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Standpauke vom PräsidentenKöhler kritisiert Banker

Bundespräsident Köhler fordert Banker auf, sich ihrer Verantwortung für die Finanzkrise zu stellen - und fordert radikale Reformen. Für Risiken seien die Banker blind gewesen, so der frühere IWF-Chef.

Redet in Frankfurt Tacheles: Bundespräsident Köhler. Bild: dpa

FRANKFURT reuters Bundespräsident Horst Köhler hat die Bankbranche mit deutlichen Worten aufgefordert, sich ihrer Verantwortung für die Finanzkrise zu stellen. "Lassen Sie die Phase hinter sich, in der Sie mit dem Finger auf andere Leute zeigen", sagte Köhler vor zahlreichen deutschen Top-Bankern bei einer Finanzkonferenz in Frankfurt am Freitag.

"Ich glaube, wir brauchen eine grundlegende Erneuerung des Bankgewerbes." Banken müssten sich bewusstmachen, dass sie zuallererst Treuhänder derer seien, die ihnen ihr Erspartes überantwortet hätten. Die wichtigste Aufgabe der Banken sei nun, Vertrauen zurückzugewinnen.

Commerzbank-Chef Martin Blessing gestand die Mitschuld der Banker an der seit über einem Jahr dauernden Finanzkrise ein. "Wir Banken nehmen unsere Verantwortung an, mehr als je zuvor", machte er deutlich. "Ich gebe es zu: Ja, Banken und Marktteilnehmer haben Fehler gemacht." Blessing räumte ein, dass die Bankbranche allein die Krise aber nicht in den Griff bekommen könne und die Hilfe des Staates brauche. Er begrüße daher das 480 Milliarden Euro schwere Rettungspaket des Bundes.

Köhler sprach von einer tiefen und weltumspannenden Krise. Sie habe gezeigt, wie schnell das internationale Finanzsystem instabil werden könne. Er plädierte für die Schaffung einer internationalen Aufsicht: Dabei solle der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wächterfunktion über die Stabilität des globalen Finanzsystems übertragen bekommen. Zudem solle der IWF unabhängiger werden, sagte Köhler, der vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten Chef des Fonds war.

Die Verursacher der Krise sitzen nach Köhlers Worten in den Hauptstädten und Finanzzentren der größten Industrienationen. Kritisch äußerte er sich zu den Vergütungssystemen die "Herdenverhalten" der Banker verstärkt hätten. "Und es sind Fragen nach den Renditen, an denen sich eine ganze Branche offenbar so berauscht hat, dass sie blind wurde für die Risiken - oder sie bewusst ignoriert hat." Solide kaufmännische Grundregeln seien missachtet worden, Teile der Finanzbranche hätten sich von der Realwirtschaft abgekoppelt.

Zuversichtlich stimme allerdings, dass sich die weltgrößten Wirtschaftsländer auf dem Weltfinanzgipfel jüngst auf ein umfangreiches Vorgehen gegen die Krise geeinigt hätten, betonte Köhler. Nun gehe es darum, eine neue internationale Wirtschafts- und Finanzordnung aufzubauen, "die ihre Legitimation daraus ableitet, dass sie sich in den Dienst der globalen Menschheitsaufgaben stellt".

Zudem appellierte Köhler an die Banken, mittelständische Unternehmen weiter mit Krediten zu versorgen. Das Kreditgewerbe solle sich wieder auf seine Funktion als Dienstleister für ihre Firmenkunden besinnen. "Lassen Sie vor allem unsere Mittelständler nicht im Stich." Deren Produkte seien weltweit gefragt. "Sie verdienen Vertrauen. Gerade in der Krise", sagte Köhler. "Eine panikartige Verkürzung der Bankbilanzen hilft jetzt niemandem."

Im Zuge der Finanzkrise haben sich die Ängste der Wirtschaft - vor allem im Mittelstand - vor einer Kreditklemme verstärkt. Von einer solchen Situation sprechen Experten, wenn Banken ihre Kreditvergabe stark drosseln oder den Geldhahn ganz zudrehen und Firmen geplante Investitionen streichen müssen. Nach allgemeiner Auffassung gibt es in Deutschland derzeit zwar keine Kreditklemme, die Kreditkonditionen allerdings haben sich teilweise deutlich verschärft.

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3 Kommentare

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  • A
    anke

    Das wird sich doch hoffentlich nicht zur Seuche auswachsen!? Vorgestern haben Opel und die Chemiekonzerne sich als Versager geoutet, gestern wollte der Ackermann vom Saulus zum Paulus werden, und heute zieht Blessing nach – es lebe der Wettbewerb! Schade nur, dass im vorliegenden Fall auf die Beichte nicht nur die Absolution folgt, sondern gleich das Himmelreich. In Gestalt öffentlicher Gelder.

     

    Wenn das so weiter geht, wird das Rettungspaket der Bundesregierung wohl noch mal aufgeschnürt und erheblich aufgestockt werden müssen. Denn schließlich: Sind wir nicht alle Sünder vor dem Herrn ... - äh: vor der Herrin? Sind wir. Und deswegen tun die Banken auch gut daran, nun ihrerseits restriktiv zu werden. Nein nicht gegenüber jenen anonymen "Verursachern der Krise", die laut Bundespräsident (und der Mann muss es wissen) "in den Hauptstädten und Finanzzentren der größten Industrienationen" sitzen, sondern denen gegenüber, die sich (alles andere als anonym) um einen kleinen oder mittleren Kredit bewerben. Schließlich: Hat denn die ganze Misere etwa nicht erst angefangen, nachdem in den USA eine zu viele "kleine Leute" die Unverschämtheit besessen hatte, sich zu Vertragsabschlüssen überreden zu lassen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten konnten? Weswegen von Seiten der klugen und fürsorglichen Banken auch aufwändige Versicherungsvorkehrungen und das Schnüren komplizierter Finanzpakete erforderlich wurden, die dann doch nicht so ganz hielten, was man sich von ihnen versprochen hatte: Das (finanzielle) Himmelreich für die Ewigkeit?

