■ Standbild: Gedeons Knackarsch
„Gefährliche Lust – Ein Mann in Versuchung“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Im tiefen Tal der Sat.1-Pressetexte regiert die Frustration, denn dort hausen Texter, die nicht schreiben dürfen, was sie denken und wissen, weil sie dann ihren Job verlieren würden: „Wollen Sie Gedeon Burkhard beim Beischlaf mit zwei Frauen beobachten, während er nebenbei einen mordfallverstrickten Werbegrafiker mimt? Dann schalten Sie unseren lieblos gemachten Fernsehfilm ,Gedeons Knackarsch – Die tödliche Kapsel im Kugelschreiber‘ ein. Aus PR- Gründen müssen wir die Produktion leider einen ,großen Sat.1-Fernsehfilm‘ nennen, damit Sie, liebe Zuschauer, nicht zu ,Vom Sex besessen! – Eine Frau wird Opfer ihrer Lust‘ (RTL2) umschalten. Und das wollen wir doch alle nicht.“
Nein, das würde Fred Kogel nicht goutieren. Also schreiben die Texter lieber: „Als Werbegrafiker Leon durch Zufall an Beweise für einen Mord gerät, glaubt er, ausgesorgt zu haben. Doch offenbar ist er für Miriam, die mutmaßliche Täterin, nur eine Marionette in einem tödlichen Spiel.“ Könnte doch spannend sein, denken wir da, so ein „Erotikthriller“. Dabei hatten wir doch noch die Worte des Fernbedienungsverkäufers im Ohr: „Sat.1-Erotik fünfzehn nach acht / hat mich um die Erektion gebracht.“ Ein Kalauer, der uns spätestens bei folgenden Dialogen wieder einfällt: „Ich will die beste Kampagne, die die Firma je hatte.“ – „Ich mache keine Kompromisse.“ – „Ich auch nicht.“ Später wurde etwas beigeschlafen: „Gefällt Ihnen, was Sie sehen?“ – „...“ – „Ich meine ... die Wohnung.“ Nochmals später sah die „beste Kampagne“ fürs neue Parfüm dann so aus: „Topaz noir. Piercing more than your body.“ Und, sorry, darüber müssen wir noch etwas nachdenken. Stefan Kuzmany
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