piwik no script img

■ StandbildAngenehm beiläufig

„Unser fremdes Kind“, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Stars hatte diese deutsch- polnische MDR-Co-Produktion nicht, zumindest nicht aus deutscher Sicht. Dafür wurde eine Melo-Geschichte erzählt, die leicht hätte ins Auge gehen können: Durch Zufall entdeckt ein polnisches Ehepaar, daß sein achtjähriger Sohn nicht das eigene Kind ist, sondern bei der Geburt mit dem Sohn eines deutschen Ehepaares vertauscht wurde, die davon ebenfalls nichts ahnten.

Kindervertausch-Motiv, unbekannte Darsteller, ein polnischer Regisseur namens Miroslaw Bork – das hätte von einer Zufallsmeditation à la Kieslowski bis zu einer Seifenoper so ziemlich alles werden können. Doch der Film entwickelte seinen eigenen Stil. Eine der Qualitäten von „Unser fremdes Kind“ lag in der ganz und gar nicht melodramatischen Inszenierung der gefühlsschweren Story. Dazu gehörte die spannungsgeladene Ruhe, mit der Miroslaw Bork etwa die Begegnung der beiden Familien schilderte, sowie auch der Umstand, daß die Protagonisten von unbekannten und unbelasteten, gleichwohl guten Schauspielern verkörpert wurden.

Darüber hinaus lag den Autoren (neben Bork zeichnet Kommissar-Ehrlicher- Erfinder Hans-Werner Honert für das Skript verantwortlich) jedoch noch etwas anderes am Herzen: Um die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern sollte es gehen, und zwar „jenseits der Vorurteile von autostehlenden Polen und ausländerfeindlichen Deutschen“, wie der Pressetext verhieß. Das ehrenwerte pädagogische Ansinnen schlug sich dann angemessen beiläufig in ein paar Bemerkungen des polnischen Großvaters nieder. Denn diese Thematik klischeefrei zu vertiefen, hätte den Film wohl doch nur überfrachtet. Peter Luley

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen