■ Standbild: Pullover-Moralist rules o.k.
„Monitor“, Donnerstag, 21 Uhr, ARD
Wenn man dem Spiegel glauben darf (Spiegel-Leser wissen mehr), dann ist Klaus Bednarz nicht etwa Redaktionsleiter eines der letzten politischen Magazine im Fernsehen, sondern ein Mädchen. Bzw. ein naiver „Pullover-Moralist“; einer, der schon während des Golfkrieges einen amerikanischen Leichensack „triumphierend“ in die Kamera gehalten habe und auch jetzt, nachdem die sozialdemokratisch-grüne Regierung Deutschlands den Angriffskrieg auf Jugoslawien abgesegnet hatte, allein von Reflexen geleitet sei. Der Grund für die Diffamierung Bednarz' lag in einer der letzten „Monitor“-Sendungen: Hier hatte der Journalist in einem Beitrag an die nunmehr obsoleten Parteitagsbeschlüsse der Koalition zur Friedenspolitik erinnert. In Vorkriegszeiten nannte man Reflex noch kritischen Journalismus.
Wie die gestrige Sendung aber zeigte, wird sich Bednarz auch weiterhin nicht zu den Umfallern gesellen, sondern seinen Prinzipien treu bleiben. Nüchtern informierte „Monitor“ über die verheerenden Auswirkungen radioaktiv verstrahlter Munition, die von der US-amerikanischen Armee weiterhin verschossen wird und als Folge des Golfkriegs vermutlich zusätzliche 35.000 Tote fordern wird; ein zweiter Beitrag hinterfragte die Motive der Nato, sich ausgerechnet im Kosovo zu engagieren. Das alles geschah in bewährter Manier – „Monitor“-Berichten merkt man regelmäßig die gründliche Recherche an sowie das Bestreben, nicht irgendeinen windigen Experten zu Wort kommen zu lassen, sondern mehrere seriöse Interviewpartner.
Darüber hinaus kommt noch etwas zum Vorschein: der Verzicht auf geheuchelte sog. journalistische Objektivität. Und wenn es sein muß – und das ist wohl so zur Zeit –, legt „Monitor“-Mann Bednarz auch ein bewundernswertes Beharrungsvermögen an den Tag. Erneut, denn man kann es nicht oft genug sagen, widmete er sich den früheren Positionen der einstigen Kriegsgegner. In großen Lettern erschien die rot-grüne Versicherung auf dem Bildschirm, das Gewaltmonopol der UN zu achten. Dies könnte der Beginn einer wunderbaren Serie sein.
P.S. Klaus Bednarz trug ein hellblaues Hemd, eine goldene Krawatte und einen langärmeligen Polo-Pullover.
Carola Rönneburg
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