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■ StandbildWäscheklammern im Gesicht!

„Die Guinness-Show“, Fr., 20.15 Uhr, ARD

Wer in den Zirkus geht, tut das nicht, weil die Akrobaten dort Tag für Tag artig Artistik vorführen, sondern weil ihre Kunststückchen jederzeit schiefgehen könnten. Und wer am Samstagabend bei „Wetten, daß ...?“ zusah, wie ein Mann mit Kettensäge an einem Stück Holz herumsäbelte und der ewige Jubilar Johannes Heesters mit Verona Feldbusch schäkerte, tat das nicht zuletzt deshalb, weil derlei Absurditäten allerhand Unwägbarkeiten in sich bergen. Der Mensch ist sensationslüstern (und geläutert, wenn's gutgeht). Und die Live-Sendung weiß das (und bangt).

Auch die „Guinness-Show“, die da am Vorabend von Godfather Gottschalk ihren Einstand gab, setzt auf das Spektakuläre: Wie lange kann der Mitmensch einen überdimensionalen Hula- Hoop-Reifen kreisen lassen; wie weit kann er eine Osteefähre durchs Rostocker Hafenbecken ziehen; wie bescheuert kann er aussehen, wenn er sich 81 Wäscheklammern ins Gesicht geklemmt hat; und für welchen Schwachsinnsrekordversuch riskiert er denn nun wieder Leib und Leben? Beziehungsweise: Ob das wohl gutgeht?

Unglücklicherweise sind Guinnessrekordler enorm ehrgeizig – zumal, wenn sie unter notarieller Aufsicht und den Augen eines Millionenpublikums gegen einen Herausforderer antreten. Dann nämlich kann so ein Hula- Hoop-Wettstreit beispielsweise schon mal nach einer Viertelstunde als „unentschieden“ abgebrochen werden müssen, weil den Fernsehleuten die Sendezeit davonläuft.

Insofern hatte die ARD gut daran getan, die „Guinness- Show“ bereits am 18. November komplett aufgezeichnet zu haben. So konnte man den Rekord- GAU wenigstens nachträglich wieder auf fünf Minuten zusammenkürzen. Doch weil dem mündigen Zuschauer eine solche Manipulation nicht vorenthalten werden darf, mußte die ARD bereits nach wenigen Sendeminuten die Liveshow-Inszenierung per Einblendung („1 Minute später“ – „4 Minuten später“ – „5 Minuten später“) als Simulation enttarnen und den Mitfieberwilligen daheim an den Bildschirmen den ohnehin nur mäßigen Spaß verderben.

Wirklich sensationell wurde das Guiness-Debüt eigentlich erst kurz vor Schluß, als eine weitere Einblendung darauf hinwies, daß die Showkonserve sechs Minuten überziehen würde... Christoph Schultheis

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