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■ StandbildNette alte Bekannte

„Busenfreunde“, Mo., 20.15 Uhr, Pro 7

Wenn man im Fernsehen zufällig Bekannte entdeckt, ist man meist ein bißchen irritiert, bevor man sich freut. Wenn einem jedoch plötzlich die Hauptpersonen eines Pro 7-Spielfilms vertraut wie Bekannte vorkommen, dann ist das ebenfalls irritierend – und eigentlich ganz schön. Mit den „Busenfreunden“ (Autorin Babara Jago, Regie Thomas Berger) ging es einem so.

Dabei hätte die Geschichte leicht ins Deutsch-Komische abrutschen können: Nina, Bernhard, Guido und Markus, um die 30 und Busenfreunde von Kindheit an, ziehen zusammen in Ninas Elternhaus in München, weil Nina sich die Villa allein nicht leisten kann. Oberstes Gebot der WG: „Kein Sex unter Mitbewohnern“. Den hatten die drei Exfreunde von Nina ja bereits mit ihr. Als dann jedoch Klaus, der Cousin von Markus, dazuzieht und Nina und er sich ineinander verlieben, hängt der Haussegen schief. Und dann ist Klaus weg und ein Baby da.

Ein bißchen „Drei Männer und ein Baby“, ein bißchen Woody Allen – geklaut wurde bei „Busenfreunde“ kräftig, das aber ungewohnt charmant und selbstironisch. Letzteres kam am besten in der Szene zur Geltung, in der die vier Freunde das Haus streichen. Wie sie dabei das Kameraauge überpinseln, bringt zugleich ihre verschiedenen Charaktere wunderbar auf den Punkt: die beziehungsunfähige Fotografin mit dem großen Herzen patscht verspielt die Hände rauf; der kindische Casanova Guido malt alberne Kringel; Zwangsneurotiker Bernhard ringt mit jedem Strich, und der erfolglose, heimlich schwule Schauspieler Markus überdeckt all das rigoros.

Dem Regisseur ist mit dieser „Romantic Comedy“ über Singledasein, Freundschaft und Beziehungssehnsucht die schwierige Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie gelungen. Daß man für die Charaktere uneingeschränkte Sympathie entwickelte, lag auch daran, wie sie ins Groteske gezogen wurden, ohne sie dabei bloßzustellen – so, wenn Frauenheld Guido seinen sich trennenden Eltern vorheult, er werde es nicht ertragen, ein Scheidungskind zu sein.

Den Spaß an diesem Spiel hat man allen Darstellern deutlich angemerkt, aber ohne die temperamentvolle Jennifer Nitsch als Nina und Lieblingsmacho Jan Josef Liefers als Guido hätte doch etwas gefehlt. Wer sind eigentlich Veronica Ferres und Til Schweiger? Ania Mauruschat

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