■ Standbild: Neue Derbheit?
„Willemsens Woche“, Do., 23.15 Uhr, ZDF
Roger Willemsen hat einmal geschrieben, daß der Zuschauer „die kleine Schmiere menschlicher Anekdoten und das Versprechen der Lust“ liebe. Um beides zu produzieren, bot sich am Donnerstag abend freilich nur einer seiner drei Talkgäste an. Mit documenta-Chefin Catherine David und Scherzbold Helge Schneider war die Emotionskiste jedenfalls nicht aufzuklappen.
Einen Blick in die Tiefe ihrer Seele gewährte allein „Superweib“ Veronika Ferres. Nachdem sie unter anderem gestanden hatte, von ihren Mitschülern einst „Fettes“ statt „Ferres“ gerufen worden zu sein, entließ sie der in letzter Zeit verschärft als Promi-Groupie gebrandmarkte Moderator mit einem untypisch drastischen Seitenhieb. Sie solle zugeben, daß sie neben den Wesenszügen Arbeitswillen, Vorwärtsdrängen und ehrlichem Charakter auch die dicken Füße mit ihrem Pferd „Groucho“ gemeinsam habe. Was Willemsen mit derartig neuer Derbheit will, bleibt sein Geheimnis. Daß die Schmähwoge nicht ganz spurlos am Intellektuellentalker vorübergegangen ist, belegt indes die übergroße Leichtigkeit, mit der er über die degradierende Verlegung seines Sendeplatzes hinweghalf. „Ein wenig später am Abend, aber dafür früher in der Woche“ sei er nun zu sehen, meldete der Talker schmallippig.
Mit Catherine David sprach Willemsen über ein Bild von Marcel Broodthaers, auf dem Zuchtbullen, die „Mercedes“ oder „Volkswagen“ heißen, zu sehen sind. Die Organisatorin der documenta findet die Kunst Broodthaers komisch, lustig, dramatisch und tragisch. Darüber, wie es um die Qualität von „Willemsens Woche“ bestellt ist, hat die Ausstellungsmacherin nichts verlauten lassen. Claudia Thomson
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