: Stadtwerder: Scherf päppelt swb AG
Die swb hat sich verpflichtet, das Stadtwerder-Gelände für eine Wohnbebauung abzugeben. Ein Gewinn ist dabei nicht zu machen – nur Verluste will swb-Chef Harder vermeiden. Das hat ihm Bürgermeister Henning Scherf jetzt zugestanden
Bremen taz ■ „Wir sind auf der Zielgeraden“, formuliert die Sprecherin der swb AG (Ex-Stadtwerke), Marlene Odenbach. In den nächsten Wochen wird weiter verhandelt, und dann kann es vielleicht im Herbst losgehen mit dem Stadtwerder. Was dann losgeht? Eben darum wird verhandelt. Entweder wird ein Ideenwettbewerb für Architekten ausgeschrieben über die Frage, wie man das Gelände und um die „umgedrehte Kommode“ attraktiv und rentabel bebauen könnte. Oder es wird schon richtig ausgeschrieben, um zu sehen, wie viel Geld Baufirmen für das Gelände bieten. Und dann – ja dann muss man weitersehen.
Die swb soll nicht gezwungen werden, das Gelände mit Verlust zu verkaufen, hatte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) in einem Brief an den swb-Vorstands-Chef Gerhard Harder versichert. Dieser Brief habe entscheidend zur Beruhigung der emotional gespannten Lage zwischen Stadtentwicklungssenator Jens Eckhoff (CDU) und dem swb-Chef beigetragen – das ist die offizielle Lesart, die aber mehr Fragen aufwirft als sie wirklich beantwortet: Wieso sollte der Verkauf eines Baugrundstückes Verlust bringen? Was nützt ein Brief vom Bürgermeister dagegen?
Der Vorgang ist nur verständlich, wenn man weiß, was nicht offen ausgesprochen wurde: Die swb-AG hatte sich im Jahre 1999 beim Kauf des Abwasserbereiches von der Stadt verpflichtet, das Stadtwerder-Gelände zur Bebauung freizugeben. „Das war Bestandteil des Kaufpreises“, bestätigt die swb-Sprecherin. Beziffert wurde das damals nicht.
Der Baugrund ist mit alten Wasserleitungen durchlöchert wie ein Schweizer Käse und muss erst baureif gemacht werden. Die denkmalgeschützte „umgedrehte Kommode“ ist nur mit hohen Investitionskosten für eine Nutzung vorzubereiten. Besondere Gewinne sind aus dem Verkaufserlös daher nicht zu erwarten. Deswegen hatten die Stadtwerke nie von sich aus Interesse, das citynahe Gelände der Stadt zurückzugeben. Erst auf Drängen der Stadt wurde es Teil der Verhandlungen um den lukrativen Abwasser-Bereich.
Als die swb das Gelände 1999 als Verhandlungs-Punkt auf den Tisch legte, da erwarteten die Beteiligten aber immerhin, dass der Verkauf nichts kosten würde. „Zumindest eine schwarze Null soll unten stehen“, formuliert das die Unternehmenssprecherin. Nachdem die Stadt in einem ganz anderen Zusammenhang die swb gezwungen hatte, unrentable Anteile der Wohnungsgesellschaft „Bremische“ zu kaufen, war swb-Chef Harder sauer und wollte sich auf kein Risiko mehr einlassen: Er bestand auf ein Schriftstück, das er zücken kann, wenn aus dem Stadtwerder-Verkauf Verluste drohen. Mit dem Scherf-Brief hat er das nun. Darin steht nichts Konkretes, nur dass die Stadt die swb-AG nicht drängen werde.
Da sich die Unterhändler der Stadt beim Verkauf des Abwasser-Bereiches kein Datum geben ließen, zu dem der Verkauf abgeschlossen sein soll, hat seine swb AG gute Karten: Sie kann warten. Nur böse Schlagzeilen wie die, die Eckhoff produziert hatte, könnte sie ärgern. Der Scherf-Brief hat also vor allem den Effekt, den Bausenator zum Schweigen zu bringen. Und wenn am Ende der erzielbare Kaufpreis nicht ausreicht für die Entwicklung des Geländes und des Turms, dann kann die swb zur Stadt gehen und den Brief zeigen und sagen: Nun zahlt mal schön, sonst verkaufen wir nicht, sondern gewinnen Zeit mit neuen schönen Ideenwettbewerben.
Klaus Wolschner