■ Standbild: Reproduktion
Alfred Franz Maria Biolek, Sa., 22.25 Uhr, ARD
Hat einer die Sechzig erst einmal überschritten, bedroht das Fernsehen seine Stars mit Redundanzen. Alle fünf Jahre wird das bloße Durchhalten im TV-Busineß mit einer das Schaffen (und das Medium) erhöhenden Sondersendung belohnt, als wäre schon der lange Atem ein Wert an sich. Bio hat einen langen Atem, und das gab das Jubiläumsportrait zum 65sten seines Haussenders WDR unermüdlich wider: Lücken- und kommentarlos ließen sich Leben und Wirken mit dem Sendematerial der letzten Jahrzehnte bestücken. Selbst die Kindheit konnte medial rekonstruiert werden. „Du erzählt in deinen Sendungen viel von deinen Eltern“, bemerkte Harald Schmidt schon zum 60sten in einer Jubiläumssendung. Auftritte bei Gottschalk, Fuchsberger, Küppersbusch,Kerner etc. verhandelten Bios Bio in Etappen und zeigten beredt das Kunstwerk Biolek im Zeitalter seiner televisionären Reproduzierbarkeit. So hätte das Portrait zum 65. Geburtstags des Medienprofessors auch ein subtiler Lehrfilm über das Medium sein können, in dem der Portraitierte seine stattliche Karriere absolvierte. Selbstreferentielles gab es genug. So endlos wie das Fernsehen selbst reihten sich die Talkshowteilnahmen, Preisverleihungen, Gastauftritte aneinander. Das alles hätte also angewandte Medientheorie sein können. Doch dann las uns Ulrich Wickert auch noch aus Bios Erinnerungen und die Kamera schwenkte durch das Geburtshaus in Mähren. Peinliche Jubelei, die sich für einen Stilbewußten wie Biolekt bestenfalls post mortem schickt. Vielleicht sollte der Professor die Jubelschau zum Siebzigsten von einem seiner medienwissenschaftlich bewanderten Kunststudenten verfertigen lassen . Klaudia Brunst
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