: Stadtbad zum zweiten Mal besetzt
■ Bäderbetriebe wollen heute über mögliche Räumung entscheiden
Der Konflikt um die Ausstellung „Fluten 2“ im Stadtbad Oderberger Straße in Prenzlauer Berg spitzt sich zu. Nachdem die Berliner Bäderbetriebe (BBB) gestern morgen die Schlösser an dem seit 1987 stillgelegten Bad ausgewechselt hatten, hat die Initiative Stadtbad gestern zum Beginn des dritten Ausstellungstags um 16 Uhr die neuen Schlösser geknackt.
Ein ebenfalls für gestern angesetztes Gespräch zwischen Kultursenator Peter Radunski (CDU) und Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) fiel indes aus. Stahmers Sprecherin Almut Träger erklärte, für das Bad seien allein die Bäderbetriebe zuständig. „Frau Stahmer ist lediglich Aufsichtsratsvorsitzende der Bäderbetriebe und nicht weisungsbefugt“, sagte Träger und deutete an, daß der Sportverwaltung nicht an einer politischen Lösung gelegen ist: „Wenn Sie ein Problem mit der BVG haben, wenden Sie sich doch auch nicht an den Verkehrssenator.“
Dietmar Ranz, Vorstandsmitglied der Bäderbetriebe, erklärte gestern, er sei verärgert über das neuerliche Knacken des Schlosses. „Offensichtlich ist es aber üblich geworden, daß man sich über Beschlüsse derart hinwegsetzt“, sagte Ranz. Von einer polizeilichen Räumung wollte er aber gestern noch absehen. „Man muß nichts über das Knie brechen“, sagte er. Entgegen der Äußerungen von Stahmers Sprecherin Träger, wollen die Bäderbetriebe heute noch einmal mit der Sportverwaltung das weitere Vorgehen beraten.
Das Stadtbad Oderberger Straße war am Sonntag von einer Bürgerinitiative, Stadträten und zahlreichen Künstlern besetzt worden, nachdem Sportsenatorin Stahmer eine mündliche Zusage zur Nutzung der stillgelegten Räume wieder rückgängig gemacht hatte. Begründung: Die Elektrik des Bades sei nicht gewartet worden. Dazu Ausstellungsmacherin Michaela van den Driesch: „Wir arbeiten ohnehin nur mit Baustrom.“
Die Ausstellung, bei der Künstler aus dem Bezirk ihre Sicht auf den sozialen und politischen Wandel präsentieren, soll bis zum 30. November geöffnet bleiben. Nach einer Diskussion gestern abend über private und kollektive Eigentumsformen soll am 18. November eine Podiumsdiskussion über die Zukunft des Stadtbads stattfinden. Uwe Rada
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