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■ Cash & CrashStarkes Rettungsseil für IWF

Berlin (taz) – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Montag abend einen höheren Abwehrwall gegen den Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte errichtet. Der Vorstand des IWF teilte mit, der Fonds habe eine neue Kreditlinie erhalten, die bei akuten Finanzkrisen schnellere Reaktionen erlaube. Der IWF kann nach dem Arrangement bei 25 Regierungen weltweit innerhalb kürzester Zeit 48 Milliarden Dollar (74 Milliarden Mark) leihen. IWF-Chef Michel Camdessus nannte die Vereinbarung einen „Meilenstein“ und eine „Illustration des Verantwortungsbewußtseins wichtiger IWF-Mitgliedsstaaten“.

Die neue, stärkere Notfall- Leine ist eines der Ergebnisse des Finanzcrashs in Mexiko Anfang 1995. Damals hatten die US- Regierung und die IWF-Manager Tag und Nacht verhandelt, um der mexikanischen Regierung die notwendigen Finanzmittel zur Abwendung der Staatspleite zu beschaffen. Ausländische Spekulierer hatten damals ihr Kapital kurzfristig abgezogen. Auf dem anschließenden G-7-Gipfel im kanadischen Halifax beschlossen die Regierungschefs der großen Industrieländer, solche Beinahekatastrophen müßten in Zukunft verhindert werden.

Die sogenannte Neue Kreditvereinbarung, im IWF-Jargon NAB genannt, ist die virtuelle Kasse, in die der IWF künftig in solchen Fällen greifen kann. Sie ergänzt die Generelle Kreditvereinbarung (GAB), indem sie einfach doppelt soviel Geld für den Notfall zur Verfügung stellt. IWF-Kritiker wie Peter Falk von Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) mögen das neue längere Rettungsseil nicht kritisieren: „Das Problem ist nur, daß der Fonds sich auf Rettungsseile konzentriert. Und die greifen eben erst, wenn das Kind schon im Brunnen ist.“ Für die neue Kreditlinie wurde den IWF-Managern das Recht eingeräumt, im Krisenfall mehr oder weniger ungefragt den 25 reicheren Mitgliedsstaaten in die Tasche zu greifen. Vorsorglich gestapelt wird das Geld aber nirgendwo.

Über die Verteilung dieser Kreditrechte hatten sich die Staaten in Verhandlungen seit September 1996 geeinigt. Bei der US-Regierung kann der IWF danach 13,5 Milliarden Mark leihen, in Japan und bei der Bundesbank ungefähr 7,3 Milliarden Mark. In Kraft treten wird der neue Feuerwall gegen den internationalen Finanzkollaps, sobald die 25 Kreditgeberstaaten einerseits auch tatsächlich Vereinbarungen für wenigstens 63 Milliarden Mark vertraglich zugesichert haben. Andererseits verlangt IWF-Präsident Michel Camdessus, daß jeder der fünf größten Kreditgeber – die USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Großbritannien – sich verpflichtet hat. ten

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