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■ StandbildAbschied auf Raten

„Was nun, Herr Kohl?“, Montag 22.15 Uhr, ZDF

„Entschuldigen Sie“, „aber ich bitte Sie“, „das ist doch nicht wahr“, „was reden Sie denn da“. Der Kanzler schäumt, der Kanzler unterbricht, der Kanzler weist zurecht. Wir werden ihn nicht mehr häufig zu sehen bekommen, unseren Helmut Kohl. Jede Sendung mit ihm bis zum 27. September ist ein Abschied auf Raten. Zu Gast bei Klaus Bresser und Thomas Bellut zeigte Kohl am Montag abend im ZDF noch einmal all jene Tugenden, für die man ihn verachtet oder fürchtet. In 30 Minuten präsentierte sich Kohl, die Kampfmaschine. Noch einmal können wir nachfühlen, wie es zart besaiteten Seelen wie Claudia Nolte oder Angela Merkel am Kabinettstisch manchmal ergehen muß. Und doch, bei aller körperlichen Dominanz, wirkte Kohl entrückt, ein mediales Fossil im Zeitalter der Bill Clintons, Tony Blairs, der Gerhard Schröders. Einer, der sich nicht im Zaume hat, der dampft, der ausbricht, wo ein Medienberater zur kühlen Zurückhaltung mahnen würde. „Ich habe gar nicht die Absicht, mit Ihnen weiter zu diskutieren“, fuhr er Bresser einmal in die Parade, als dieser nur ein wenig mehr zur PDS wissen wollte. So kennen wir ihn. So würde er gerne weitermachen, wenn man ihn nur ließe. Bellut, das konservative Pendant zu Bresser, würdigte der Kanzler kaum eines Blickes. Warum auch? An Harmlosigkeiten wie „Das müssen Sie doch auch ungerecht finden“ kann sich ein Kohl nicht reiben. Ein einziges Mal ließ Kohl sich ein Eingeständnis entlocken. Ob er im Falle einer Niederlage noch CDU- Vorsitzender bliebe? „Da bin ich sicher kein CDU-Vorsitzender auf Dauer.“ Und nach einer Pause setzte er nach: „Höchstens bis zum nächsten Parteitag.“ Dabei lachte Kohl. Es wirkte irgendwie befreiend. Severin Weiland

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