■ Standbild: Viel Geschrei für Pfannekuchen
Die ersten Wochen mit dem neuen Arte-Vorabendprogramm (19–20.45 Uhr)
Beim Arte-Programm ist's wie bei der Arte-Präsidentenkür: Erst langes lautes Getöse, dann bleibt es im Prinzip doch so, wie es war. Wie viele Kandidaten auch verschlissen wurden, am Ende zeichnete sich ab, daß gestern bei der Sitzung der Gesellschafterversammlung aus ARD, ZDF und Frankreichs La Sept) das Duo Jérôme Clément (Präsident seit Gründung) und NDR- Intendant Jobst Plog (präsidierte der Gesellschafterversammlung von Beginn an) nur die Rollen tauschten: Plog als nebenberuflicher Senderpräsident, der Franzose Clément als Vorsitzender der Arte-Gesellschafter.
Auf dem Arte-Bildschirm nach einjährigem Gezerre das gleiche Phänomen. Beschworen wurde, unter persönlichem Einsatz aller hohen Arte-Herren eine Zeitenwende: Mit neuem Programm und neuem Programm-Einstieg um Viertel nach acht der wirkliche Durchbruch zu echt vielen, vielen Arte-Zuschauern. „Tant de bruit pour une omelette!“ wie der Franzose so sagt: Hier ein neues Etikett („Menschen und Zeiten“), dort ein paar populistische Unterrichtseinheiten („Was ist Sex?“) und kräftig „umschichten“, wie Chefredakteur Georg Schmolz auch einräumt. Zwar beginnt jetzt tatsächlich um 20.15 Uhr auf Arte eine Sendung. Aber das ist nur – bevor es mit dem Hauptprogramm, wie gehabt, um 20.45 Uhr losgeht – eine lange Lückenbrücke: Reportagen verschiedenster Sujets und Machart, die mal zeitlich deplaziert scheinen (wieso gerade jetzt Feuerwehrflieger auf Korsika?), mal trotzdem spannend sind.
Auf dem Nachrichtensektor freilich sind beim „Umschichten“ zwei Fünftel der Sendezeit schlicht entwichen. Von den 40 Minuten der Vorgängersendungen „71/2“ und „81/2“ hat „Arte- Info“ – inklusive Moderation einer charismatisch-kompetenten Catherine-Marie Degrace oder des eher drög-deutschen Jürgen Biehle – gerade mal noch 24 Minuten. Intelligenterweise Schlag acht wartet – zwischen Nachrichtenblock und Kultur-Rausschmeißer – das sogenannte „Arte-Info-Thema“ mit einem Dreierpack Minifeatures auf, die Schmolz gern als „Nachricht von morgen“ verkauft. Selbst als gutwillige Zuschauerin gerät man, wie nach dreiwöchigem Selbsttest zu berichten ist, nun erst richtig in die Zwickmühle: Jetzt die „Tagesschau“ sausen lassen? Das ist es vielleicht doch nicht wert. Ulla Küspert
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