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Städtebaulicher Regionalmief -betr.: Dieter Mützelburg über Stadtreparaturfonds/Stadtplanung, taz v. 12.8.96

Betr.: Dieter Mützelburg über Stadtreparaturfonds/Stadtplanung, taz v. 12.8.

Es wäre traumhaft, wenn Bremen eine potente und international anerkannte Stadtplanungs-Chefin bekommen würde, die dem Wirtschaftssenator mal in den Geldsäckl greift. Nur wie soll diese Fee die Stadt aus ihrem städtebaulichen Regionalmief herausführen?

Das Sahnestück Teerhof ist vollgemauert mit Modelleisenbahn-Architektur, an der heimatverbundenen Schlachte hat jemand indische Granitklötzchen verstreut und im lnnenstadtkern an der Sögestraße/Katharinenkloster verbreitet die neu entstehende Landesbank-Architektur den Charme eines Kontoauszuges. Den neuen Bahnhof- Nordausgang umgibt ALDI-Flair, und das städtebauliche Filetstück auf dem Bahnhofsvorplatz wird auf senatorisches Drängen verramscht, damit ein Investor hier eine große Renditekiste für Curry-Wurst, Döner-Kebab und Ehehygiene erstellt. Vom Geld des Grundstücksverkaufs soll zur ,städtebaulichen Aufwertung' eine Rasenfläche vor dem Überseemuseum entstehen, auf der sich Fiffi noch schnell auskacken kann, bevor er mit Frauchen im lCE entschwindet.

Was bleibt also noch? Soll sich die Stadtplanungs-Chefin vielleicht mit den ewiggestrigen Rufen der Handelskammer beschäftigen, die die Straßenbahn aus der Obernstraße verbannen möchte, obwohl gerade sie das attraktivste Element dieser öden Einkaufsschlucht ist? Oder soll sie in der Architektenkammer die zitternden Schweißhändchen halten, die internationale Architekten-Wettbewerbe in Bremen fürchten?

Man kann einer stellensuchenden Stadtplanungs-Chefin nur zurufen: „Etwas Besseres als in Bremen findest Du überall!

P.S.

Die ,weltfremden' Bayern bauen übrigens auf dem Vorplatz des Nürnberger Hauptbahnhofs mit Beteiligung der Wirtschaft ein Kunst- und Designmuseum und die Stadt Freiburg läßt gegenüber dem Bahnhof ein multifunktionelles Konzerthaus entstehen! Carsten Schnoor

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