     

    Die Finanzwirtschaft ist wohl nicht die einzige, der die Realität inzwischen abhanden gekommen ist. Die Wirtschaft insgesamt gefällt sich darin, losgelöst von allem zu agieren, was für die sogenannte Allgemeinheit gilt. Dass sich daran etwas ändert, wenn zweckdienliche Lippenbekenntnisse ab sofort für bare Münze genommen werden, ist nicht zu erwarten.

  • A
    anke

    Das wird sich doch hoffentlich nicht zur Seuche auswachsen!? Vorgestern haben Opel und die Chemiekonzerne sich als Versager geoutet, gestern wollte der Ackermann vom Saulus zum Paulus werden, und heute zieht Blessing nach – es lebe der Wettbewerb! Schade nur, dass im vorliegenden Fall auf die Beichte nicht nur die Absolution folgt, sondern gleich das Himmelreich. In Gestalt öffentlicher Gelder.

     

    Wenn das so weiter geht, wird das Rettungspaket der Bundesregierung wohl noch mal aufgeschnürt und erheblich aufgestockt werden müssen. Denn schließlich: Sind wir nicht alle Sünder vor dem Herrn ... - äh: vor der Herrin? Sind wir. Und deswegen tun die Banken auch gut daran, nun ihrerseits restriktiv zu werden. Nein nicht gegenüber jenen anonymen "Verursachern der Krise", die laut Bundespräsident (und der Mann muss es wissen) "in den Hauptstädten und Finanzzentren der größten Industrienationen" sitzen, sondern denen gegenüber, die sich (alles andere als anonym) um einen kleinen oder mittleren Kredit bewerben. Schließlich: Hat denn die ganze Misere etwa nicht erst angefangen, nachdem in den USA eine zu viele "kleine Leute" die Unverschämtheit besessen hatte, sich zu Vertragsabschlüssen überreden zu lassen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten konnten? Weswegen von Seiten der klugen und fürsorglichen Banken auch aufwändige Versicherungsvorkehrungen und das Schnüren komplizierter Finanzpakete erforderlich wurden, die dann doch nicht so ganz hielten, was man sich von ihnen versprochen hatte: Das (finanzielle) Himmelreich für die Ewigkeit?

     

    Die Finanzwirtschaft ist wohl nicht die einzige, der die Realität inzwischen abhanden gekommen ist. Die Wirtschaft insgesamt gefällt sich darin, losgelöst von allem zu agieren, was für die sogenannte Allgemeinheit gilt. Dass sich daran etwas ändert, wenn zweckdienliche Lippenbekenntnisse ab sofort für bare Münze genommen werden, ist nicht zu erwarten.

  • A
    anke

    Das wird sich doch hoffentlich nicht zur Seuche auswachsen!? Vorgestern haben Opel und die Chemiekonzerne sich als Versager geoutet, gestern wollte der Ackermann vom Saulus zum Paulus werden, und heute zieht Blessing nach – es lebe der Wettbewerb! Schade nur, dass im vorliegenden Fall auf die Beichte nicht nur die Absolution folgt, sondern gleich das Himmelreich. In Gestalt öffentlicher Gelder.

     

    Wenn das so weiter geht, wird das Rettungspaket der Bundesregierung wohl noch mal aufgeschnürt und erheblich aufgestockt werden müssen. Denn schließlich: Sind wir nicht alle Sünder vor dem Herrn ... - äh: vor der Herrin? Sind wir. Und deswegen tun die Banken auch gut daran, nun ihrerseits restriktiv zu werden. Nein nicht gegenüber jenen anonymen "Verursachern der Krise", die laut Bundespräsident (und der Mann muss es wissen) "in den Hauptstädten und Finanzzentren der größten Industrienationen" sitzen, sondern denen gegenüber, die sich (alles andere als anonym) um einen kleinen oder mittleren Kredit bewerben. Schließlich: Hat denn die ganze Misere etwa nicht erst angefangen, nachdem in den USA eine zu viele "kleine Leute" die Unverschämtheit besessen hatte, sich zu Vertragsabschlüssen überreden zu lassen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten konnten? Weswegen von Seiten der klugen und fürsorglichen Banken auch aufwändige Versicherungsvorkehrungen und das Schnüren komplizierter Finanzpakete erforderlich wurden, die dann doch nicht so ganz hielten, was man sich von ihnen versprochen hatte: Das (finanzielle) Himmelreich für die Ewigkeit?

     

    Die Finanzwirtschaft ist wohl nicht die einzige, der die Realität inzwischen abhanden gekommen ist. Die Wirtschaft insgesamt gefällt sich darin, losgelöst von allem zu agieren, was für die sogenannte Allgemeinheit gilt. Dass sich daran etwas ändert, wenn zweckdienliche Lippenbekenntnisse ab sofort für bare Münze genommen werden, ist nicht zu erwarten.