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StadtplanungAll die Discounter im Viertel

Das Steintor rückt immer stärker ins Visier der Supermarkt-Ketten. Grundstücke gegenüber des Ziegenmarktes werden derzeit aufgekauft - ein möglicher Standort für einen neuen Aldi

Vor dem Steintor: Die Baustelle ist schon da - bald auch ein neuer Aldi-Supermarkt? Bild: Jan Zier

Wer die Schließung des einstigen Viertel-Aldis auf der Bismarckstraße noch immer nicht verwunden hat, kann neue Hoffnung schöpfen: Ein Immobilienunternehmen versucht, zwischen Helenen- und Grundstraße - gegenüber des Ziegenmarktes - Grundstücke aufzukaufen. Als Fläche für einen neuen Aldi, sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking.

Aldi hält sich bedeckt. "Es ist etwas an uns herangetragen worden", sagt der Leiter von Aldi Nord in Weyhe, Mirko Noack. Die Grundstücke könnten ein möglicher Standort sein. Zwei Eigentumswechsel hat es laut Bücking bereits gegeben: Verkauft wurden das Gebäude des Musikklubs Moments und das Eckhaus zur Grundstraße. Noch unklar sei, wer der oder die neuen Besitzer sind.

Dort einen Discounter zu eröffnen, ist grundsätzlich möglich. Die Ecke sei Mischgebiet, erklärt Bücking, und Handel zulässig. An Supermärkten mangelt es vor dem Steintor ab Höhe des Ziegenmarktes - wo regelmäßig ein Wochenmarkt stattfindet - indes nicht: Auf wenigen hundert Metern kämpfen ein Rewe - einst Extra -, ein Plus und ein Markant um Kundschaft, ein Bio-Supermarkt ist im Bau. "Es gibt kein Argument der Welt zu sagen, auf der einen Seite darf Obst verkauft werden, ein Aldi aber ist nicht in Ordnung", so Bücking. Er fände eine Eröffnung "ärgerlich". Besonders auf der Rückseite der Gebäude habe sich ein "erhaltenswertes Kulturrefugium" mit Tanz und Kunst etabliert, das "nur so lange existieren kann, wie die Gebäude im Windschatten von Investoren liegen". Er sorgt sich auch um den vorhandenen Einzelhandel: "Was neu kommt, darf das Gewachsene nicht vernichten." Als Grünen-Mitglied steht Bücking zudem der Kette und ihrem "aggressiven Verkaufsmarketing" an sich skeptisch gegenüber. "Auf Fair Trade legen wir viel Wert", sagt er. Im Viertel gebe es allerdings auch Leute, die auf günstige Preise angewiesen seien. Norbert Caesar, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nordsee-Bremen, fürchtet für den Rewe-Markt vis-a-vis des potenziellen Aldi-Grundstückes keine Gefahr: die Angebote der Ketten seien "ganz unterschiedliche Schienen". Und: "Im Handel ist Wettbewerb."

Für manche Viertel-BewohnerInnen mögen diese Entwicklungen verheißungsvoll klingen: Groß war die Trauer, als vor drei Jahren die Aldi-Filiale auf der Bismarckstraße schloss - nach 30 Jahren. Eine Bürgerinitiative demonstrierte bei Kaffee und Kuchen für den Erhalt "ihres" Aldis und sammelte immerhin 1.000 Unterschriften. Das schlug Wellen bis in den Bundestag: Unterstützung kam von Axel Troost, Bundestagsabgeordneter und Bundesvorstand der Linken. Auch Aldi hält an seinem Interesse an der Östlichen Vorstadt fest, bestätigt Noack. Auf der Bismarckstraße war einst die Ladenfläche zu klein geworden. Nachdem die Discounter verpflichtet wurden, Plastikflaschen zurück zu nehmen, reichten 400 Quadratmeter nicht mehr, um auch noch Pfandautomaten aufzustellen. Ein neues Grundstück fand sich zunächst nicht.

In der Regel hält Aldi Ausschau nach Ladenlokalen mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern und ruft auf seiner Homepage auf, entsprechende Angebote einzureichen. "Es melden sich auch Projektentwickler", sagt Noack, "die sagen, sie könnten Grundstücke akquirieren." Am Ziegenmarkt könnte eine entsprechende Baufläche entstehen, die Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz. In die Suche werden aber auch andere Standorte einbezogen, so Noack.

Das käme auch Bücking entgegen: Eine Filiale "weiter unten im Steintor, etwa am Parkplatz Lübecker Straße" hält er für "vorstellbar". Die könnte zudem "Leute tiefer ins Steintor ziehen".

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