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■ StandbildVerlorener Sohn

„Ihre Zeugin, Herr Abel!“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF

Man wundert sich halt doch, wie hartnäckig sich das ZDF darum bemüht, nicht durch qualitätsvolle Serien aufzufallen. Gelangen die Mainzer durch Zufall doch einmal an gute Vorlagen wie beispielsweise Fred Breinersdorfers Krimis um den Strafverteidiger Abel, suchen sie den Erfolg umgehend abzuwürgen. Anders ist kaum zu erklären, daß man dem braven Abel der Kostenersparnis wegen den Garaus machen wollte. Autor Breinersdorfer und Hauptdarsteller Günther Maria Halmer zuckten gleichmütig mit den Schultern und zogen weiter – demnächst gibt's einen „Tatort“ vom Südwestfunk, in dem Halmer einen Anwalt spielt. Das Skript lieferte Fred Breinersdorfer ...

Nach harschen Widerworten der Presse und des Publikums besann sich die Besatzung der weltabgeschiedenen Festung auf dem Lerchenberg und holte Abel doch wieder heim ins Reich der Traumschiffe, Forsthäuser und Landärzte, in dem zaubrische Wesen mit Kinderbuchnamen wie Bella Block, Rosa Roth und Mona Morena für die Verbrechensaufklärung zuständig sind. In dieser Gesellschaft fällt ein Jean Abel dann schon höchst angenehm auf.

Breinersdorfer benötigt nicht einmal ein spektakuläres Vergehen; ein fahrlässig verursachter Verkehrsunfall mit Fahrerflucht genügt vollends, eine verzwickte Intrige in Gang zu setzen. Da ausgerechnet Abels einzige und liebste Mitarbeiterin Zeugin des Vorgangs wurde und gegen den eigenen Mandanten Stellung bezieht, ergibt sich vortreffliches Konfliktpotential, das allein den Zuschauer bei der Stange hält. Wenn die beiden sich streiten, meint man beinahe, echte Menschen reden zu hören. Und das ist im Fernsehen, insbesondere im ZDF, derzeit höchst selten. Harald Keller

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