■ Standbild: Gemeinplätzchen
„Mona Lisa“, So., 18 Uhr, ZDF
Eben noch saß die Kritikerin beim Adventstee mit einem kenianischen Inder mitten in einer Diskussion über die Werte westlicher Gesellschaften. Netterweise fährt dieser sie dann trotzdem zu ihrem Handballspiel. Nach 55 gespielten Minuten trifft die Kritikerin ein gezielter Schlag auf den Solarplexus, sie sieht Sternchen, bis ihr „Mona Lisa“ einfällt. Der „Christa-Müller-Fall“ ist angekündigt: Darf Frau Müller das? Öffentlich Stellung beziehen? Die Ehefrau von Oskar, dem Familienvater und neuerdings Finanzminister? (Natürlich darf sie! Welch überflüssige Frage!) Die Müller, die man bereits Müllary nennt, ist da, Hannelore Rönsch, Kohls Familienpolitikerin, und Udo Simonis, Umweltexperte und Mann an der Seite der Nord-Regierungschefin Heide Simonis. Um 17.55 Uhr sitzt die Kritikerin vor ihrer Glotze und füllt das Loch im Oberbauch mit Amaranthmüsli. Es läuft die Vorschau auf „Hauptsache Leben“ mit anschließender „Musik zum Advent“. „Mona Lisa“ gab's dann auch noch. Die Müller sagte, daß sie auch schlecht geschlafen habe, wegen dem Kind, und daß das ja jetzt ihre Hauptbeschäftigung sei, das Wohlergehen der Familie, und daß sie ihrem Mann nicht schaden wolle. Die Rönsch meinte, man müsse sich zurücknehmen, wenn man kein Mandat für eine Sache habe, der Simonis lobte die Müller. Ein Film über Hillary Clinton wurde auch gezeigt. Die sagt darin: „Ich hätte auch zu Hause bleiben und Plätzchen backen können“, und zitiert Eleanor Roosevelt: „Eine Frau ist wie ein Teebeutel: Wirf sie in kochendes Wasser, und sie wird stärker.“ Christa, Hannelore und Udo haben dann noch weiter Gemeinplätzchen gebacken. Zum Teekesselaufsetzen war es da aber schon zu spät. Petra Welzel
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