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■ StandbildSäue im Gelände

„Jawoll, Frau Unteroffizier! Weibliche Karrieren in der Bundeswehr“: Montag, Bayern 3, 20.15 Uhr

Man kann natürlich darüber diskutieren, ob man eine arme Sau gegenüber einem armen Schwein benachteiligen darf, nur weil sie eine Sau ist. So dienten einige der Sanitäterinnen und Ärztinnen, die Sandra Schlittenhardt und Anja Wolf in ihrer Reportage zu Wort kommen ließen, nämlich nicht, weil sie helfen wollen, den prima Staat zu verteidigen, sondern weil sie (wie halt viele Männer auch) mit ihrem Leben nichts Vernünftiges anzufangen wissen:

Eine abgebrochene Biologiestudentin, die stolz ist, beim Geländetraining den „inneren Schweinehund“ überwunden zu haben, lobt „die Kameradschaft in der Truppe“, eine 20jährige Verkäuferin a.D., die stolz ist auf ihre neue Uniform, preist die „Aufstiegsmöglichkeiten“ im Schießclub.

Wenn man diese Kampfhennen im Sanitäterinnenpelz so reden hört, ist man doch dazu geneigt, es als zivilisatorischen Fortschritt aufzufassen, daß Frauen bei der Bundeswehr mitmachen dürfen. Ich möchte jedenfalls nicht bei Karstadt auf eine Verkäuferin treffen, die sich an mir als Symbolfigur des Patriarchats dafür rächt, daß es ihr nicht vergönnt ist, im Schlamm den „inneren Schweinehund“ zu überwinden.

Als Heldin ihres Beitrags bauten Schlittenhardt und Wolf einen 46jährigen Dragoner auf, den sie den ZuschauerInnen als „die einzige Frau bei der Bundeswehr mit Pilotenschein“ vorstellten.

„Es kann nicht angehen, daß Frauen sich nur die Bonbons heraussuchen und freiwillig zur Bundeswehr gehen als Sanitätsoffizier. Es sollte auch eine Wehrpflicht für Frauen eingeführt werden“, agitierte diese Oberfeldärztin, und man darf sicher sein, daß das angesichts der steigenden Zahl von Wehrdienstverweigerern bald die offizielle Position der Regierung sein wird.

Immerhin: Man kann allen in der Reportage auftretenden Landesverteidigerinnen zugute halten, daß sie nicht ganz so blöd sind wie die männlichen Kameraden, die hier zum Thema „Frauen in der Bundeswehr“ befragt werden. Denn wie meinte doch ein Unteroffizier das Verhalten der weiblichen Soldaten im „Ernstfall“ prognostizieren zu müssen? „Der Mann gibt alles, weil er um sein Überleben kämpft, die Frau gibt eher auf.“ René Martens

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