■ Standbild: Plausible Öko-Action
„Der Todeszug“, Fr., 20.15 Uhr, Pro 7
Ein allein erziehender Polizist will seiner Tochter verbieten, an der Castor-Demo teilzunehmen. Sie setzt sich gegen den „rückhaltlosen Lahmarsch“ durch und gerät in die Fänge von Öko-Terroristen, die einen Güterzug entführt haben. Auf diesem getarnten Zug befindet sich ein scharfer Castor, während die ahnungslosen Demonstranten von der Polizei bei der Belagerung der Castor-Attrappe verprügelt werden. Und das nicht zu knapp.
Auf der Grundlage dieser ebenso einleuchtenden wie realistischen Konfliktsituation hat Jörg Lühdorf einen ungewöhnlichen Öko-Action-Thriller inszeniert. Dessen spannende Story gipfelt in einer konsequenten Message ohne Greenpeace-Zeigefinger: Der Öko-Terrorist will kein Geld, sondern die Veröffentlichung einer unterdrückten Studie, derzufolge alle Castor-Behälter undicht sind. Nicht oft gelingt es einem „Unterhaltungsfilm“, die martialischen Genre-Muster (gemäß denen im vorgegebenen Rhythmus zwischen Einsatzzentrale, Einzelkämpfer und Terroristen hin und her geschnitten wird) mit einer plausiblen Geschichte (Buch: Tobia Saalfeld) zu verbinden.
Der Film hält seine Spannung, weil die Story stets neue Wendungen nimmt. Wirklich überraschend ist die Szene, in der eine Gruppe von Demonstranten, die sich vor dem „scharfen“ Castor-Zug wie üblich an die Gleise gekettet haben, von diesem buchstäblich zermatscht werden. Mit solchen Bildern lässt „Der Todeszug“ durchblicken, dass er keinen Spaß versteht. Weshalb der Film auch mehr Spaß macht als etwa unlängst „Die Todesgrippe von Köln“ (Sat.1), in der die gleichen Genre-Muster nur sehr uninspiriert variiert wurden.
Neben dem Ex-„Fahnder“ Jörg Schüttauf überzeugen besonders die Nebenfiguren: Der paffende Lokaljournalist, der „sowjetisch“ wirkende Innenminister (Jürgen Schornagel) und die Einsatzleiterin Nadja (Claudia Michaelsen) reden weniger papierene Dialoge als in vergleichbaren Filmen, in denen die Figuren nicht so sorgfältig gezeichnet sind. Manfred Riepe
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