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StandbildArme Tomaten

„Pomodori – Die Legende von der italienischen Tomate“, Mi., 19 Uhr, arte

Italiens Landwirtschaft ist in der Krise. Solch eine Feststellung fernsehgerecht zu bebildern fällt schwer. Und wohl deshalb sah man als Erstes auch einen Eisenbahn-Bauzug, der durch arg versteppte Gegenden brauste. Was sich dann unter den elegischen Klängen eines Blasorchesters zu enfalten begann, hatte allerdings so gar nichts mehr von Roadmovie, auch wenn es weiterhin heftig staubte.

Im Süden des Landes leben die Klein- und Nebenerwerbslandwirte in erster Linie von der Tomate. Nur sie lässt sich auf den verhältnismäßig kleinen Parzellen anbauen, für Getreide- oder aufwändigere Gemüseproduktion fehlen Platz und Geld. Und die rote Monokultur hat ihre Tücken: Virenbefall droht die Ernte zu vernichten, und wie zu längst vergangen geglaubten Zeiten sind die Bauern von mehr oder minder skrupellosen Zwischenhändlern abhängig. Fällt die Ernte zu üppig aus, kommen einfach die Lastwagen des Monopolabnehmers einen Tagen zu spät – die Sommersonne hat dann auf ihre Weise das Problem gelöst und einen Ggut Teil der Überproduktion hinweggerafft. Klagt der Bauer: „Die Firmen machen mit den Tomaten, was sie wollen.“

Doch die Tomate ist natürlich viel mehr; Identifikationsfrucht für ganz Italien, und so gerät es schon fast zum Familienfest, wenn in Turin lebende Süditaliener frisch vom Markt erstandene Paradeiser nach alter Sitte einkochen und in mühevoller Kleinarbeit ihr Mark gewinnen.

Wer sich, wie der Autor, in dieser Dokumentation darüber hinaus gehende kulinarische Highlights versprochen hatte, sah sich bitter enttäuscht. Die ganze Sendung blieb eher schlicht, allzu hölzern wurden die Sichtweisen aneinandermontiert, Kommentierung und Erhellung des Hintergrundes blieben aus. Und: Was um alles in der Welt hat arte bzw. das ZDF geritten, die lautmalerischen Ausführungen der Protagonisten derart unpassend zu synchronisieren, dass man sich dauernd wie in einem Wolfgang-Ecke-Hörspiel vorkam? Steffen Grimberg

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