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StadtentwicklungAusweitung der Hochglanz-Zone

Hamburgs neuer "Business Improvement District": Die alte Dammtorstraße zwischen Gänsemarkt und Esplanade bekommt ein Uplifting und lädt ein zur Spekulation.

Hamburg will hoch hinaus, hier mit dem künftigen "Opernboulevard". Bild: Maximilian Probst

Sicher, Schwärmen macht Spaß. Der Leiter des Bezirksamts Mitte, Markus Schreiber, tut sich da keinen Zwang an und freut sich auf einen "wunderschönen Boulevard", auf dem "zu lustwandeln" ein "neues Highlight für die ganze Stadt" werde.

Gemeint ist die Dammtorstraße zwischen Esplanade und Gänsemarkt, die zum "Opernboulevard" umgetauft und umgebaut werden soll - mit Hilfe eines "Business Improvement Districts" (BID). Was das ist? So etwas wie "Public-Private-Partnership", oder wie es der Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung forsch sagt: "eine Win-win-Situation für alle Beteiligten".

Mit dem weltläufigen Vokabular ist man damit in der Dammtorstraße, dem "westlichen Entree zur Innenstadt" wie es aus der BID GmbH heißt, aber noch längst nicht am Ende. Die Oberpostdirektion wird bald als "Medical Center" neu erstrahlen, gegenüber liegt der Büroneubau "HanseContor", die ehemalige Oberschulbehörde, ein Fritz-Schumacher-Bau, sieht der Zukunft als "Opern-Palais" entgegen, und die dahinter gelegenen Bauten der Großen Theaterstraße werden als "Opera Offices" vermarktet. Nur der entstehende Bürokomplex gegenüber der Staatsoper soll nun doch nicht "Oper Plaza" heißen, sondern "Deloitte-Haus", nach der Wirtschaftsprüfungsfirma, die dort mit 400 Mitarbeitern einzieht. Ein BID-Architekt stellte der Straße dennoch aus, das Potential zu einem "Klein-Soho" zu haben.

Laut Hamburger Abendblatt werden "mehrere hundert Millionen Euro" in Neubau- und Gebäudebestand der Dammtorstraße gesteckt. Da schien es wohl nur recht und billig, dass auch die Straße was hermacht. Mit dem 2008 angeschobenen BID investieren die Grundeigentümer mit der Stadt 4,7 Millionen Euro in deren Gestaltung.

Die Stadt kommt mit 2,45 Millionen für die Sanierung der Fahrbahnen - sie werden von vier auf drei Spuren dezimiert - und den Untergrund neuer, breiterer Gehwege auf. Die Grundeigentümer, einschließlich der Oper, finanzieren mit 2,25 Millionen den Gehwegbelag (hellen Beton mit gelben Natursteinanteilen), die Vermarktung der Straße und die Aufrechterhaltung der Ordnung ("Es soll ein umfassender Service in Bezug auf Sauberkeit, Sicherheit und Parkraum geboten werden", hieß es in dem stilbildenden BID Neuer Wall).

Die BID Opernboulevard, der elfte seiner Art in Hamburg, ist auf drei Jahre angelegt. Danach kann es zu einer Wiederauflage kommen - wie im Anschluss-BID des Neuen Walls bereits geschehen -, oder zu einer Einstellung. Von der Handvoll Einzelhandelsgeschäfte, die es in der Straße noch gibt, wird das BID prinzipiell begrüßt. Allerdings schreckt die Inhaber die Aussicht auf lange Bauarbeiten. Zumal die Straße schon seit Jahren "eine einzige Baustelle ist" und die Läden dadurch von der Laufkundschaft abgeschnitten worden seien, sagt die Inhaberin des Modegeschäfts "Elfenreich". Einige fürchten, finanziell nicht durchhalten zu können, sollten die Baupläne nicht wie vorgesehen bis Ende 2012 abgeschlossen sein. Mietminderungen können die Läden nicht geltend machen. Dafür drohen später höhere Mieten - da die Eigentümer die BID-Investitionen nur über die Vermietung wieder hereinholen können. Es geht, überflüssig zu sagen, schließlich nicht um eine Aufhübschung der Straße, sondern um eine Aufwertung.

Auf deren Effekt wartet offenbar auch die DIC-Asset, ein Immobilienentwickler, der 2006 die ehemalige Oberschulbehörde von der Stadt gekauft hat. Seither hat sich dort nichts getan. Sie steht leer, nicht anders als die ebenfalls der DIC gehörenden ehemaligen Verwaltungsbauten der Oper in der Großen Theaterstraße, und scheint zu schlummern. Womöglich, um pünktlich zu erwachen, wenn die Stunde der fetten Mieten auf dem glänzenden Opernboulevard schlägt.

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1 Kommentar

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  • C
    CMB

    Interessant, dass die taz verschweigt, wer politisch dafür verantwortlich ist.

     

    BIDs sind ja nix Neues - sie werden seit Jahren gerne als "Malls without Walls" bezeichnet und stehen symptomatisch für eine Art der Privatisierung des öffentlichen Raumes. Schön sauber sein um der Opern-Klientel oder den Deloitte-Mittelklasse-MitarbeiterInnen (absichtlich ironisch formuliert) kein Anblick von Obdachlosen zuzumuten. Dafür werden dann BürgerInnen-Rechte beschnitten.

     

    ABER: Wann ist denn diese gesamte Planung durchgeführt worden? Unter einer GRÜNEN Stadtentwicklungssenatoren und Spitzenkandidatin in spe (Hajduk). Hat man je von den Grünen kritisches über BIDs gehört? Diese Verantwortlichkeit muss auch mal erwähnt werden, statt durch Vergessen oder Weglassen die GAL im Nachhinein Reinzuwaschen!