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■ StandbildZeitreise mit Rama

„Meister Proper trifft die lila Kuh“, Mi., 21.45 Uhr, ARD

„Raum zum Lachen oder zum Träumen läßt dieser Spot mir nicht“, hieß es am Ende wehmütig über den aktuellen Passat- Werbeclip und brachte so doch noch auf den Punkt, was auch schon die vorangegangenen 45 Minuten überdeutlich machten: daß die alternde Autorin dieser „Zeitreise durch die Fernsehwerbung“ nichts begriffen hatte. Raum zum Lachen oder zum Träumen ...

Für diese Quintessenz durchstöberte die Zeitreisende Elisabeth Weyer öffentlich-rechtliche Wochenschau-Archive, perönliche Fotoalben und verklärende Erinnerungen an unser aller Nachkriegsdeutschland und machte daraus einen altbacken- versöhnlichen Rundumschlag gegen die böse Werbewirtschaft, mit deren altbekannten Klassikern sie ihre zusammengestoppelte Vergangenheitsbewältigung durchsetzte.

Die Spots der 50er und 60er fand sie angeblich schon damals heuchlerisch, weil sie weder „die Kriegsveteranen in ihren quietschenden Rollstühlen“ noch die Wiederbewaffnung thematisierten; die Afri-Cola-Filmchen der 70er irritierend, weil die sogar die antikommerzielle Flower-power zu instrumentalisieren wußten; und nach zwei Dritteln des teils sinn-, teils zusammenhanglosen Films endete die Zeitreise dann endlich in unserer spätkapitalistischen Gegenwart – und im völligen Unverständnis.

Auf diese Weise schwappte das Feature unentschieden zwischen oberflächlicher Kommerz- kritik und banaler Verklärung hin und her und hielt sich mit der für die Themenvorgabe erforderlichen werbeästhetischen Analyse zwar weitgehend zurück, nicht jedoch mit persönlichen und unqualifizierten Kommentaren: „Mir hat die gute Rama nie sonderlich geschmeckt“, läßt Weyer Sprecherin Hannelore Hoger in resolut- säuerlichem Tonfall sagen, als sei der Geschmack einer Margarine werbetechnisch irgendwie von Bedeutung. „Noch heute wasche ich mit dem teuren Persil“, gestand sie uns wenig später. Doch warum? Aus Überzeugung? Oder war das schon die offene Anbiederung an die großväter- und großmütterliche Einschaltquote?

Persönlich sollte dieser Rückblick sein und war doch in erster Linie irrelevant, oder – wohlwollender – ein unbeabsichtigtes Portrait der Wirtschaftswundergeneration und ihres gegenwärtigen Geisteszustandes. Christoph Schultheis

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