■ Standbild: Zeitgemäß und ziemlich trist
„Lieber Peter!“, Mittwoch, 19.15 Uhr, ZDF
Grob vereinfacht läßt sich die Nachkriegsfernsehunterhaltung auf zwei performative Prinzipien reduzieren: Kulenkampff und Frankenfeld. Der eine war der gewandte Plauderer, dem Charisma und Charme genügten, selbst vor größten Sälen zu bestehen. Der andere war der Schwerarbeiter, der erheblichen Aufwand in seine Shows investierte, Spiele ersann, Moderationen und Sketche schrieb, als Sänger und Schauspieler wirkte.
Von Anfang der 50er Jahre bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1979 war Peter Frankenfeld im deutschen Fernsehen präsent, seit dessen Sendebeginn vorrangig im ZDF, dem es daher gut anstand, zum 20. Todestag an diesen auteur der Fernsehunterhaltung zu erinnern. Der Untertitel verhieß „eine Peter Frankenfeld- Show der besonderen Art“. „Zeitgemäß“ sollte sie sein, darum gab es den Namensgeber nur in einigen wenigen Ausschnitten zu sehen. Anstelle des Urhebers brachten Schauspieler und Komödianten wie Diether Krebs, Angelika Milster und Eddi Arent einige seiner Sketche zur Aufführung; ein mißglücktes Unterfangen, denn überzogene Mimikry, alberne Perücken und altertümelnde Kulissen sind alles andere als zeitgemäß.
Im Gegenteil blieb das Niveau der Darbietungen weit hinter Frankenfeld zurück, der sich stets trefflich darauf verstand, beim flachsten Kalauer ein quasi entschuldigendes Augenzwinkern mitzuspielen. Die Epigonen behalfen sich mit wieherndem Gelächter aus der Konserve, das den Sketchen ohne Rücksicht auf Pausen und Pointen beigemischt worden war.
Die Textauswahl zeigte nicht annähernd die Bandbreite Frankenfelds, der eben nicht nur für den berüchtigten gespielten Witz zuständig war, sondern für den Hörfunk auch kesse Satire- und Blödelprogramme schrieb und im eigenen Studio produzierte. Die Autoren dieser Sendung wußten offenbar wenig von Frankenfeld, ließen einen Statisten mit Ketchup bespritzen und Moderator Walter Plathe ohrfeigenheischend behaupten: „Das ist typisch Peter.“ Hier hatte man kein ehrendes Angedenken im Sinn, geschweige denn einen umfassenden Rückblick, der Frankenfelds Wirken und seine enorme Wirkung beim zeitgenössischen Publikum veranschaulicht hätte. Was blieb, war ein lieblos gemachter Lückenfüller, ohne Witz, ohne Unterhaltungswert – ohne Frankenfeld. Harald Keller
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