■ Standbild: Psychomüll
„Polizeiruf 110: Eine Frau für alle Fälle“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Regisseur Erwin Keusch hat in seinem wunderbaren Spielfilm „Das Brot des Bäckers“ gezeigt, daß er Figuren und Milieus zeichnen kann. Aber mit dem dramaturgischen Handlungsaufbau hat er es nicht so. Sein „Polizeiruf 110“ kam nicht in Schwung. Das lag an der Hauptfigur, der Polizeipsychologin Jansen (Gaby Dohm). „Eine Frau für alle Fälle“ spielt auf „Für alle Fälle Fitz“ an. Hätte Fitz jedoch wie Frau Jansen „Psychodrama und Gestalttherapie“ studiert, er hätte keinen Fall gelöst.
In ihrem biederen Auftreten und ihren hölzernen Psychosprüchen bleibt Gaby Dohm dem Niveau der „Schwarzwaldklinik“ treu. Daß sie als Psychotante die Klinik eines Quacksalbers unterwandert, wirkt unglaubwürdig und dramaturgisch schlecht motiviert. Allein die Nebenfiguren überzeugten: Witzig die Pathologin, die über die Leiche hinweg mit dem Kommissar auf fränkisch flirtet. Herrlich verschroben auch der Holzfabrikant Büscher, der vom Wutausbruch bis zum Weinkrampf chargierte, bis die Kunstholzverkleidung meines Fernsehers knarrte.
Das Highlight war jedoch Andrea Sawatzki als Mad Scientist, die mit ihrer messerscharfen Gestik in diesem verkorksten „Polizeiruf“ auftrat wie die „Frau, die vom Himmel fiel“. Jedesmal, wenn sie aus der Szene verschwand, mußte man nur umschalten, wo sie im ZDF- Fernsehfilm „Champagner und Kamillentee“ als Journalistin wieder auftauchte. Der war zwar auch mies, doch wenn Andrea Sawatzki mit einem Lächeln sagte: „Ich heiße Iris“, dann wirkte die Freude auf ihrem Gesicht so spontan und echt wie bei einem kleinen Kind, dem man ein Eis überreicht. Gute Darsteller allein genügen aber nicht. Manfred Riepe
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