlich eine Menge Redakteure bis zum Achselhaar in die Müllgrube fassen.

     

    Enttäuschend!

  • LW
    lars willen

    "Das Internet ist männlich" weil Frauen nicht gerne kämpfen.so wie in den arabischen ländern.und was passiert als nächstes?richtig,einer kriegt die arschkarte,die Frauen

  • TR
    Thorsten Reinert

    Frauen sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sin...

     

    Wir wissen´s jetzt. Ihr habt es schon oft genug gepredigt. Es ist jetzt in unserem Kopf drin. Ja, ja, ja, Frauen sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sind toll, sin...