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■ StandbildDeutscher Rausch

„Die braune Wahlschlacht“, Di., 21.45, N 3

Die Bierbüchse in der rechten, die linke Hand zum Hitlergruß erhoben, die Hose naß. Im August 1992 ging sein Bild um die Welt. Rostock-Lichtenhagen, das Pogrom gegen Vietnamesen. Mittendrin Harald Ewert. Heute sitzt er auf einer zerschlissenen Couch, überlegt, DVU zu wählen, und schluckt Bier aus der Büchse.

Bier fließt auch im Saal der DVU. Einer wischt sich mit der Zunge die Backen aus, streckt den Hals in den Nacken, grölt vom deutschen Vaterland und glotzt blöd. Besoffen zum Schafott? Man wünscht sich, es wären Bilder aus einer psychiatrischen Anstalt. Sie kommen aus Mecklenburg-Vorpommern.

Die Braunen machen Wahlkampf und haben alle Chancen, im Landtag Platz zu nehmen. Das NDR-Team zeigt, wie die DVU zum Parteitag kutschiert, als ginge es auf Butterfahrt. Später torkeln Bierbäuche aus dem Lokal und haben eine Landtagskandidatur in der Tasche. Meist ältere Herren in Windjacken, die dem DVU-Chef spenden, „was vom Taschengeld übrigbleibt“.

Darüber können die NPD-Jungs nur lachen. Auf dem Neustrelitzer Markt reden sie von „national“ und sozial“, und die Imbißfrau denkt, sie seien doch „eher links“. Dem NDR wurde ein Video zugespielt. Darin zeigt NPD-Spitzenkandidat Thorsten Kowalski rasierten Jungs, wie man einen Menschen mit einem Kopfschuß tötet. Doch die Reporter konfrontieren Kowalski nicht mit dem Video.

Sie erklären auch nicht, warum es den Braunen gelingen könnte, in den Landtag einzuziehen. Die Reportage zeigt, und das gut, wie sie sich präparieren. Mehr war nicht drin. Das Team durfte nur 30 Minuten im Dritten senden, was mindestens eine Stunde im Ersten hätte laufen müssen. Annette Rogalla

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