Stadtentwicklung: Bahnhof bekommt sein Viertel
Nördlich des Hauptbahnhofs soll ein neues Stadtquartier mit Wohnungen, Galerien und Gewerbe entstehen. Architekten, Senat und Grundstückseigner stellen den Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs vor.
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Ein neues Stadtquartier mit Metropolenflair soll nördlich des Hauptbahnhofes entstehen. Senatsbauverwaltung, Grundstückseigentümer und Architekten stellten am Montag gemeinsam das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs vor, zu dem fünf Planungsbüros ihre Entwürfe ausgearbeitet hatten. Gewonnen hat ein Team aus dem Rotterdamer Büro KCAP/ASTOC und den Berliner Landschaftsarchitekten Studio Urban Catalyst. Ihre Planung für das 40 Hektar große Areal zwischen Nordhafen, Spandauer Schifffahrtskanal und Hauptbahnhof sieht eine lebendige Mischung vor aus Wohnen am Wasser, Gewerbeflächen und Kultur vor.
Im Norden soll zudem ein "Standort für Klinik und Forschung", im Süden ein "Kunstcampus" entstehen. Von einem "Metropolis" mit unverwechselbarer Identität schwärmte der Vorsitzende des Preisgerichts Carl Fingerhuth. Baubeginn könnte frühestens 2010 sein, im Sommer soll ein entsprechender Bebauungsplan im Parlament verabschiedet werden.
Das "Metropolis" bildet den Schlusspunkt einer städtebaulichen Entwicklung, die der Senat seit Jahren mit den Eigentümern vorantreibt. Ende vergangenen Jahres wurde die Planung des "Lehrter Stadtquartiers" südlich des Hauptbahnhofs abgeschlossen. In Nachbarschaft des Bundeskanzleramts sollen der gläserne Büroturm "Cube" sowie weitere Flächen für Büros, Einzelhandel und Wohnungen entstehen.
Das Quartier im Norden wird nach Darstellung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ein Kontrapunkt zum kommerziell geprägten Lehrter Stadtquartier sein. Unter Einbeziehung der AnwohnerInnen solle ein sozial und gesellschaftlich ausgewogenes, vernetztes und nach Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit gebautes Viertel entstehen. In einem für Berlin neuartigen Vorgehen werde man weitere Realisierungswettbewerbe für die einzelnen Teilstücke ausschreiben.
Ein Investor äußert bereits Interesse an dem Projekt: Der ehemals bundeseigene Immobilienentwickler Vivico, der inzwischen im Besitz der österreichischen Aktiengesellschaft CA Immo ist, kündigte an, "mindestens die Hälfte" seines Geländeeigentums selbst zu bebauen. Vivico hält mit 20 Hektar entlang dem Kanal die Hälfte des Areals - und die attraktivsten Grundstücke. Die Bahn AG, der zehn Hektar gehören, ließ verlauten, man freue sich auf "internationale Investoren". Neben dem Land Berlin, das insgesamt sechs Hektar besitzt, gehören die übrigen Flächen unter anderem der Post und der Aurelis Immobiliengruppe.
Dass die Gegend bei so vielen Interessen nicht doch zum Flickenteppich gerät, will der Masterplan verhindern. Er soll Anteile von Wohnflächen und öffentlichem Raum festlegen und den Bau von Hochhäusern reglementieren. Eine weitere Vorgabe ist, eine öffentlich zugängliche Uferpromenade am Kanal zu erhalten. Begonnen werden soll das Mammutprojekt mit dem Kunstcampus am Hamburger Bahnhof. Dort schafft die Vivico schon jetzt Fakten: Das "Galeriehaus am Wasser", das acht Galerien und eine Sammlung beherbergen wird, ist bereits im Bau.
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