piwik no script img

■ StandbildMit Lücke und Fehler

„37 Grad: Geld oder Schläge“, Di., 22.45 Uhr, ZDF

Alle Jahre wieder stehen sie vor der Haustür, die jungen Männer mit Zahnlücke und Sprachfehler, erzählen was von Bewährung und wollen einem die Aktuelle oder häßliche Grußkarten andrehen. Kennen wir alle. Schrecklich. Und sehr dubios. Und alle Jahre wieder schickt uns ein Fernsehsender einen Bericht über diese jungen Männer mit Zahnlücke und Sprachfehler ins Haus. Damit wir Bescheid wissen, daß das eine schreckliche und dubiose Sache ist mit den „Drückerkolonnen“.

Es ist wie mit all den Themen in derselben Medienschublade: Hütchenspieler, Sekten, Mädchenhandel, Gymnastikgeräte vom Teleshop – da können einem noch so viele aufklärerisch oder anderweitig motivierte Sender ein Berichte-Abo aufdrängen, aber außer der Bestätigung, das sei alles „schrecklich“ und „sehr dubios“, erfahren wir doch nichts. Und das pflichtbewußte Fazit, der Ruf nach dem „Gesetzgeber“ und „Verordnungen auf Länderebene“, wirkt dann genau so unbeteiligt, wie's gemeint ist.

Zwar forschte Ute Claus bei „Aussteigern“ nach und brachte ans Licht: Drückerkolonnen bewegen sich in einer Grauzone und Kolonnenführer gehen brutal zur Sache, wie ein junger Mann mit Zahnlücke und ein zweiter mit Sprachfehler bestätigen. Doch hätte man sich mehr als nur im Nebensatz formuliert gewünscht, wie das jetzt ist mit den Zusammenhängen zwischen dem Zeitungsverlag, der den Verlagsservice beauftragt, der den Subunternehmer beauftragt, der die Drückerkolonnenführer beauftragt, der die Drücker beauftragt – und wer denn nun daran verdient und wieso –, aber das weiß offenbar kein Mensch. Irgendwie schrecklich. Und ein bißchen dubios. Monie Schmalz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen