piwik no script img

■ StandbildSelbstbesoffen

„Große Gefühle“, Donnerstag, 0.35 Uhr, ZDF

Vor gut zwei Monaten kam Diana Spencer, geschiedene Windsor, ums Leben. Die Welt hätte kein Aufhebens um dieses vergeudete Leben gemacht, hätte es sich bei der Toten nicht um eine Adlige gehandelt, die alle Welt nur unter dem Label „Lady Di“ kennt. ZDF-Autor Ingo Witt wollte klären, weshalb das Unglück der „Prinzessin der Herzen“ alle Welt in Trauer sinken ließ.

Resultat seiner „Diologie“ aus Statements von Bischöfin Maria Jepsen („eine Götzin“), ZDF-Beerdigungskommentator Wolf von Lojewski („glücklich, daß ich dabei war“), Horst-E. Richter („Wir waren stolz, trauern zu dürfen“) und Michael Nüchtern (!), Religionsexperte („Dominosteine der Gefühle“): War schon klasse, daß es passierte, wie es passierte. Kein Stichwort fehlte: „Läuterung“, „Love Parade der Trauernden“, „Emotion wird zur Religion“, „Volksbewegung der Gefühle“ und „Landminen“. Pardon: „Wut und Empörung“ wurden vergessen.

Keiner sagte: Das war wie Kino, nur besser. Keiner, der sich auf das göttliche Phänomen „Di“ einließ und ihrer „Globalisierung“ auf die Spur kommen wollte. Statt dessen: gerührte Selbstbesoffenheit. Keine großen Gefühle, sondern schlichte Gefühlsduselei. Man hätte lieber noch viel länger eine weiße Rose auf trübem Wasser schwimmen lassen sollen: Das wäre viel trauriger und wahrer gewesen. JaF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen